Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Schauen Sie auf die Wand. Dort ist ein Haufen Nichtmilitärs aufgeführt.«
»Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, warum Lapasa in Vietnam war?«, fragte ich.
Ryan blätterte ein paar Seiten um.
»Nach Angaben der Mutter, Theresa-Sophia Lapasa, verfolgte Xander, Zitat Anfang, Geschäftsinteressen, Zitat Ende. Klingt das koscher?«
»O ja«, sagte Danny. »Damals waren Unmengen von Opportunisten dort unten. Da sie wussten, dass die Kämpfe irgendwann zu Ende sein würden, gingen einige besonders wagemutige Unternehmer rüber, um sich für den Nachkriegsboom in Stellung zu bringen. Einige betrieben in Saigon Bars und Restaurants.«
»Woher stammte Lapasa?« Ich wusste gar nicht so recht, warum ich das fragte. Der Wohnort war nicht wirklich wichtig. Ich schätze, das war meine Art, dem Menschen hinter der Akte eine Persönlichkeit zu geben.
Ryan stöberte in den Seiten. Las. Stöberte noch ein wenig. Dann:
»Ke aloha no!«
Danny grinste. Ich verkniff es mir, die Augen zu verdrehen. »Lapasa kam praktisch aus dem Viertel.« Ryan redete wieder Englisch. »Honolulu, Hawaii.«
»Hast du eine Adresse?«, fragte ich.
Ryan las eine Hausnummer an der Kahala Avenue vom Blatt. »Tscha-tsching!« Ich machte das Geräusch einer Registrierkasse nach. Oder etwas in der Richtung. Ryan schaute mich an.
»An der Kahala liegen einige der teuersten Immobilien in ganz Honolulu.«
Dannys Lächeln wurde schwächer und verschwand dann ganz. Er schaute nach unten, dann nach links, als würde er tief in seiner Erinnerung nach einer Antwort suchen. Wortlos notierte er sich etwas.
»Gibt es antemortale Unterlagen?«, fragte ich.
»Dafür bist du zuständig.« Ryan gab mir die ganze Akte.
Die Männer sahen zu, wie ich in Papieren blätterte.
Es gab eine ganze Reihe von Briefen von Lapasas Mutter an die Armee. Noch einige Fotos. Aussagen von Zeugen, die Lapasa vor seinem Verschwinden gesehen hatten oder mit ihm zusammen gewesen waren. Die letzte trug das Datum vom 2. Januar 1968. Lapasa hatte das neue Jahr im Rex Hotel in Saigon mit einem gewissen Joseph Prudhomme eingeläutet, einem Angehörigen der Agency of Civil Operations and Revolutionary Development Support, einer zivil-militärischen Koordinierungsgruppe für Befriedungs- und Entwicklungsprojekte in Vietnam.
Nach Prudhommes Angaben hatte Lapasa vor, im Verlauf des Januars nach Bien Hoa und Long Binh zu reisen. Ich nahm an, das war der Grund, warum Lapasa in Dannys Kreissuche auftauchte.
Ganz hinten in der Akte war ein brauner Umschlag. Ich schaute mir den Inhalt an. Diagramme. Text. Ein kleiner, brauner Umschlag. Ich spähte hinein und sah die kleinen, braunen Quadrate, auf die ich gehofft hatte.
»Der Zahnstatus ist hier, einschließlich Röntgenaufnahmen.« Ich las die letzte Seite der Akte. »Lapasas letzter Termin beim Zahnarzt war am 12. April 1965.«
Ich blätterte wieder ein Stück vor. Las.
»Theresa-Sophia Lapasa gibt in einem Brief vom 16. November 1972 an, dass medizinische Unterlagen geliefert werden können.« Ich schaute hoch. »Warum hat sie es nicht einfach getan?«
»Macht alles zu real.«
Ich hob fragend die Augenbrauen.
»Es ist eine Form der Verdrängung. Manchmal halten Familien die Möglichkeit, dass ihr geliebter Sohn tatsächlich tot ist, einfach nicht aus.«
Ich las noch einige der Briefe, die Theresa-Sophia im Lauf der Jahre geschrieben hatte.
»Letztendlich muss sich das alte Mädchen der Wirklichkeit gestellt haben. 2000 erklärte Mrs. Lapasa ihre Bereitschaft, eine DNS-Probe zur Verfügung zu stellen.«
»Hat sie es getan?«
Ich schaute nach. Fand keinen Laborbericht. Schüttelte den Kopf.
Wir alle verstummten und hingen demselben traurigen Gedanken nach. War Theresa-Sophia gestorben, ohne je erfahren zu haben, was mit ihrem Sohn passiert war?
Ryan sprach als Erster wieder.
»Lapasa war nicht beim Militär. Wie konnte er dann in diesem Hubschrauber gewesen sein?«
»Zivilisten haben sich die ganze Zeit irgendwohin mitnehmen lassen«, sagte Danny.
»Und euer CIL-1968 —« Ryan beschrieb mit der Hand eine Kreisbewegung in der Luft.
»1968-979.«
Ryan nickte. »1968-979 wurde eine Viertelmeile von der Absturzstelle entfernt gefunden, sieben Monate später, zu verwest für eine visuelle Identifikation oder Fingerabdrücke, zwar mit Hundemarke, aber ohne Rangabzeichen?«
»Die Leute von der Leichenhalle in Tan Son Nhut nahmen an, dass die Leiche geplündert worden war.«
»Wie 2010-37«, sagte ich.
Danny nickte. »Anscheinend war
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