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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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jetzt?«
    »Das ist Ihre Entscheidung, Doc.«
    »Wird dieser verdammte Fisch wieder zuschlagen?«
    Gearhart hob Augenbrauen und Schultern.
    »Na kommen Sie. Was ist Ihre Vermutung?«
    Gearhart bewegte eine Hüfte. Biss sich auf die Unterlippe. Seufzte. »Wenn der Hai dort aktiv auf Beutejagd geht und nicht einfach nur Aas frisst, dann könnte der Mistkerl es verdammt noch mal wieder tun.«
    Perry verschränkte die Arme vor der Brust. Fand dieses Manöver unbefriedigend. Ließ die Hände sinken. Wandte sich an mich.
    »Was können Sie mir über dieses zweite Opfer sagen?« Sie deutete dabei mit dem Kinn auf den Karren.
    »Dieses Individuum ist kleiner als das erste. Darüber hinaus, nichts. Es ist nicht genug da, womit ich arbeiten könnte.«
    Perry ging zu einem Wandtelefon. Tippte Ziffern ein.
    Sekunden vergingen.
    »Ich hoffe, ich störe nicht beim Pokern.« Scharf. Ich hörte das Rauschen einer gedämpften Antwort. Perry schnitt sie ab.
    »Bringen Sie mir die Knochen aus der Halona Cove. Und zwar schnellstens.«
    Der Hörer knallte mit lautem Krachen auf die Gabel.
    Weniger als eine Minute später schob ein kahl geschorener junger Mann einen Rollkarren durch die Tür.
    »Sonst noch was, Dr. Perry?« Kahlkopf mied den Blick seiner Chefin.
    »Halten Sie sich bereit.«
    Kahlkopf eilte davon.
    Auf dem Karren lag Folgendes: die proximalen und distalen Teile eines linken Oberschenkelknochens, ein Teilstück des proximalen, linken Wadenbeins, zwei Fragmente des linken Schienbeins, das eine proximal, das andere distal, dazu der verstümmelte Malleolus, ein Teil des linken Beckens vom Schambein bis in die Beckenschaufel, das Sprungbein, das Kahnbein und die dritten und zweiten Keilbeine eines linken Fußes.
    Zwei große, braune Umschläge lagen auf der unteren Ablage des Karrens.
    »Nachprüfung«, ordnete Perry an. »Stellen Sie ganz sicher, dass es sich wirklich bei beiden um linke Beine handelt.« Ich tat es. Sie waren es.
    Unter ihrer Stachelfrisur und dem grellen Make-up wirkte das Gesicht der ME bleich.
    Ich konnte mir den Kampf vorstellen, der in Perrys Gedanken tobte. Die Rezession hatte die hawaiianische Wirtschaft mit Wucht getroffen. Der Flugverkehr war am Boden, der Tourismus ging den Bach hinunter. Schloss man einen Strand wegen Haiangriffen, würden Hotelbuchungen sich auflösen wie Morgennebel. Entschied man sich dagegen und verlor deswegen einen Schwimmer, würden die Gäste vom Festland sich für Shenandoah oder Disney World entscheiden. Die Folgen wären schlimmer als das Sperren eines Strands.
    Vermutet man richtig, verliert man viele Dollar. Vermutet man falsch, verliert man Menschenleben und viele Dollar.
    Und Perry musste sich schnell entscheiden.
    Meine Vermutung? Honolulus extravagante ME würde wieder einmal Leute verärgern.
    Ich drehte eben das neue Beinfragment, als mir in der Mitte des Schafts etwa fünf Zentimeter über dem Unruhe stiftenden Malleolus eine Besonderheit auffiel. Indem ich Gewebe zurückschabte, konnte ich erkennen, dass das Loch einen erhöhten äußeren Rand hatte und zu perfekt rund war, um eine natürliche Ursache zu haben.
    »Das könnte uns weiterhelfen«, sagte ich. Perry schnappte sich die Lupe und hielt sie über die Stelle, die ich ihr zeigte.
    »Verdammt. Sie denken an einen chirurgischen Nagel?« Ich nickte.
    »Die Platzierung wäre korrekt. Schade, dass wir kein Fersenbein haben.«
    »Ja«, pflichtete ich ihr bei.
    »Kann irgendwer uns nichtmedizinische Trottel aufklären?«, fragte Ryan.
    Ich behielt meinen Finger, wo er war, und Perry gab ihm die Lupe.
    »Dieses winzige Loch?«, fragte er. »Dieses winzige Loch.« Ryan gab Gearhart die Lupe. »Weiß jeder, was Streckung ist?« Gearhart nickte.
    Ryan zuckte die Achseln. Nicht wirklich.
    »In der Orthopädie wird Streckung bei der Behandlung gebrochener Knochen und zur Korrektur orthopädischer Anomalien benutzt«, erklärte ich Ryan zuliebe. »Die Streckung fügt die gebrochenen Enden aneinander, indem sie das Glied in eine gerade Position bringt. Außerdem vermindert sie den Druck auf die Knochenenden, indem sie die Muskeln entspannt.«
    Ryan schnippte mit dem Finger. »Der alte Trick mit dem Bein in der Luft. Könnt ihr euch noch an die Szene in Catch-22 erinnern? Der Kerl hat so eine Streckung, ist über und über eingegipst, bewegt sich nie, redet nie —«
    Ich schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen warnend an.
    Ryan legte sofort seine Unschuldsmiene auf. Was denn?
    »Mein Neffe bekam so einen

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