Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
schaute mich an. Im Gang hörten wir den Mopp des alten Mannes im Eimer scheppern und dann auf den Boden klatschen.
Ich schaute auf meine Uhr.
»Und jetzt?« Perry ignorierte die offensichtliche Botschaft oder hatte sie gar nicht gesehen.
»Wenn Sie alles getan haben, was Sie können, also Fotos machen und Proben nehmen, dann säubern Sie die Knochen. Wenn Sie fertig sind, rufen Sie mich an.«
Ich stand auf.
Perry stand auf.
Ostentativ nahm ich meine Aktentasche in die rechte Hand und hielt meine Schlüssel in der linken. Sorry, keine Finger zum Brechen verfügbar.
Kurz vor Kailua Beach macht die Kaneohe Road eine scharfe Kurve, führt als Lihiwai auf einer Brücke über den Kaelepulu Stream und verlässt sie als Kaelepulu wieder.
Ryan rief an, als ich eben auf die Brücke fuhr. Er verschwendete keine Zeit mit Geplauder.
»Plato Lowery ist ein halsstarriger Mistkerl.«
»So?«
»Der alte Bock weigert sich, eine DNS-Probe abzugeben.«
»Warum?«
»Keine Ahnung.«
»Er hat keinen Grund genannt?«
»Er sagt, er braucht keinen.«
Lowery hatte recht. Er brauchte wirklich keinen Grund.
Während ich mein Hirn nach Ideen durchforstete, ging mein Fuß leicht vom Gas. Hinter mir trötete eine Autohupe. So viel zur Aloha-Haltung.
»Gibt es sonst noch Verwandte?«, fragte ich. »Ich dachte, Plato hätte einen Cousin erwähnt.«
»Keine, die wir gefunden hätten.«
Die Hupe ertönte schon wieder. Ich schaute kurz in den Rückspiegel. Ein fetter SUV klebte mir direkt an der Stoßstange.
»Der Sheriff des Robeson County war bei der Exhumierung anwesend. Sein Name ist Beasley. Ruf ihn an, frag ihn, ob er irgendwelche Vorschläge hat.«
»Ist einen Versuch wert.«
Als ich zu Hause ankam, versank die Sonne eben im Meer.
Katys Stimmung hatte sich seit dem vergangenen Abend deutlich gebessert. Ihr Appetit ebenfalls. Um genau zu sein, sie war am Verhungern. Buzz's Steakhouse war ganz in der Nähe, deshalb fuhren wir dorthin.
Die hawaiianischen Götter waren uns wohlgesinnt. Wir bekamen einen Tisch auf der Terrasse und aßen mit Blick auf den Kailua Beach. Ich bestellte Mahi-Mahi. Katy nahm Huhn Teri-yaki.
Beim Essen erzählte Katy mir von ihrem Tag. Sie hatte den Vormittag in einem Helikopter verbracht, den Nachmittag mit Sonnen am Lanikai Beach.
Genügend Sonnencreme?
Ja, Mom.
Hut?
Hm.
Hautkrebs. Falten. Bla-bla-bla. Augenverdreher.
»Okay. Fang ganz vorne an. Wie bist du zu dem Hubschrauber gekommen?«
»Mit einem Bus. Mit dem Bus, heißt es hier. Gefällt mir. Direkt.«
»Was hast du gesehen?«
»Das Zentrum von Honolulu, den Hafen, irgendeinen Turm mit einem Marktplatz.«
»Den Aloha Tower am Pier 9. Eines der wichtigsten Wahrzeichen des Staates Hawaii.«
»Der Pilot hat so was erwähnt.«
»Seit den Zwanzigern weist der Leuchtturm Schiffen auf dem Meer den Weg und begrüßt Besucher und Immigranten, die nach Honolulu kommen.«
»Das hat er auch erwähnt. Hat es mit der Freiheitsstatue verglichen.«
»Angemessener Vergleich. Was die Lady Liberty für New York, ist der Aloha Tower für Honolulu. Vier Jahrzehnte lang war er das höchste Gebäude auf Hawaii.«
»Der Pilot hat außerdem von Geschäften und Restaurants gesprochen.«
»Der Aloha Tower Marketplace wurde 1994 eröffnet. Aber das ist nur eine der Sehenswürdigkeiten. Dort gibt es auch das Hawaii Maritime Center und das historische Schiff Falls of the Clyde. Ich habe irgendwo gelesen, dass Honolulu Harbour der einzige Hafen der gesamten Staaten ist, der eine Besucherattraktion, Geschäfte und Restaurants und einen funktionierenden Handelshafen an einem einzigen Ort vereint.«
»Ich glaube, in Baltimore gibt es das auch. Meine Kopfhörer haben ziemlich gerauscht. Einen Großteil des Kommentars habe ich nicht verstanden. Wir haben auch was überflogen, was Punchbowl heißt.«
Der National Memorial Cemetery of the Pacific. Eine letzte Ruhestätte für amerikanische Soldaten. Das sagte ich nicht.
»Und wir haben noch einen anderen Leuchtturm gesehen.«
»Bei Makapu'u Point?«
»Glaub schon. Und den Mount Olamana. Cooler Name. Leicht zu merken.«
»Das ist dort drüben, auf der windwärtigen Seite der Insel.«
»Der Pilot meinte, es gibt da einen klasse Weg auf den Gipfel. Vielleicht versuche ich den mal. Und wir sind über ein Feld geflogen, auf dem ein hawaiianischer König eine Schlacht gewann, mit der er die Inseln vereinigte. Habe seinen Namen nicht verstanden und auch nicht, gegen wen er kämpfte. Aber ich schätze, er war
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