Blut Von Deinem Blute
Geräusch,das sie bereits oben an der Treppe wahrgenommen hatte.
Fasziniert trat sie an eines der Becken heran.
»Schön, nicht wahr?« Mias Gesicht tauchte neben ihrem im spiegelnden Glas auf, ein teigiger, eigentümlich verzerrter Schatten vor der Bewegung des Wassers. »Ich könnte sie stundenlang beobachten. Nur leider vergesse ich manchmal, sie zu füttern.« Sie hob entschuldigend die Achseln. »Und dann fangen sie an, sich gegenseitig zu fressen. Oder sie verhungern einfach.«
Und sterben wie Conchita Perreira, dachte Laura fröstelnd. »Wozu brauchst du sie?«
Die Schatten des Wassers flimmerten über das Gesicht ihrer Schwester. Über ihr Lächeln, das wie eingefroren auf ihren Lippen lag. »Na, zum Essen natürlich. Wozu denn sonst? Du weißt schon, Vorräte und so ...«
Laura wandte den Kopf.
Mach einen Scherz daraus! Lach um dein Leben!
»Guppy mit Zitronenbutter ist eine echte Delikatesse«, flüsterte Mia dicht an ihrem Ohr. »Aber wenn du jetzt auf die Idee kommst, mich wegen Tierquälerei anzuzeigen, behaupte ich einfach, dass ich sie für Studien brauche.« Sie nickte zufrieden vor sich hin. »Ich male oft maritime Motive. Niemand würde Verdacht schöpfen.«
Lauras Augen tasteten sich an ihr vorbei, zum Waschbecken an der rückwärtigen Wand. Kein Blut, kein Messer. Und auch Mias Hände waren leer.
Misserfolg. Irrtum. Also Rückzug. Sofort!
»Ich wollte nur nachsehen, was das Licht zu bedeuten hat«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln. »Tut mir leid, wenn ich dich gestört habe.«
Sie drehte sich um. Drei Meter bis zur Tür. Fünfzehn bis zur Treppe.
Durchaus zu schaffen, analysierte ihr Verstand. Fett wie sie ist, kann sie nicht allzu schnell sein!
»Also gute Nacht.«
»Warte!«
Laura erstarrte.
»Ich komme mit nach oben.«
Der Schatten ihrer Hand tauchte neben ihr an der Wand auf. Eine riesige Männerhand mit einem riesigen, verzerrten Schatten. Der Schalter schnappte klickend ein, als sie das Licht löschte. Zurück blieb das Flimmern des Wassers. Und die Fische, die sie gefüttert hatte. Zumindest heute ...
Laura hörte ihre Schritte hinter sich auf der Treppe. Aber sie wagte nicht, sich nach ihr umzudrehen.
Geh einfach weiter, lauf, aber nicht zu schnell. Nicht auffallen, hörst du?
Oben angekommen, knipste Mia das Dielenlicht an und warf die Kellertür zu. »Was machst du jetzt noch?«
Laura schluckte, als ihr Blick auf die klebrige Apfelmasse vor der Tür zum Gesindezimmer fiel, die im künstlichen Licht des Kronleuchters bräunlich schimmerte. »Ich gehe wieder rauf.« Verdammt gute Formulierung! Wieder rauf . .. Das heißt, du warst im Haus. Die ganze Zeit. »Ich will mir noch die Haare waschen.«
Mia grinste. »Von zu viel Hygiene gehen sie aus.«
Geh jetzt!
»Kann sein.«
»Warum machst du sie dir so dunkel?«
»Was?«
»Deine Haare.« Sie griff sich an den Kopf. »Warum tönst du sie?«
Vielleicht weil ich jemand anderer sein will, dachte Laura. »Es gefällt mir so.«
»Hm.«
»Und was machst du mit dem Rest des Abends?«
»Atelier«, brummte sie unwillig. »Hab noch 'ne ganze Menge Arbeit vor mir.«
Ein Messer verstecken, zum Beispiel ... »Tja, dann frohes Schaffen und gute Nacht!«
»Nacht.« Mia wandte sich zum Gehen, aber ihr Blick blieb an der Garderobe hängen. »Hey, wieso ist mein Parka nass?«
Scheiße!
»Ich ... Ich habe ihn nur kurz übergezogen, weil ich an die Mülltonne musste. Und ich dachte ...«
»Wieso musstest du an die Mülltonne?«, keifte sie, indem sie mit gesenktem Kopf auf die Garderobe zu rannte. »Hattest du Hunger oder was? Und überhaupt, du hast nichts verloren an meinen Sachen, wann geht das endlich in deinen Schädel?«
Laura biss sich von innen auf die Wangen, um nicht zu schreien. »Entschuldige bitte, aber ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht.«
»Nichts gedacht, nichts gedacht«, echote sie hasserfüllt. »Vielleicht solltest du mal langsam lernen, wie man das mit dem Denken richtig macht, Schätzchen.« Sie hob den Parka in die Höhe und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Aufmerksamkeit und Abscheu. »Dein widerlich süßer Miss-Perfect-Geruch klebt schon überall an meinen Sachen«, beschwerte sie sich. »Was immer das für ein Snobzeug ist, mit dem du dich jeden Morgen eindampfst. Aber ...« Siehielt sich das Kleidungsstück dichter unter die Nase. »Ja, verdammt, da ist noch was anderes!« Ihre Nasenlöcher weiteten sich.
Wie ein Tier, dachte Laura und legte Halt suchend eine Hand auf das
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