Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Adolf sie ihm nicht gibt«, entgegnete Friedrich düster. »Freibergs Silberreichtum weckt zu viele Begierden.«
    »Keine Sorge!«, beschwichtigte Albrecht ihn. »Wenn der Erzbischof von Mainz morgen die Krone auf den hässlichen Schädel meines geliebten böhmischen Schwagers drückt, dann haben wir schon zwei Verbündete auf einem Haufen.«
    Sein Grinsen wurde nun noch breiter. Der Wirkung seiner Worte sicher, biss er erneut genüsslich in seinen Braten.
    »Der Erzkanzler?«, vergewisserte sich Heinrich von Kärnten verblüfft und beugte sich leicht vor. »Dieser listige Fuchs!«
    Friedrich hingegen war von diesem Verbündeten weniger überrascht. Der mit allen Wassern gewaschene Gerhard von Mainz gab sich zwar neutral, aber sein Bündnis mit Adolf war längst zerbrochen. Außerdem hatte Gerhard seine eigenen Interessen in Thüringen, denen zuwiderlief, dass der König die Landgrafschaft aus wettinischer Herrschaft an sich riss.
    »Das wären also schon drei von sieben Stimmen«, fuhr Albrecht von Habsburg ungerührt fort. »Jetzt müssen wir nur noch dem Kölner Erzbischof klarmachen, dass es nicht in seinem Interesse liegen kann, wenn sich das Herrschaftszentrum des Reiches vom Rhein an die Elbe verlagert.«
    Ungeniert warf er die abgenagte Keule hinter sich und wischte sich die Hände im Gras ab. »Das dürfte wohl nicht besonders schwerfallen.«

Pfingsten 1297 in Prag
    D ie Gassen Prags barsten geradezu vor Menschen, die dicht an dicht standen, schubsten und drängten, um die vielen prachtvoll gekleideten Reiter zu sehen und um mit Glück und Ellbogeneinsatz etwas von den Almosen zu ergattern, die die hohen Herren reichlich spendeten.
    Aus allen Himmelsrichtungen und benachbarten Landen strömten Fürsten und andere hohe Adlige herbei, um die Krönung des böhmischen Königs zu feiern. Und weil Wenzels prachtvolle Hofhaltung geradezu legendär war, hatten sich auch die edlen Gäste nach Kräften bemüht, ihren Reichtum in kostbaren Gewändern, blitzenden Waffen und teurem Geschmeide zu zeigen.
    Lediglich Friedrich, der einstige Markgraf von Meißen, der an der Seite seines Schwagers Heinrich von Görz-Tirol zum Vyšehrad ritt, fiel durch seine betont schlichte Kleidung auf.
    Mochten ihn die Prager für einen Adligen halten, der wegen eines Gelübdes auf Prunk verzichtete, oder für einen einfachen Ministerialen, wogegen seine vornehme Haltung und sein edles Pferd sprachen. Die Fürsten des Reiches wussten, wer er war … und was er sein sollte.
    Sein schmuckloses Aussehen war unmissverständlich eine stumme Mahnung daran, was ihm widerfahren war, und eine Aufforderung, Gerechtigkeit wiederherzustellen.
    Der Jubel der Menschen links und rechts des Weges wühlte Friedrichs Innerstes auf; nur mit Mühe gelang es ihm, Fassung zu bewahren und gelassen zu wirken.
    Er wusste, die Begeisterung galt nicht ihm, sondern den Männern, die direkt hinter dem Banner des Herzogs von Kärnten ritten und in dessen Auftrag freigiebig Münzen in die Menge warfen.
    Doch mit solchem Jubel war er empfangen worden, als er in den zurückliegenden Monaten mit seinen Schwägern Verona besucht hatte, wo die stauferfreundlichen Ghibellinen in ihm nach einer alten Prophezeiung immer noch den künftigen Kaiser sahen. Und so hatten ihn stets auch die Freiberger willkommen geheißen, die Bewohner der Stadt, an der er am meisten hing und in der er sich oft und gern aufgehalten hatte.
    Zweitausend Mann Besatzung hatte der König in Freiberg gelassen. Gott allein wusste, welches Leid sie den Menschen zufügten und wie sie seinen Besitz plünderten, wie viel Silber sie aus den Gruben holten, das eigentlich ihm gehörte.
    Sein Schwager schien zu erraten, was in ihm vorging.
    »Genieße ihn einfach, diesen Augenblick, Bruder!«, rief er zu ihm herüber. Dann fügte er mit bedeutungsschwerem Blick hinzu: »Dein Tag wird kommen.«
    Sein Tag.
    Der Tag, an dem er die Mark Meißen, sein rechtmäßiges Erbe, wieder zugesprochen bekam. Die Königskrönung in Prag würde ihn diesem Tag näherbringen.
    Ein Tumult kurz vor sich riss ihn aus den Gedanken.
    Markus, der junge Freiberger, der sich ihm kurz nach dem Fall der Stadt schwer verwundet angeschlossen hatte und inzwischen sein persönlicher Leibwächter geworden war, lenkte sein Pferd eine Elle weit zur Seite, zog das Schwert und rief drohend etwas in der Sprache der Böhmen.
    Was immer sein Warnruf bedeuten mochte – er zeigte Wirkung. Die drängelnde Menge wich zurück, um den Pferden Platz zu

Weitere Kostenlose Bücher