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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Dreiviertel-Rückansicht eines in
schwarzen Samt gehüllten Mannes. Das lange Cape ging in ein Muster am Rand der
Seite über. Rechts von der Gestalt in fetten, schwarzen Großbuchstaben der
Titel des Stückes: Dracula. Darunter, in eleganter Schreibschrift: «In
der Regie von Arthur Darien».
    «Das gefällt mir», sagte
Spraggues Tante Mary. «Sehr Aubrey Beardsley.»
    Spraggue blätterte um. Als
nächstes folgte die Besetzungsliste in der Reihenfolge ihres Auftretens:
     
    JONATHAN HARKER.............
Gregory Hudson
    GRAF
DRACULA....................John Langford
    DRACULAS BRÄUTE...............
DeirdreMarten
    Gina Phillips
    RENFIELD........................
Edward Lafferty
    DR. JOHN
SEWARD................. Frank Hodges
    MINA MURRAY.................
Caroline Ambrose
    LUCY
WESTENRA................... Emma Healey
    DR. ABRAHAM VAN HELSING....
Gustave Grayling
     
    Spraggue schloß die Augen,
während seine Tante die Liste studierte, vergaß für einen Moment die riesige
zweigeschossige Bibliothek mit der Galerie im alten Spraggue-Haus. Selbst der
Cezanne über dem mit Marmor verkleideten offenen Kamin bot seinen müden Augen
keine Erleichterung. Wieviel Uhr war es? Eins? Zwei? Es war nie zu spät für
Tante Mary.
    Er lächelte ihren
buntscheckigen Hinterkopf an. Sie hatte sich einen sanften Übergang erhofft,
ein anmutiges Verblassen von Rot nach Silber. Aber dieser Vorgang schien auf
halbem Weg zum Stillstand gekommen zu sein und hatte unordentlich wirkende
Strähnen beider Farben zurückgelassen. Merkwürdig genug, es stand ihr einfach
perfekt.
    «Und?» sagte sie schließlich.
Ihre klare Stimme täuschte über ihre siebenundsechzig Jahre hinweg.
    Spraggue trank einen großen
Schluck von dem sirupartigen, bernsteinfarbenen Wein, einer 59er Beerenauslese,
den Tante Mary aus dem Keller hochgeholt hatte, um seinen neuen Job zu feiern.
Er lächelte anerkennend. Mary tippte energisch mit einem rot lackierten
Fingernagel auf die Besetzungsliste.
    «Das», sagte Spraggue schnell,
«minus eins, plus eins, ist die Liste der Verdächtigen.»
    «Wer ist draußen?»
    «Frank Hodges. Ich habe jetzt
seine Rolle. Bis letzte Woche hätte er die Streiche gespielt haben können, aber
mit dem von heute hatte er nichts zu tun. Er ist ganz sicher in New York. Ich
habe mit ihm telefoniert. Er hat mir viel Glück gewünscht.»
    «Hast du ihm gesagt, daß du
Ermittlungen anstellst über die...»
    «Nein. So was spricht sich
immer irgendwie herum. Ich habe angerufen, um ihn bescheiden um Ratschläge zu
bitten, die er mir vielleicht bezüglich der Rolle des Dr. John Seward geben
könnte. War ganz schön schwierig, das Gespräch wieder zu beenden.»
    Tante Mary strich Hodges Namen
aus. «Und wessen Name kommt dazu?»
    «Kritzel ihn nicht auf die
Besetzungsliste. Sie gehört zur Crew. Die Inspizientin. Eine Frau namens Karen
Snow.»
    «Netter Name.»
    «Scheint auch eine ganze nette
Person zu sein», meinte Spraggue kurz.
    «Was ist mit den anderen
Angehörigen der Crew?»
    «Darien sagt, die kämen nicht
in Frage. Da ist noch ein Fettsack namens Dennis. Er ist der Intendant. Über
den wüßte ich gern mehr. Aber Darien versichert, daß auch er aus dem Rennen
ist.»
    «Und wie zuverlässig ist Mr.
Darien?» erkundigte sich Tante Mary vorsichtig.
    Spraggue gähnte. «Wie zuverlässig
ist überhaupt jemand in dieser Branche?»
    «Was ich meinte ist, trinkt
er?»
    Spraggues Augenbraue zuckte
wieder hoch. «Du weißt davon?»
    «Weiß das nicht jeder?
Erinnerst du dich nicht mehr an diesen Autounfall? Die Bostoner Zeitungen haben
praktisch nichts darüber gebracht, aber die New Yorker Presse hat sich über
Darien hergemacht.»
    «Ein Unfall...», sagte Spraggue
nachdenklich, zerrte Erinnerungsfetzen ans Licht.
    «Eine Frau starb. Ihren Namen
habe ich vergessen. Schauspielerin, glaube ich. Unbekannt.»
    «Und gegen Darien wurde Anklage
erhoben?»
    «Nein», sagte Tante Mary
entschieden. «Der Staatsanwalt wollte auf fahrlässige Tötung im Straßenverkehr
plädieren. Behauptete, Darien wäre betrunken gewesen. Was er damals recht
häufig war. Aber irgendwer hat anscheinend etwas verpfuscht. Ich hab’s
vergessen. Entweder wurde kein Alkoholtest durchgeführt, oder die
Untersuchungsergebnisse gingen verloren, oder sie wurden manipuliert. Ein
Polizeibeamter verlor über das ganze Theater seinen Job. Darien kam mit ein
paar blauen Flecken und einer schlechten Presse davon.»
    «Soweit ich weiß, ist Darien
heute knochentrocken.» Spraggue zog einen

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