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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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unwillkürlich an ihren Traum erinnerte.
    Die Luft, die aus der Tiefe heraufstieg, war kühl und dumpf. Laura roch alten Stein und Feuchtigkeit. Und da war auch ein Geräusch, ein leises, weit entferntes Plätschern. Das Meer, dachte sie schaudernd. Es holt sich zurück, was seins ist!
    Du solltest nicht so ganz allein da runtergehen!
    Ich bin ja nicht allein. Laura atmete tief durch. Jemand ist bei mir, in mir. Mein Kind. Mein armes, geplagtes Kind ist da. Ich bin nicht allein.
    Ihr Fuß berührte die erste Stufe. Über der Treppe schwebten alte Spinnweben, die in der klinischen Helligkeit seltsam deplatziert wirkten. Laura hob schützend eine Hand an die Stirn. Sie hatte keinen Plan, kein Konzept. Nur den Gedanken an das Messer, dem sie nachjagte, weil sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund davon überzeugt war, dass allein dieses Messer sie retten konnte. Ihr Blick heftete sich auf die Stufen, während sie langsam weiterging. Keine Meerschweinchen, auf die sie hätte treten können. Gott sei Dank nicht!
    Zögernd nahm sie die letzten Stufen in Angriff. Noch vier, drei ...
    Dann der Gang, irgendwann irgendwie in den Granitfelsen der Insel gehauen. Als ob man dieses kümmerliche Stück Land, auf dem man lebte, auch noch extra durchlöchern müsste! Die Beleuchtung drang trotz ihrer Intensität nur bis zur nächsten Ecke. Dahinter schien die Finsternis zu wabern. Wie die Luft an einem heißen Tag über einem aufgeheizten Gleisbett flimmert.
    Laura blieb stehen. Die Tür zur Linken war nur angelehnt. Dahinter brannte ebenfalls Licht.
    Sie ist da drin!
    Sie sah sich um. Suchte irgendetwas, das sich im Notfall als Waffe verwenden ließ. Ein Apfel vielleicht. Oder eine Flasche, ein Eisenrohr, Brett, was auch immer. Aber sie konnte nichts entdecken. Warum zum Teufel herrschte in diesem Keller eine derart akribische Ordnung? Laura warf einen Blick in den Raum, der dem Vorratsraum gegenüber lag. Dunkelheit, Schatten, leere Regale. Und nichts, das auch nur im Entferntesten nach einer Waffe ausgesehen hätte. Aber brauchte sie überhaupt eine? Sie war ein ganzes Stück größer als Mia, trotzdem hatte sie zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens das Gefühl gehabt, ihrer Schwester gewachsen zu sein. Weder körperlich noch sonst wie. Und doch ...
    Was würde Mia wohl sagen, wenn ich plötzlich mit einem Holzknüppel in der Hand in der Tür stehe?, überlegte sie. »Entschuldige, ich habe zufällig das Licht gesehen und wollte nur mal schauen, was du hier unten treibst ...« Sie schüttelte den Kopf. Das wird sie mir niemals glauben, dachte sie. Sie hat mich längst durchschaut. Sie wusste, was ich vorhatte, lange bevor ich auf diese Insel gekommen bin.
    Denk an ihre Bemerkungen. Denk an das Fieber. Kehr um! Laura sah nach der Treppe in ihrem Rücken. Die Stahltür am oberen Ende war von hier aus nicht zu sehen.
    Warte, bis sie aus dem Keller raus ist! Warte, bis sie das Messer so richtig schön blank gewienert hat. Warte, bis sie schläft. Erst dann ist die Zeit zum Suchen gekommen. Erst dann ...
    Sie machte kehrt und rannte auf die Treppe zu. Doch als sie sie fast erreicht hatte, ließ ein Geräusch in ihrem Rücken sie erstarren.
    »Willst du denn nicht reinkommen?« Ihre Schwester hatte sich umgezogen, den Matrosenpullover gegen ein sauberes T-Shirt getauscht, und sie lächelte.
    Sie hatte Freude daran ...
    »Bitte sehr, bitte, bitte.« Ihre Hand machte eine einladende Geste. »Komm rein, sieh dich um und fühl dich, verdammt noch mal, wie zu Hause.«
    Laura spähte an ihr vorbei in den Kellerraum, aus dem ein unruhiges blaues Flackern drang, und für einen kurzen, irritierenden Moment siegte ihre Neugier über alle anderen Empfindungen.
    »Ich bin aber auch wirklich eine lausige Gastgeberin!« Mia trat einen Schritt zur Seite und stieß die Tür ganz auf, um ihre Schwester eintreten zu lassen. »Da vergesse ich doch tatsächlich immer wieder, wie sehr du dich für alles interessierst, was mit deinem Elternhaus zu tun hat.« Sie schnalzte mit der Zunge.
    Wie eine Klapperschlange, dachte Laura. Schnell und gefährlich.
    Zögernd trat sie über die Schwelle.
    Das ist eine Falle! Lauf weg!
    Ihre Schwester hatte sämtliche Regale entfernt bis auf die, die entlang der Wände standen. In ihnen befanden sich große Glasbassins. Aquarien. Aberdutzende. Alle beleuchtet und mit Hunderten von Zierfischen bestückt, eine zitternd-bunte Unterwasserwelt mitten im Weltuntergangskeller ihres Vaters.
    Im Summen der Pumpen erkannte Laura das

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