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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich einen Stoß spürte und der Cobalt einen Satz machte.
    Mein Fuß schnellte zur Bremse. Meine Augen zuckten zum Rückspiegel.
    Ein schwarzer Geländewagen saß mir im Nacken. Die Scheiben waren getönt, die Nachmittagssonne spiegelte sich im Glas.
    Ich kniff die Augen zusammen, versuchte, die Insassen des Fahrzeugs zu erkennen. Zwei stämmige Silhouetten deuteten auf einen männlichen Fahrer und einen ebensolchen Beifahrer hin.
    »Aloha und danke auch!«
    Wütend in den Rückspiegel starrend, verringerte ich die Geschwindigkeit.
    Der Geländewagen ließ sich zurückfallen.
    Mein Blick kehrte auf die Straße zurück.
    Sekunden später spürte ich einen weiteren Stoß, noch heftiger als der erste.
    Durch mein offenes Fenster hörte ich einen Motor aufheulen.
    Wieder suchten meine Augen den Rückspiegel, mein Fuß die Bremse.
    Entsetzt sah ich, wie der Geländewagen ausscherte, dann wieder einlenkte und auf der Fahrerseite gegen meinen hinteren Kotflügel krachte.
    Das Rücklicht zersplitterte.
    Das Heck des Cobalt schoss nach rechts.
    Wut durchzuckte mich, doch daraus wurde sehr schnell Angst, als mein rechter Hinterreifen vom Asphalt rutschte.
    Das Lenkrad fest in beiden Händen, kämpfte ich um die Kontrolle über den Wagen.
    Es half nichts. Der linke Reifen rutschte ebenfalls weg.
    Die Welt schlitterte zur Seite, als ich mich um die eigene Achse drehte.
    Rechts von mir rauschte der Geländewagen auf der Straße davon. Ein kräftiger Arm winkte aus dem Fenster der Beifahrerseite.
    Der Küstenstreifen war an dieser Stelle zwar kein Abhang, aber doch geneigt und felsig. Leitplanke gab es keine.
    Hinter mir donnerte die Brandung.
    Ich ging von der Bremse und trat aufs Gaspedal.
    Der Motor heulte auf, aber das Auto rührte sich nicht.
    Ich gab noch mehr Gas. Die Reifen spuckten Kies in die Luft.
    Der Cobalt fing an, langsam rückwärtszurutschen.
    Mit hämmerndem Herzen fummelte ich am Sicherheitsgurt herum.
    Die Schnalle glitt mir aus den Fingern. Das Auto rutschte weiter und stellte sich dabei immer schräger.
    Verzweifelt versuchte ich es noch einmal.
    Das Metallding kam hoch, schnappte wieder zurück.
    Scheiße!
    Die zitternden Finger beruhigend, hob ich die Verschlussplatte des Gurts vorsichtig an.
    Die Verriegelung löste sich, die Haltezapfen sprangen heraus.
    Mit einem Ruck sackte die Hinterachse durch. Das Auto wurde schneller.
    Ich schleuderte den Gurt beiseite und riss am Türgriff. Zu spät!
    Metall knirschte. Das Auto fiel. Adrenalin raste durch meine Adern. Eine Sekunde? Zwei? Tausend?
    Der Kofferraum des Cobalt krachte gegen Fels, ich knallte mit dem Hinterkopf auf die Nackenstütze, dann mit der Stirn gegen das Lenkrad.
    Das Auto wippte einen Augenblick, der Kühlergrill deutete zum Himmel.
    Im Rückblick erinnere ich mich an Fahrzeuge, die auf dem Bankett standen. Gaffer mit aufgerissenen Augen, die Münder kleine runde O. In diesem Augenblick bekam ich von alldem nichts mit.
    Eine Ewigkeit verging, dann kippte der Cobalt seitlich ins Meer.
    Die Schwerkraft, oder der Aufprall, saugten mich nach unten. Mein Rückgrat knallte gegen den Ganghebel, dann gegen die Beifahrertür. Irgendwie blieb ich bei Bewusstsein.
    Wasser durchnässte meine Kleidung am Rücken, die Haare. Über mir konnte ich durch das Seitenfenster auf der Fahrerseite Himmel und Wolken sehen.
    Ich packte das Lenkrad mit der rechten Hand und die Rückenlehne mit der linken und zog mich über die Mittelkonsole auf die Fahrertür zu. Das Auto wackelte.
    In meinem Kopf schrie eine Stimme.
    Raus!
    Aber wie? Das halb offene Fenster ganz herunterlassen? Kein Strom!
    Versuchen, mich durch die Lücke zu zwängen? Wenn du stecken bleibst, ertrinkst du.
    Schon jetzt stand das Wasser im Cobalt fünfzehn Zentimeter hoch.
    Die Tür öffnen? Versuch es!
    Verzweifelt zog ich am Griff und drückte mit beiden Handflächen nach oben.
    Mein Winkel zur Tür stimmte nicht. Oder meine Arme waren zu schwach. Die Tür rührte sich nicht.
    Gurgeln drang mir in die Ohren. Ich schaute nach unten.
    Zwanzig Zentimeter.
    Denk nach!
    Ich schaute mich in der kleinen Kabine um, in der ich gefangen war. Schwimmende Sonnenbrille. Eine Karte. Keine Handtasche.
    Ja!
    Ich riss die Schlüssel aus der Zündung und verklemmte damit den Türgriff in der Offen-Position. Dann schlang ich, keuchend vor Anstrengung und Angst, den rechten Arm ums Lenkrad und den linken um die Rückenlehne, zog die Knie an und trat mit beiden Füßen aus.
    Die Tür schwang nach oben und wieder zurück.

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