Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Schälchen mit abgepacktem Sushi.
Ich öffnete ein paar Schränke. Dasselbe.
Diese Großzügigkeit war typisch Danny. Immer wieder hatte er, wenn es mir schlecht ging, irgendein albernes Geschenk geschickt, um mich zum Lachen zu bringen. Wenn ich gut drauf war, mich über einen kleinen Sieg oder eine Leistung freute, hatte er mir ein albernes Geschenk geschickt, um meine Freude noch zu vergrößern.
Als Danny zurückkam, bot ich ihm an, die Lebensmittel zu bezahlen. Er verlangte ein Bier, lehnte aber das Geld ab.
Wir diskutierten. Schließlich nannte Danny einen Betrag. Da ich wusste, dass er zu niedrig angesetzt war, verdoppelte ich ihn und schrieb einen Scheck aus. Dann setzten wir uns beide in Clubsessel auf der Veranda.
»Spiders Geschichte wird seinen Alten Herrn nicht sehr glücklich machen.«
Danny trank einen Schluck Corona und begann.
»Im Dezember 1967, während seiner Stationierung in Vietnam, entfernte sich Soldat John >Spider< Lowery unerlaubt von seiner Einheit.«
»Er hat sich einfach aus dem Staub gemacht?«
»Offensichtlich. Sechs Wochen später wurde er im Haus einer vietnamesischen Prostituierten in den Außenbezirken von Saigon von der Militärpolizei verhaftet.«
»Sie wohnten zusammen?«
Danny nickte. »Kurz gesagt, Lowery landete im Long-Binh-Gefängnis, einem Militärknast an der Straße zwischen Bien Hoa und Saigon. Nach einer Weile bot man ihm die vorzeitige Entlassung an, wenn er zu seiner Einheit zurückkehrte und seine Pflichten wieder aufnahm.«
»War das damals so üblich?«
Wieder ein Nicken. »Der Krieg war in seiner heißen Phase, und das Militär brauchte so viele Soldaten wie nur möglich, wenn das Vergehen deshalb nur unerlaubtes Entfernen war, ließ sich das Militär auf den Handel ein.«
1968. Die Tet-Offensive. Die Schlacht von Hue.
Ich war zu der Zeit noch ein Kind gewesen, aber in meiner Zeit beim JPAC hatte ich mich mit den Details vertraut gemacht.
Im Januar 1968 hatten die Nordvietnamesische Armee, die NVA, und die Nationale Front zur Befreiung Südvietnams, der Vietcong, in der Hoffnung, einen nationalen Aufstand zu provozieren, den traditionellen Waffenstillstand zum Mond-Neujahrsfest gebrochen und die Tet-Offensive gestartet. Über zehn Städte wurden angegriffen. Wie auch General Westmorelands Hauptquartier und die US-Botschaft in Saigon.
Während dieser Urbanen Offensive nahmen die NVA- und Vietcong-Truppen Hue ein. Die Marines starteten einen Gegenangriff und eroberten die frühere Hauptstadt zurück, Meter um blutigen Meter.
»Spider wurde am 23. Januar 1968 aus dem Long Binh entlassen und stieg in einen Huey, der ihn zu seiner Einheit zurückbringen sollte«, fuhr Danny fort. »Die Passagierliste verzeichnete vier Mann Besatzung und den Soldaten Lowery. Kurz nach dem Start stürzte der Huey ab und verbrannte mit allen an Bord.
Drei Besatzungsmitglieder wurden am nächsten Tag geborgen und identifiziert. Zwei Warrant Officers, der Pilot und der Kopilot, und ein Sergeant, der Truppenführer. Mehrere Tage später wurde in der Nähe der Absturzstelle eine vierte, stark verbrannte Leiche gefunden. Die Leiche trug Armeedrillich, aber keine Rangabzeichen.«
»War das nicht merkwürdig?«
»Nicht angesichts der Tatsache, dass Lowery frisch aus dem Gefängnis kam.« Danny trank noch einen Schluck von seinem Bier. »Die verbrannte Leiche wurde in die Leichenhalle von Tan Son Nhut gebracht, wo eine forensische Untersuchung ergab, dass das Opfer Lowerys Profil entsprach, in Alter, Geschlecht, Rasse und Größe.«
»Was war mit dem vierten Besatzungsmitglied?«
Danny schüttelte den Kopf. »Ein Wartungsspezialist. Er wurde ausgeschlossen. Weiß nicht so recht, warum.«
»Wurden seine Überreste je gefunden?«
»Da muss ich nachfragen.« Noch ein Schluck. »Nach Identifikation und Bearbeitung wurden Lowerys Überreste vom Tan Son Nhut nach Lumberton, North Carolina, transportiert, um dort beerdigt zu werden. Ende der Geschichte.«
»Offensichtlich nicht«, sagte ich.
»Offensichtlich nicht.« Danny stellte die leere Bierflasche ab und stand auf. »Ein schönes Wochenende euch beiden.« Trotz Katys Kummer hatten wir das auch.
10
Katy schlief noch, als ich mich am Montagmorgen auf den Weg machte. Ihr Tag würde eine Wiederholung von Sonntag und Montag sein. Lesen am Strand, später am Pool. Ein bisschen Schnorcheln. Joggen am Strand. Ein langes Nickerchen.
Hawaii liegt am Äquator, das Wetter auf der Insel ändert sich also kaum. Sonnig, maximal
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