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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einige Augenblicke mit Sergeant Dix Jackson, einem Schwarzen mit Maulbeerflecken im Gesicht und baumdicken Armen. Es versteht sich von selbst, dass kein Mensch je etwas über die Flecken sagte.
    Jackson und ich schwelgten in Erinnerungen und versuchten, uns gegenseitig mit Geschichten über derbe Streiche in der Vergangenheit zu übertreffen. Er gewann mit einer Episode, in der es um Danny, eine Toilettenkabine, eine brennende Papiertüte und kübelweise Wasser von oben ging.
    Ein wenig den Verärgerten spielend, füllte Danny ein Anforderungsformular für die Akte zu 1968-979 aus, den Unbekannten, der 68 in der Nähe von Long Binh geborgen worden war.
    Jackson überflog das Formular. »Wann brauchen Sie das, Doc?«
    »Gestern.«
    »Kriegen Sie.«
    Danny unterschrieb für Alvarez' IDPF und nahm den Karton in die Hand.
    Wir wandten uns zum Gehen. »Ach, Doc?«
    Wir drehten uns beide um.
    »Falls Sie mal austreten müssen, entspannen Sie sich. Wir haben für diesen Monat keine Feuerwehrübung geplant.«
    Zurück in Dannys Büro, räumten wir Sofa und Couchtisch frei. Keine Spaße mehr. Wir waren beide sehr darauf konzentriert, alles über Alvarez zu erfahren.
    Nachdem wir unsere Arbeitsflächen vorbereitet hatten, setzten wir uns. Danny knotete die Schnur auf, öffnete den Karton und holte den Inhalt heraus.
    Ich schluckte.
    In meinen Jahren als Beraterin des CILHI haben gewisse Dinge mich immer mehr betrübt als andere. Alvarez lag gleich obenauf.
    Das alte Schwarz-Weiß-Foto zeigte einen hispanisch aussehenden Mann in seiner Armeeuniform. Er hatte dunkle Haare, dunkle Augen und Wimpern, die bei einem Träger von Y-Chromosomen eine Verschwendung waren.
    Ein zweites Foto zeigte neun Soldaten, die schweißnassen Haare an Stirn und Brauen geklebt. Alle trugen Armeedrillich mit aufgekrempelten Ärmeln. Einer hatte auch noch einen Tilly-Hut auf dem Kopf, mit einem Angelköder auf der keck aufgestellten Krempe.
    Der Name Alvarez stand in ausgebleichter blauer Tinte quer über der Brust des dritten Mannes von rechts. Des dritten Jungen von rechts.
    Alvarez war nicht groß, nicht klein. Als einziger der Gruppe schaute er nicht in die Kamera. Er hatte das Gesicht abgewandt, als würde ihn etwas ablenken.
    Was?, fragte ich mich. Ein Vogel am Himmel? Ein vorbeilaufender Hund? Bewegung im Gebüsch?
    War er neugierig gewesen? Erschrocken? Oder hatte er Todesangst gehabt?
    »Jay caramba!« Danny überflog Alvarez' Einziehungsakte. »Der fragliche Herr war Mexikanisch-Amerikaner.«
    »Das passt zu unserem Profil für 2010-37. Irgendwelche ärztlichen oder zahnärztlichen Unterlagen?«
    Danny betrachtete den Stapel von der Seite. »Ja. Aber heben wir uns die für den Schluss auf.«
    Danny hielt ein Blatt blau linierten Papiers in der Hand, wie es in der Mittelstufe für Schulaufsätze verwendet wird.
    »Ein Brief von Fernando Alvarez, Luis' Vater«, sagte er. »Kannst du Spanisch lesen?«
    Ich nickte.
    Danny gab mir das Blatt.
    Der Brief war mit einer ordentlichen, fast femininen Handschrift geschrieben. Keine Kopfzeile deutete auf den Namen des Empfängers hin. Das Datum lautete auf den 29. Juli 1969. Das Englische endete nach »Dear Sir«.
    Die Botschaft war prägnant in ihrer Schlichtheit.
    Ich habe viele solcher Briefe gelesen. Jeder einzelne hat mich tief berührt.
    »Was schreibt er?«, fragte Danny. Obwohl er es ahnte.
    »Mein Sohn war ein Held. Finden Sie ihn.«
    Als Nächstes kamen Ausrisse aus einer Zeitschrift in spanischer Sprache. Einer verkündete Luis Alvarez' Abschluss an der Highschool. Das Foto zeigte eine jüngere Version des Mannes in Uniform. Barett. Quaste. Feierliches Lächeln.
    Ein Artikel berichtete über Alvarez'Aufbruch nach Vietnam. Ein anderer über seinen Status als MIA.
    Danny nahm ein Telegramm zur Hand. Ich brauchte es nicht zu lesen. Mit großem Bedauern müssen wir Sie heute darüber informieren ... Maria und Fernando Alvarez wurden davon unterrichtet, dass ihr Sohn vermisst wurde.
    Als Nächstes kamen Aussagen von Zeugen, die den Absturz des Huey gesehen hatten. Ein Wachmann auf dem Weg vom Long-Binh-Gefängnis zu seiner Kaserne. Ein Mechaniker auf dem Helikopterlandeplatz. Ein Soldat hatte eine handgezeichnete Karte angefertigt.
    Die Akte enthielt außerdem das übliche Formular mit Angaben über den Verlustfall und unspezifische Dokumente von Analysten, die zu bestimmen versuchten, was mit Alvarez passiert war.
    Eine Stunde nach Verlassen der J-2-Abteilung wandten Danny und ich uns Alvarez'

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