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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ihrem Atelier benutzt hat?, spann er den Faden weiter. Und was, wenn derjenige es für eine glückliche Fügung hielt, dass ihm mit diesem Beil eine Waffe in die Hände fällt, auf der sich bereits die Fingerabdrücke einer Person befinden, die mit ihrer Exzentrik und ihrem Hang zu unkontrollierten Wutausbrüchen geradezu den idealen Sündenbock verkörpert?
    »Eine Falle«, flüsterte Leon. »Jemand könnte Mia Bradley eine Falle gestellt haben ...«
    Und warum hat sie das verdammte Ding abgewaschen?, widersprach Kevin. Etwa weil ihr bereits in dem Moment, in dem die Tat entdeckt wurde, klar war, dass jemand sie hereinlegen will?
    »Das wäre die eine Möglichkeit«, sagte Leon.
    Und die andere?
    »Vielleicht vermutete Mia Bradley die Fingerabdrücke von jemand ganz anderem auf diesem Beil.« Leon richtete sich auf. »Fingerabdrücke von einer Person, die sie decken wollte ...«
    Und wer sollte das gewesen sein?
    »Was weiß denn ich«, fluchte Leon. »Aber wohin ich mich auch wende, immer stoße auf dieses verdammte Beil!«
    Dabei stand das Beil geradezu symbolhaft für eine der entscheidendsten Fragen in diesem verworrenen Fall: Waren die Morde an Nicholas Bradley und seiner Frau im Affekt begangen worden oder waren sie lange geplant? Leon betrachtete das vorletzte Wort auf seinem Briefbogen und dachte an die gelbe Rose, die auf Ginny Marquettes Schreibtisch gestanden hatte. Konnte eine eifersüchtige Ehefrau auf die perfide Idee kommen, zwei Menschen zu töten, um die Morde einer Rivalin in die Schuhe zu schieben?
    Aber sie hätte unmöglich sicher sein können, dass der Verdacht auf Laura fällt, widersprach Kevin. Im Gegenteil: Wenn unter den gegebenen Umständen eines der Mädchen mit der Tat in Verbindung gebracht wurde, dann doch wohl Mia ...
    Leons Stift zog einen energischen Kringel um den Namen. Mia, die leicht wütend wurde. Mia, die sich mit ihrem Vater gestritten hatte. Mia, deren Fingerabdrücke sich auf der Mordwaffe befunden hätten, wenn sie sie nicht höchstselbst heruntergewaschen hätte. Immer und überall Mia ...
    Das Ganze war eine Falle, dachte Leon. Eine Falle oder eine ganz besondere Form von Raffinesse ...
    DIE MÄDCHEN, schrieb er auf seinen Briefbogen. Die Mädchen, Julien Bresson, Ginny und Ryan Marquette ... Aber Moment! Er stutzte. Da war noch jemand! Eine Person, die er bei seinen bisherigen Überlegungen völlig außen vor gelassen hatte: Louisa Bradleys Liebhaber. Wenn Bernadette Labraque mit ihrer »Frühchen-Theorie« recht hatte und Nicholas Bradley nicht Lauras leiblicher Vater gewesen war, dann musste es in dieser Tragödie noch einen weiteren Akteur geben. Leon kritzelte ein großes X auf seinen Zettel und versah es mit einem dicken schwarzen Rahmen, von dem aus er Verbindungslinien zu den Begriffen HASS UND SCHULD zog. X, der große Unbekannte ...
    Was, wenn dieser Mann tatsächlich existierte, und was, wenn er Nicholas Bradley die Schuld am Tod seiner Geliebten gegeben hatte? Oder hatte Louisa Bradley am Ende gar nicht Selbstmord begangen? Hatte ihr Mann sie in den Tod getrieben, weil sie es gewagt hatte, ihn zu betrügen, vor der Ehe, während der Ehe, wann auch immer?
    Leon hielt abermals inne, als ihm bewusst wurde, dass seine Überlegungen samt und sonders Nicholas Bradley ins Zentrum der mysteriösen Bluttat rückten.
    WARUM STARB JACQUELINE BRESSON?, schrieb er, direkt neben das Wort GELD.
    Der allenthalben als Geizkragen verschriene Nicholas Bradley hatte wenige Tage vor seinem Tod einen für seine Verhältnisse außergewöhnlich hohen Geldbetrag aus dem Safe genommen. Aber wofür? War er erpresst worden? Und wenn ja, womit? Das Geld war noch da gewesen, als man die Leichen der Eheleute in der Küche des Herrenhauses entdeckt hatte. Es hatte in einem unscheinbaren braunenUmschlag in Bradleys Sekretär gesteckt. Bedeutete das zugleich, dass es nichts mit der Tat zu tun hatte?
    Fragen, dachte Leon. Nichts als Fragen ...
    Es ist das Haus, flüsterte Bernadette Labraques Stimme ihm aus der Dunkelheit zu. Es bringt Unglück . ..
    »Halt die Klappe!«, murrte Leon. Dann riss er den Briefbogen in der Mitte durch und verbrannte beide Hälften im Aschenbecher neben dem Zimmertelefon.

18
    Ein starker Brechreiz überfiel Laura in Wellen, den ganzen Weg zurück zum Herrenhaus, aber irgendwie schaffte sie es, sich nicht zu übergeben. Stattdessen schwitzte sie. Kalter, klebriger Schweiß, der ihren Rücken hinabrann und in den Bund ihrer Hose sickerte.
    Sie ging schnell, aber

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