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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Ermittlungen bedienen sich auch diverser Quellen außerhalb des JPAC, darunter nationale Archive und Aktendepots der amerikanischen Regierung und ausländischer Regierungen. Veteranen, zivile Historiker, Privatleute, die Familien vermisster Amerikaner und Amateurforscher liefern ebenfalls regelmäßig Informationen.
    Letztendlich kombinieren die Experten des JPAC das alles zu einer »Verlustfallakte«. Im CIL werden permanent über 1000 offene Akten parallel bearbeitet.
    Danny trat in einem pinkfarbenen Hawaiihemd und einer weiten, braunen Hose ins Freie. Hinter seinen dicken Brillengläsern blinzelte er ins Sonnenlicht.
    Wir betraten das Building 45 durch eine Hintertür und folgten einem Korridor an den Büros des Admiralsstabs vorbei zur Haupthalle. An den "Wänden erinnerten Messingtafeln an die Namen der Gefallenen, die durch die Arbeit des JPAC identifiziert worden waren.
    Danny zog seine Karte durch das Lesegerät an einer Glasflügeltür, und wir betraten den öffentlichen Bereich des CIL. Auf der linken Seite bot eine lange Glaswand einen Blick auf das Hauptlabor. Davor lagen auf einem Klapptisch zu Demonstrationszwecken Schädel, Knochen und militärische Ausrüstungsstücke.
    Direkt vor uns führte ein Durchgang zu Büros, einem Kopierzentrum, einer kleinen Küche, einem Konferenzzimmer und einem Autopsiebereich, der für die Reinigung und Untersuchung von Artefakten benutzt wurde. An einer Empfangstheke rechts vor uns saß ein junger Mann in Armeedrillich. Über seinem rasierten Kopf hingen fünf Uhren für diverse Zeitzonen.
    Die Büros ranghoher JPAC-Bediensteter säumten den Rand. Nur zwei Türen standen offen.
    Roger Merkel ist ein großer, leicht gebeugter Mann mit schütteren Haaren. Er ist Mitte fünfzig und hat ein von den Jahren in der Sonne gebräuntes Gesicht mit tief eingegrabenen Furchen.
    Merkel saß an seinem Schreibtisch. Als er uns sah, stand er auf und drückte mich so fest, dass mir die Tränen in die Augen traten und ich einen Augenblick sein Büro nur verschwommen sah.
    Ich trat einen Schritt zurück und wunderte mich, wie immer, über Merkels Ordnungssinn. Akten und Papiere lagen in ordentlichen Stapeln auf seinem Schreibtisch. Bücher, Fotos und Erinnerungsstücke hingen und standen in perfekter Regelmäßigkeit da.
    Nach ein paar Worten mit Merkel machten Danny und ich, uns auf die Suche nach Kaffee. Lyndon Mulcahy, ein CIL-Anthropologe, verließ eben die Küche, als wir eintraten.
    Obwohl ungefähr im selben Alter wie Danny und ich, ist Mulcahy jemand, mit dem ich nie warm werden konnte. Er ist zwar recht attraktiv, hat schöne Haare und schöne Augen, aber er verhält sich, also würde er sich von Einbalsamierflüssigkeit ernähren.
    Lyndon Mulcahy lacht nie. Wirklich niemals. Ehrlich gesagt, ich konnte ihn nie leiden.
    Anscheinend teilen andere meine Ansicht. Seit ich ihn kenne, wohnt Mulcahy alleine in einer kleinen Wohnung am Waikiki Beach.
    Mulcahy schaute von dem Fax hoch, das er gerade überflog. Als er mich sah, wurde sein beständig mürrisches Gesicht steif. Mit einem Nicken ging er über den Gang davon.
    Überrascht wandte ich mich an Danny. »Was ist denn los?«
    »Na komm. Ihr wart doch noch nie Seelenverwandte.«
    »Aber wir sind immer freundlich miteinander umgegangen.«
    »Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf.«
    Danny war nun damit beschäftigt, Tassen zu holen und Kaffee einzugießen, der aussah wie flüssiger Asphalt.
    Ich überlegte mir, wie lange ich Mulcahy nicht mehr gesehen hatte. Mindestens zwölf Jahre. Bei meinen letzten Abstechern ins CIL war er auf Missionen unterwegs gewesen.
    »Ist Mulcahy immer noch sauer wegen des Kingston-Washington-Fiaskos?«
    Bernard Kingston war 67 zusammen mit drei anderen in einem Schnellboot auf dem Mekong ums Leben gekommen. Dreißig Jahre später trafen vier unvollständige Skelette im CIL ein.
    Lange Geschichte. Im Grunde ging's darum, dass Einheimische die Matrosen beerdigten, als sie angespült wurden, und 95 ihre Geschichte mit der Hoffnung auf viel Geld verkauften.
    Die Akten wurden Mulcahy zugewiesen. Ich als Kontrolleurin kritisierte seinen Bericht, weil ich befürchtete, dass zwei Identifikationen vertauscht worden waren. Wie sich herausstellte, hatte ich recht.
    »Geht's immer noch darum?«
    Danny nickte.
    »Mein Gott, das ist doch eine Ewigkeit her.«
    »Was soll ich dir sagen?« Danny hielt mir eine Tasse hin. »Der Kerl ist nachtragend wie ein Elefant.«
    Auf dem Weg zu Dannys Büro trafen wir sonst niemanden

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