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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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besten Freundin in der Mittelstufe nach Iowa. Die Nachricht, dass ihr Vater Pete und ich uns trennten.
    Aber Katy war jetzt vierundzwanzig. Was konnte passiert sein, das sie so tief verstörte? Eine Krankheit? Ein Streit in der Arbeit? Eine Krise mit Lija? Pete?
    Wie bei diesen längst vergangenen Herzensschmerzen kam meine Reaktion blitzschnell und instinktiv.
    Mach was dagegen!
    Aber ich wusste: Ich konnte nichts tun.
    In meiner Hilflosigkeit strich ich meiner Tochter über den Kopf und machte beruhigende Geräusche.
    Omas Uhr tickte regelmäßig wie ein Metronom. Ich erinnerte mich an ihre knotigen Hände auf meinem kleinen Kopf, ihre Stimme, die mich in den Unglücksfällen meiner eigenen Kindheit getröstet hatte.
    Draußen bellte ein Hund. Andere antworteten. Eine Hupe ertönte.
    Irgendwann erschien Birdie in der Tür. Vielleicht, weil er die Heftigkeit der Gefühle spürte, vielleicht, weil er hungrig oder gelangweilt war, trollte er sich wieder.
    Langsam, aber unausweichlich wurde Katys Schluchzen schwächer, und ihr Atem bekam wieder einen normalen Rhythmus. Sie löste sich von meiner Brust und stand auf.
    War das Gesicht meiner Tochter normalerweise perfekt geschminkt, setzte sie jetzt einen neuen Standard für aufgelöstes Make-up. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase und strich sich dann Strähnen ihrer langen, blonden Haare aus dem Gesicht.
    Ich zog Papiertaschentücher aus einem Karton und gab sie ihr. Sie wischte sich die Augen, schnauzte sich und warf den Knäuel dann auf den Boden.
    »Coop ist tot.« Kaum ein Flüstern.
    »Coop kommt nach Hause.« Blöd, aber genau das sagte ich. Ich hatte Katys Worte gehört, aber mein Hirn hatte sie noch nicht verarbeitet.
    »Ja.« Sie kämpfte wieder gegen Tränen. »In einer Kiste.«
    Ich hielt ihr frische Tücher hin, umfasste ihre Hände. »Was ist passiert?«
    »Hast du keine Nachrichten gesehen?«
    »Ich war den ganzen Tag in Lumberton.«
    »Aufständische beschossen ihren Konvoi. Coop kam zusammen mit einem afghanischen Fahrer und zwei Frauen aus England ums Leben.«
    »O Gott. Wann?«
    »Gestern.« Sie atmete bebend ein. »Ich habe die Geschichte auf CNN gehört, aber nicht weiter darüber nachgedacht. Es wurden keine Namen genannt, weder die der Toten noch der Organisation, für die sie arbeiteten. Dann wurden heute die Opfer identifiziert. Ich...«
    Ihre Unterlippe zitterte. Sie biss sich darauf.
    »Ach, Katy«, sagte ich.
    Verdammt, dachte ich.
    Doch nein, genau so lief das ab. Die Identitäten wurden erst preisgegeben, wenn die nächsten Angehörigen benachrichtigt waren.
    »Hast du mit Coops Familie telefoniert?«
    »Ach ja, richtig.« Sie schnaubte verächtlich. »Bekam einen Onkel oder Cousin oder was auch immer ans Telefon. Und der sagte mir im Wesentlichen, ich könne ihn mal.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Der Kerl hatte keine Ahnung, wer ich war, und es war ihm auch scheißegal. Meinte, der Gedenkgottesdienst sei nur für die Familie. Vielen Dank für den Anruf. Und leck mich.«
    »Wo wurden sie überfallen?«
    »Irgendeine Straße außerhalb von Kabul. Alle in dem Konvoi arbeiteten für das International Rescue Committee. Sie wollten Coop und eine der Britinnen zum Flughafen bringen.«
    Um nach Hause zu fliegen. Sie konnte es nicht sagen.
    »Im zweiten Fahrzeug wurden zwei verletzt. Alle vier im ersten Auto waren auf der Stelle tot.« Katy schluckte. »Gestorben an vielfachen Schusswunden.«
    »Ach, Kleine, das tut mir ja so leid.«
    »Das waren Helfer!« Sie kreischte es beinahe. »Sie haben Brunnen gegraben.«
    Ich drückte Katys Hände. Sie zitterten.
    »Die Taliban haben die Verantwortung übernommen. Sie behaupten, Coop und seine Kollegen seien Spione gewesen. Spione! Kannst du dir das vorstellen?«
    In mir kämpfte Abscheu mit Kummer. Und wachsender Wut. Es war die übliche Rechtfertigung der Taliban für Mord. Die Opfer waren immer Spione oder Kollaborateure.
    »Diese Arschlöcher nannten das International Rescue Committee einen verhassten Alliierten der Invasionstruppen.«
    »Wenn ich nur wüsste, was ich dir sagen soll, meine Kleine.«
    »Sie waren unbewaffnet, Mom. Ihr Fahrzeug war über und über mit IRC-Stickern beklebt.«
    »Es tut mir so, so leid.« Erschöpft von meiner Fahrt nach Lumberton und argwöhnisch meinen eigenen Gefühlen gegenüber, sollte ich ihnen freien Lauf lassen, fiel mir beim besten Willen nichts anderes ein als diese zugegeben lahme Erwiderung.
    »Coop war kein Spion. Er ging nach Afghanistan, weil er

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