Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
und Positionierung der Foramina.
Größe, Tiefe, Lage und Winkel des Nagellochs.
»Oje.« Utagawa sprach für uns alle.
Minuten später marschierten Perry und ich über das Parkdeck. Sie trug jetzt zwei große, braune Umschläge.
»Haben Lang und Ding vor, Gloria Kealohas Nachbarn zu befragen?«, wollte ich wissen. »Um herauszufinden, ob Francis in der Nachbarschaft bekannt war?«
»Sie sind gerade eben dabei. Falls sich jemand daran erinnert, dass Kealoha plötzlich verschwunden ist, erinnert derjenige sich vielleicht auch an das Verschwinden eines Kumpels zur selben Zeit. Das würde mir die Arbeit sehr erleichtern. Und ein bisschen Glück könnte ich weiß Gott gut gebrauchen. Seit der Sperrung der Halona Cove hab ich nur Ärger am Hals.«
»Wer ist denn unglücklich?«
»Jeder.«
Ich wünschte Perry Glück und ging zu meinem Auto. Ins CIL zurückzufahren erschien mir wenig sinnvoll. Ryan und Lily waren in Turtle Bay.
Ich rief das Handy meiner Tochter an.
Katy war voller Enthusiasmus. Ihre neuen Blogs waren sehr gut angekommen. Sie wollte noch ein paar Stunden dabei bleiben und dann an den Strand gehen.
26
Oahus windwärtige Küste erstreckt sich über hundert Meilen vom Kahuku Point im Norden bis zu Makapu'u Head im Süden. Lanikai liegt auf ungefähr zwei Dritteln des Wegs nach unten zwischen Kaneohe Bay und Waimanolo Bay.
Ich überlegte einen Augenblick. Und traf dann eine Entscheidung.
Anstatt auf der Pali nach Westen und dann nach unten zu fahren, wollte ich die längere Route nach Hause nehmen, die Südspitze der Insel umrunden und dann wieder zurück nach Norden fahren. Die Aussicht wäre spektakulär, und mit ein wenig Glück gehörten auch einige Wale dazu. Oder einige Surferjungs, die viel braune Haut zeigten.
Aber kohala und nackte kane waren nicht die einzigen Attraktionen. Die Route würde mich auch an der Halona Cove vorbeiführen, der schmalen Bucht, in der man Francis Kealohas Knöchel gefunden hatte. Ich war schon einmal dort gewesen, hatte aber wenig auf die Landschaft geachtet. Jetzt wollte ich mir die Stelle genauer ansehen.
Nachdem ich mich angeschnallt hatte, verließ ich das Parkdeck und reihte mich in den Verkehr ein.
Waikiki umfahrend, steuerte ich den Cobalt auf Diamondhead zu und rollte durch eine Gegend luxuriöser Häuser. Kahana. Das Revier der Familie Lapasa.
Hinter Kahana verengte sich der H-l zu einer schmalen, zweispurigen Straße namens Kalanianaole Highway. Highway 72. Es war ein perfekter tropisch hawaiianischer Tag. Ich öffnete das Fenster und ließ den Wind mit meinen Haaren spielen.
Ich folgte dem Kalanianaole vorbei an Hawaii Kai, Hanauma Bay und Koko Head und hielt unterwegs an jedem Aussichtspunkt an. Nach vierzig Minuten fuhr ich auf einen Parkplatz in der Nahe des Makapu'u Beach Park und stieg aus. Auf der kleinen Fläche drängten sich ungefähr zwei Dutzend Fahrzeuge.
Rechter Hand erhoben sich in der Entfernung die zerklüfteten Klippen des Makapu'u Point. Links von mir drängten sich Touristen um das Halona Blowhole und warteten mit gezückten Kameras auf das Erscheinen der kapriziösen Fontäne.
Jenseits der südlichen Absperrung lag tief unter mir Halona Cove, eine goldene Sichel, umgeben von hoch aufragenden schwarzen Klippen. Der Verdammt-in-alle-Ewigkeit-Strand.
Kein einziger ölglänzender Körper lag auf dem Sand. Kein einziger gebräunter Surfer ritt Halonas Wellen. Frisch aufgestellte Schilder blockierten den Pfad, der sich die Klippe hinabschlängelte. Kapu! Verboten!
Einen Augenblick lang stand ich nur da und fragte mich, wie Francis Kealoha und sein namenloser Begleiter wohl in dieser schmalen Bucht gelandet waren. Waren sie den holperigen Pfad hinabgestiegen, um zu schwimmen? Zu fischen? Waren sie woanders gestorben, waren ihre Leichen hier hereingespült worden und hatten sich zwischen den Felsen verfangen? Hatten die Haie die beiden angegriffen, als sie noch am Leben waren? Oder hatten sie sich nach einem todbringenden Ereignis über die Leichen hergemacht?
Ich hatte keine Antworten. Doch komischerweise fühlte ich mich besser, nachdem ich diesen Ort besucht hatte.
Hinter Makapu'u Point fuhr ich eine Weile an der Waimanolo Bay entlang, Oahus längstem, ununterbrochenem Sandstrand. Makai, vom Ozean her, donnerten Wellen an eine felsige Küstenlinie. Makau, im Inland, erhoben sich die Berge kühl und grün, als posierten sie, um einen Monet oder einen Gauguin zu inspirieren.
Ich riskierte eben Blicke auf eine Reihe Surfer, als
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