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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Adresse.»
    «Hunderteinundvierzig,
Hemenway», sagte Karen. «Apartment Nummer 5.»
    Sie war nicht von Dariens Seite
gewichen, um die Anschrift nachzuschlagen. Eine zu schnelle Antwort für eine
«ältere Schwester»?
    «Wenn Sie vorn rauskommen,
halten Sie sich links und dann an der Kreuzung rechts», sagte sie.
    «Ich weiß, wo das ist.» Spraggue
drehte sich um und ging.
    Weiß sie über mich Bescheid?
fragte er sich auf dem Weg die ???Blocks zu Eddies Wohnung. Hatte sie Darien
vorgeschlagen, ihn (?) zu schicken? Ihre dunklen Augen zeugten von Intelligenz,
waren aber nicht leicht zu lesen. Sie hatte so eine Art, sie zu benutzen, um
Menschen auszuschließen; ihre Augen waren wie Schilde, hart und undurchsichtig.
Vielleicht konnte er sie im Verlauf der zusätzlich angesetzten Probe knacken.
Sie wäre eine gute Verbündete. Falls sie nicht selbst der Scherzbold war.
    Wie hoch seine Gage auch immer
sein mochte, ganz sicher verplemperte Eddie Lafferty sie nicht für Miete. Die
Einhunderteinundvierzig Hemenway war ein häßliches gelbes Ziegelgebäude, schmal
und fünf Stockwerke hoch, auf beiden Seiten flankiert von wohlriechenden
Gassen. Das Gebäude rechts war eine ausgebrannte Ruine. Die Fenster im
Erdgeschoß waren mit Sperrholz vernagelt.
    Die Nachbarschaft war nicht
direkt ruhig. Aus einem offenen Fenster plärrte Rock ‘n’ Roll über die Straße.
Stimmen brüllten aus dem Waschsalon an der Ecke. Ganz normale, alltägliche
Geräusche. Keine heulenden Polizei-Sirenen. Was immer Eddie zugestoßen war,
wenigstens lief es nicht darauf hinaus. Oder, dachte Spraggue, vielleicht war
es ja auch nur noch nicht entdeckt worden.
    Drei zerbröckelnde Betonstufen
hinauf. Ein hingeschmierter und vergilbter Zettel riet Besuchern zu klingeln
und auf den Summer zu warten. Spraggue versuchte sein Glück so. Unter seiner
Berührung schwang die Tür auf. Tolle Sicherheitsvorkehrungen.
    Apartment fünf. Er stieg zwei
Absätze eines schmalen Treppenhauses hoch.
    Spraggue versuchte kurz, ob
Eddies Tür unverschlossen war. In Anbetracht des problemlosen Zuganges in das
Haus war jede Wohnung wahrscheinlich mit fünf oder sechs Schlössern gesichert —
Ketten, Riegel, alles, um den Leuten die Angst zu nehmen.
    Er klopfte an, erwartete keine
Reaktion. Er hatte die Dietriche bereits in der Hand, als er es hörte: ein
leises Stöhnen gefolgt von einem scharfen Schlag.
    «Eddie?» rief Spraggue.
    Wieder das stöhnende, ächzende
Geräusch.
    Spraggue machte kurzen Prozeß
mit dem alten Türschloß. Weder Sicherheitsketten noch Riegel. Er trat schnell
ein, schloß hinter sich die Tür.
    Im Zimmer war es dunkel und
stickig; vor den Fenstern schwere Vorhänge. Spraggue machte einen Schritt, trat
gegen etwas Hartes, aber nicht besonders Schweres. Es flog über den Boden.
Seine Hand tastete über die Wand links neben der Tür, fand den Lichtschalter,
knipste ihn an.
    Erst später bemerkte er die
aufgeschlitzten Kissen, die umgeworfenen Möbel, die herausgerissenen
Schubladen. Später hatte er Zeit, die Schmierereien auf den Wänden zu lesen.
Aber zunächst sah er nur Eddie.
    Ein in einen Schlafanzug
gekleideter Eddie Lafferty balancierte unsicher auf Zehenspitzen auf einem
Stuhl etwa in der Mitte des Raumes. In seinem Mund steckte ein Knebel. Seine
blauen Augen starrten ihn verzweifelt an. Die Hände waren auf den Rücken
gefesselt. Um seinen Hals lag eine Schlinge. Das Seil führte hinauf zu einem
Rohr, das über die gesamte Breite des Zimmers verlief. Das andere Ende des
Seiles war stramm am Griff eines Schrankes festgebunden.
    Lafferty starrte ihn
ausdruckslos an, verdrehte dann die Augen und sackte durch. Noch im Laufen
öffnete Spraggue sein Taschenmesser. Mit einer Hand schnitt er das Seil durch,
während er mit der anderen Eddies Sturz bremste.
    Langsam ließ er den schlaffen
Körper auf den Boden gleiten, zog den Knebel aus seinem Mund. Dann rollte er
Lafferty auf die Seite und befreite seine Hände. Der Knoten war kein Problem.
Er prüfte Eddies Puls: schnell und flach. Spraggue schritt über den überall
herumliegenden Krempel und fand die winzige Küche, füllte zwei Gläser mit
kaltem Wasser. Eines davon schüttete er Eddie ins Gesicht, trank das zweite
halb aus und bot es dann dem immer noch spuckenden Schauspieler an.
    «Alles okay, Eddie», sagte er
beruhigend, als er den wirren Ausdruck in die riesigen Augen zurückkehren sah.
«Es ist vorbei.»
    «Mein Gott.» Die Stimme des
Jungen war kaum mehr als ein heiseres

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