Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Leiche, die man acht Monate nach dem Absturz in der Nähe von Long Binh gefunden hatte. Spider Lowerys Hundemarke in dem Karton mit 1968-979.
Ryan berichtete von den Entwicklungen in Montreal. Und in Lumberton. Mein Vorschlag in Bezug auf Beasley war zwar gut gewesen, hatte sich aber als unproduktiv erwiesen. Der Sheriff zeigte sich zwar kooperativ, hatte aber bis jetzt noch nichts Verwertbares geliefert.
Während Ryan seine Unterhaltung mit dem Sheriff beschrieb, machte es bei mir pling! Eine Bemerkung Piatos, als wir das Album durchblätterten.
»Ryan, hör mal. Spiders Mutter starb vor fünf Jahren an Nierenversagen. Das ist zwar ziemlich vage, aber vielleicht hat das Krankenhaus, in dem sie behandelt wurde, noch Proben von ihr im Archiv, du weißt schon, einen Objektträger oder sonst was. Und Spider hatte einen Bruder, der ein paar Jahre zuvor ums Leben kam.«
»Vage ist besser als gar nichts. Ich werde gleich morgen früh anrufen und Beasley bitten, dem nachzugehen.«
Ryan schlug vor, am nächsten Tag mit Katy und Lily nach Pearl Harbor zu fahren. Ich wünschte ihm viel Glück.
Um elf gingen auch wir getrennt auf unsere Zimmer.
Durch meine Wand hörte ich Lily mit ihrem Handy telefonieren.
17
Die sonnigen Schwestern schliefen noch, als ich um acht am nächsten Morgen in die Küche kam. Ryan band sich eben die Turnschuhe für einen Lauf am Strand. Geplant war, dass er mit unseren Töchtern den Tag in Pearl Harbor verbringen, das USS-Arizona-Denkmal, das Schlachtschiff USS Missouri und das U-Boot USS Bowfish besichtigen würde. Ich wünschte ihm viel Glück in den düsteren und dunstigen Gefilden weiblichen Grolls. Dann musste ich los zum CIL. Während der ganzen Fahrt dachte ich an die Hundemarke. Das Ganze ergab einfach keinen Sinn.
Mulcahy hing mir an der Stoßstange, als ich auf das JPAC-Gelände fuhr. Wir überquerten gemeinsam den Parkplatz. Schweigend. Ich fragte mich, wie jemand, der nicht identifizierte Knochen untersucht, eine Hundemarke in einem Karton übersehen kann. Drei Meter vor dem Gebäude beschleunigte er seine Schritte, schoss hinein und ließ mir die Tür vor der Nase zufallen.
Gestern Abend Lilys kalte Schulter. Heute Morgen Mulcahy. Ich kam mir schon fast vor wie ein Paria.
Danny war in seinem Büro.
»Mulcahy benimmt sich, als hätte ich sein Schoßhündchen umgebracht.«
»Komm rein.« Dannys Lächeln verschwand. »Schließ die Tür.«
Verwundert tat ich es. »Wir werfen Mulcahy raus.«
»O Gott. Der Kerl ist doch jetzt schon wie lange hier? Zwölf Jahre? Warum?«
»Eine ganze Reihe von Gründen. Der jüngste ist, dass er seine ABFA-Prüfung nicht bestanden hat.«
»Das passiert vielen Leuten.«
»Zum dritten Mal. Die Entscheidung fiel, bevor die Sache mit der Hundemarke ans Licht kam, das war also nicht der Grund.«
»Was wird er tun?«
Danny breitete die Hände aus. Wer weiß? »Diese Information ist nur für deine Ohren bestimmt. Bis jetzt wissen nur Mulcahy, Merkel, du und ich Bescheid.« Ich nickte.
Ein Augenblick verging.
»Die gute Nachricht ist, dass Alvarez' IDPF bei den Jungs vom J-2 aufgetaucht ist.«
J-2, die Joint Command Records Section, also die Archivabteilung, hat Informationen über tote Soldaten, die bis zum Ersten Weltkrieg zurückreichen.
»Ich wollte eben rübergehen und sie abholen. Jackson hat nach dir gefragt. Mach dem Mann eine Freude und komm mit.«
»Corporal Jackson? Der Corporal, der jedem einredete, die Telefonleitungen müssten mit einem Dampfstrahler gereinigt und alle Hörer eine Stunde lang in Plastiktüten gesteckt werden?«
»Inzwischen heißt es Sergeant Jackson.«
»Er ist schon lange hier.«
»Genau genommen wurde er erst vor Kurzem wieder hierher zurückversetzt.«
»Ich habe keine Zugangsberechtigung für J-2 mehr.«
»Folge mir, kleine Squaw.« Kleine Squaw?
Danny und ich gingen den Gang entlang, der an den Büros des Generalstabs vorbei zu einer Tür im hinteren Teil des Gebäudes führte, und betraten einen großen Saal mit kleinen, abgeteilten Kabinen, an deren Schreibtischen meist Zivilisten saßen, von denen ich wusste, dass sie Analysten und Historiker waren. Am hinteren Ende führte eine zweite Tür in einen gesicherten Bereich mit beweglichen Regalreihen ähnlich denen, die im CIL für die Knochenaufbewahrung verwendet wurden. Doch anstelle von Knochen enthielten diese Regale Hunderte von kleinen grauen Aktenkartons, die alle mit einer Ziffernfolge versehen waren. Die REFNOs.
An der Theke plauderten wir
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