Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
die Kalaheo. Nach einer Weile kamen wir am Kailua Beach State Park vorbei.
Als mein eingebautes GPS ansprang, spürte ich ein leichtes Kribbeln der Aufregung. Danny wusste, dass mein Lieblingsstück des Oahu-Sands der Lanikai Beach war. Lanikai liegt direkt südlich von Kailua. Wohin fuhr Danny? War das seine Überraschung?
Vergiss es, tadelte mich ein pessimistisches Neuron. Du reist auf Kosten des Militärs.
Alles ist möglich, schoss ein optimistisches zurück.
Kaum waren wir in Kailua über der Brücke, war es, als würde man in Charlotte fahren. Alle paar Meter änderten sich die Straßennamen. Lihiwai. Kawailoa. Alala. Mokulua.
Hawaiianisch. Man muss es einfach lieben.
Schließlich bog Danny in eine Öffnung ein, die zwischen hoch aufragenden Hecken kaum zu sehen war. Ich folgte ihm.
Die Auffahrt führte zwischen weiten Rasenflächen hindurch zu einem zweistöckigen Haus mit Stuckverzierungen und Baikonen an drei Seiten. Hinter dem Haus konnte ich noch mehr Rasen erkennen, weißen Sand und das glitzernde Türkis der Kailua Bay.
Danny hielt an, stieg aus und kam auf mein Auto zu. Ich ließ das Fenster herunter.
»Dein neues Zuhause.« Er streckte theatralisch den Arm aus.
»Wir wohnen hier?« Ich muss zugeben, es war fast ein Kreischen.
Ein Grinsen spaltete Dannys Gesicht von einem Ohr zum anderen.
Katy setzte sich auf und spähte durch die Windschutzscheibe. »Wie hast du denn das geschafft?«, fragte ich. »Danny hat so seine Möglichkeiten.« Er tippte sich dabei an die Schläfe.
Ich wedelte mit den Fingern, was »Erzähl« heißen sollte.
»Das Anwesen gehört einem pensionierten Colonel. Er ist einen Monat nicht da, besucht seine Kinder auf dem Festland und fühlt sich sicherer, wenn das Haus bewohnt ist.«
Katy stieg aus dem Auto und ging auf das Haus zu.
»Sollen wir nachsehen, ob die Unterbringung Madams hohen Ansprüchen genügt?«
Ich ignorierte den falschen britischen Akzent, stieg aus und folgte Danny zur Haustür.
Das Haus genügte jeglichen Ansprüchen. Ansprüchen, über die ich, bei meinem Beruf, nur Gerüchte gehört hatte.
Der Dekor war eine Mischung aus hawaiianischem Plantagenstil und modernstem Hightech. Bogenfenster und -türen. Geschnitzte Holzapplikationen. Luxuriöser Pflanzenschmuck. Böden aus Stein und brasilianischer Kirsche.
Die Ess- und Wohnbereiche hatten hohe, gewölbte Holzdecken und Glasschiebetüren, die auf eine Veranda über einem Pool führten. Hinter dem Pool erstreckten sich dreißig Meter Rasen bis zu einer Reihe aus Kokospalmen und dem Strand.
In der Küche fand sich jedes Gerät, das im neuen Millennium patentiert worden war, und genug Edelstahl, um einen OP damit auszurüsten. Ein Schlafzimmer und ein Bad, ein Schminkzimmer, ein kleines Fitness-Studio und ein Büro komplettierten das Erdgeschoss.
Jeder der drei Suiten oben hatte ein Bad mit begehbarer Dusche, einem Jacuzzi und einem Hektar Marmor. Riesige Betten. Flachbildfernseher. Deckenventilatoren. Vom Boden bis zur Decke reichende Fenster mit Meeresblick, bei dem einem das Herz stehen blieb.
Katy trottete nur hinter uns her.
»Welches Zimmer willst du?«, fragte ich nach der Tour. »Das grüne ist ganz okay.«
»Dann ist es deins.«
»Und jetzt?«, fragte ich, als Katy zum Auto gegangen war, um ihr Gepäck zu holen.
Danny schaute auf die Uhr.
»Es ist Freitag, fast sechs Uhr. Das Labor wird leerer sein als das Herz eines Politikers.«
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lachen.
»Ich habe ein paar Infos über Lowery ausgegraben. Nicht viel. Über vierzig Jahre ist eine lange Zeit. Wie wär's, wenn ich dich kurz ins Bild setze, und dann entspannt Katy und du euch übers Wochenende? Montag in der Früh treffen wir uns dann im CIL und fangen mit der Untersuchung an.«
Ich war zwar enttäuscht über die zweitägige Verzögerung, aber Danny hatte recht. Es war fast elf Uhr abends Ostküstenzeit, und ich war seit fünf auf den Beinen. Ich hatte im Flugzeug kaum geschlafen und war wahrscheinlich nicht mehr fähig zu kritischen Gedanken. Und wichtiger noch, ich wollte Katy nicht jetzt sofort schon alleine lassen.
»Klingt nach einem Plan«, sagte ich.
Danny bot an, meine Sachen aus dem Auto zu holen. Ich sagte ihm, mit Koffer und Laptop würde ich schon alleine zurechtkommen. Er holte sie trotzdem.
Während Danny mein Gepäck ins Haus brachte, schaute ich in den Kühlschrank. Er war randvoll. Limonaden, Säfte, Käse, Joghurt, Humus, Obst und Gemüse, Bagels und Frischkäse,
Weitere Kostenlose Bücher