Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Kartons steckte.
»Ist das eine Hundemarke?«, fragte ich.
»Ja.«
»Die sollte nicht da drin sein.«
»Meinst du?« Sarkasmus, mit dem nicht ich gemeint war.
Danny zog die Marke heraus, nahm seine Brille ab, kniff die Augen zusammen und hielt sich das kleine Metallrechteck dicht vor die Nase.
»Kannst du einen Namen erkennen?«, fragte ich.
»Nein.« Er kratzte mit dem Daumennagel an einer Seite, drehte die Marke um, kratzte an der anderen.
»Beide Seiten sind mit einem dicken Belag bedeckt. Versuchen wir es mal mit Wasser.«
Am Waschbecken schrubbte Danny die Marke mit einer harten Bürste und wiederholte dann, was er zuvor mit Brille, Augen und Nase gemacht hatte.
»Wenn die erhabene Beschriftung abgeschabt oder platt gedrückt ist, kann ich normalerweise die Vertiefungen auf der Rückseite lesen. Aber der Belag hier drauf ist wie Zement. Stecken wir das Ding doch mal in den Sonikator.«
Sonikatoren werden verwendet, um Schmuck, Münzen, Uhren, zahnärztliche, medizinische und elektronische Instrumente und Autoteile zu reinigen. Das Gerät funktioniert mit Ultraschall im Frequenzbereich zwischen 15 und 400 kHz. Kein Wunderwerk. Man gibt Flüssigreiniger dazu und lässt es so lange rütteln, bis der Dreck weg ist.
Danny legte die Münze in den Edelstahlkorb, fügte eine Essig-Wasser-Mischung dazu und schloss den Deckel. Dann stellte er den Timer.
Wir beiden starrten das Gerät ziemlich grundlos an, als mir ein Gedanke kam.
»Wer war eigentlich der Letzte, der diesen Fall untersuchte?«, fragte ich.
»Gute Frage.«
Danny ging zu Rotem Sweatshirt. Er erklärte ihm eben, was er wollte, als mein BlackBerry eine SMS meldete. Katy. Invasion.
Ameisen? Eine Armee?
Bin bald zu Hause, textete ich zurück.
Schnell.
Was?
Das ist das Letzte. Klasse. Eine neue Krise. Problem? Unglaublich.
???? Ich hatte keine Ahnung, warum Katy sich so aufregte.
Urlaub vorbei, erwiderte sie.
????, wiederholte ich.
Eine Minute verging ohne Antwort.
Was war da los?
Ich rief Katys Handy an.
Die Voicemail sprang an.
Klasse. Sie hatte ihr Handy entweder abgeschaltet oder ging nicht dran.
Ich steckte mir eben mein BlackBerry wieder an den Gürtel, als Danny mit besorgter Miene zurückkam. »Mulcahy«, sagte er. »1998.«
»Könnte Mulcahy die Hundemarke übersehen haben?«
»Vielleicht klemmte sie irgendwo versteckt unter einer Umschlagkante des Deckels. Als die Faltung sich dann mit dem Alter lockerte, könnte sie in den Karton gefallen sein.« Er klang nicht sehr überzeugt.
Danny holte die Marke aus dem Sonikator und ging wieder zum Waschbecken, um sie noch einmal mit der Bürste zu bearbeiten.
Sekunden vergingen. Eine volle Minute.
Bürsten.
Brille ab.
Marke an die Nase. Brille auf. Bürsten. Wiederholen.
Aufgeregt über Katys SMS, hätte ich ihm die Marke fast aus der Hand gerissen.
Schließlich wurde die Brille wieder abgenommen und ein kurzsichtiges Auge zusammengekniffen.
»Heilige Scheiße.«
Danny fluchte nur selten.
»Was ist?«, fragte ich.
Danny las laut vor.
»Lass mal sehen.« Ich streckte die Hand aus.
Danny gab mir die Marke. Er hatte recht. Die aufgeprägte Schrift war als Vertiefung leichter zu entziffern.
Ich drehte die Reihenfolge der Buchstaben und Ziffern im Geiste um.
John Charles Lowery.
477 38 5923.
A pos Bapt.
Hatten Baptisten normalerweise die Blutgruppe A positiv? Hirnrissig, aber das war die erste Frage, die mir in den Sinn kam.
»Das ist eine Sozialversicherungsnummer, nicht?«
Danny nickte. »Das Militär stellte irgendwann in den Sechzigern auf diese Nummern um.«
»Das kann nicht unser John Lowery sein.« Schon als ich es sagte, wusste ich, dass es falsch war. Aber wie hoch waren die Chancen?
»Lass es uns nachprüfen.«
Wir liefen in Dannys Büro.
Zogen Spiders Akte heraus.
Die SV-Nummer gehörte John Charles Lowery aus Lumberton, North Carolina. Spider.
Aber Spider Lowery war in Quebec gestorben.
Vierzig Jahre nach dem Absturz in Long Binh. Heilige Mutter Gottes, konnte diese Situation noch verworrener werden?
»Sollen wir den Kerl zurechtlegen?« Ich schaute auf die Uhr. Zehn vor sechs.
Ich wollte unbedingt nach Hause zu Katy. Und ich wollte erfahren, ob Ryan eine alternative Quelle für Spiders DNS gefunden hatte.
»Machen wir's lieber gleich morgen in der Früh.«
»Ein Rendezvous.«
»Genau, mein Großer.« Ich ahmte Dannys Zwinkern von zuvor nach. »Aber wir behalten beide unsere Kleider an.«
Ich rief und schaute überall nach. Katy war nicht
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