Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
stieß einen saftigen Fluch aus, den er aber mit einem Hustenanfall kaschierte. Die beiden setzten sich mit unbewegten Gesichtern wieder hin, und Krähenbein versuchte, seiner Gedanken und Empfindungen Herr zu werden.
Olafs Königin und seine beiden Söhne – bei Odins Knochen, das waren Halbbrüder des Mannes, dessen Kopf dort draußen auf dem Speer steckte …
» Prinz«, sagte er schließlich, denn er wusste, dass Glúniairn das irische Wort für Jarnkne war, Eisenknie, genau wie Amlaib die irisch-zerknautschte Version von Olaf war, aber er wusste ja nicht, ob es dem Mann hier recht war, nur bei seinem Beinamen angeredet zu werden. Mael Sechnaill kicherte.
» König Glúniairn heißt er jetzt, da sein Vater den Hochsitz verlassen hat und fortgezogen ist«, sagte der Hochkönig und wandte sich lächelnd an den finster dreinblickenden Eisenknie. » Wo ist er gleich wieder hingegangen?«
» Nach Iona«, brummte Sitric, noch ehe sein Bruder etwas sagen konnte, was ihm einen wütenden Blick einbrachte. » Der Tod Raghnalls und die anderen Ereignisse des Tages haben ihn gebrochen. Er hat sich in das Kloster von Iona zurückgezogen und überlässt es uns, mit dem Scherbenhaufen hier fertigzuwerden.«
Es klang bitter, und Krähenbein sah das Problem, vor dem die Brüder und seine Frau jetzt standen. Olafs ältester Sohn war hier, um Frieden zu schließen und um den Thron zu bitten, den sein Vater frei gemacht hatte, auch wenn es bedeutete, unter der Herrschaft des Hochkönigs von Irland zu stehen. Doch der bebende Busen ihrer Stiefmutter Gormfleath besiegelte die Sache.
Eigentlich hätte Krähenbein einen Freudensprung machen müssen, weil er jetzt nicht mehr die Mauern von Dyfflin würde stürmen müssen, aber ihn bewegte nur ein Gedanke, während er höfliche und scheinbar nebensächliche Fragen stellte und dabei erfuhr, dass Hoskuld nicht von den Dänen in Dyfflin festgehalten wurde und dass Olaf Irenschuh schon fort war.
Trotzdem musste er ständig darüber nachgrübeln, während die Leute im Zelt feierten und lärmten. Sie tranken, bis ihnen Bier und Met zur Nase herauskam, dann kotzten sie und fingen wieder aufs Neue an. Es war ein einziges Prahlen, Brüllen und Armdrücken. Hier und da wurde auch zwischendurch etwas gebumst, und nicht nur in den dunklen Ecken. Ein paar Schlägereien entwickelten sich, man warf Knochen durch die Gegend, Bänke fielen um, und als schließlich sogar eine Zeltstange brach, mischte der Hochkönig sich mit hochrotem, fettglänzendem Gesicht höchstpersönlich in den Tumult, laut fluchend, weil man sein prächtiges Zelt ruinierte.
Kurz, es war eine so rundum schöne irische Siegesfeier, wie man sie sich nur wünschen konnte. Das jedenfalls behauptete Murrough, ehe er mit dem Gesicht in eine Bierpfütze auf dem Tisch fiel und anfing zu schnarchen.
Krähenbein hatte an seinen Getränken nur genippt und die beiden Brüder und ihre Stiefmutter beobachtet, die ebenfalls nur mäßig getrunken hatten. Das Handgemenge an der Feuerstelle war offenbar vorbei, und der Hochkönig trat leicht schwankend zurück, den Arm um die Schulter eines Mannes gelegt, dessen langes glattes Haar mit den grauen Strähnen aussah, als hätte eine Möwe daraufgeschissen. Es klebte an seinem schweißnassen Gesicht, das wegen seiner runden Augen eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Eule hatte.
» Dómnall Claen mac Lorcán«, erklärte der Hochkönig mit leicht glasigem Blick, » wie schön, dass du wieder bei uns bist, ja, bei meiner Treu.«
» Die Freude ist ganz auf meiner …«, entgegnete der Mann, der offenbar noch mehr sagen wollte, doch weder seine Zunge noch seine Beine gehorchten ihm, er torkelte, setzte sich auf den Boden und kicherte. Dann verdrehte er die Augen, fiel in das stinkende Stroh und fing an zu schnarchen.
» Seht an«, verkündete Mael Sechnaill mit einer Handbewegung in Richtung des Schnarchenden, ehe er wieder auf seinen Thron stieg, » der König von Leinster.«
Er setzte sich, holte tief Luft und grinste die beiden Brüder an. Dann warf er einen lüsternen Blick auf Gormfleath.
» Du müsstest ihn … gut kennen. Er war eine Zeit lang dein Gast.«
» Ein oder zwei Jahre«, bestätigte Eisenknie, das Gesicht so unbewegt wie die Tischplatte, auf die er sich stützte. » Seine Freilassung war ein Teil unserer Friedensvereinbarung.«
» Genau«, sagte Mael Sechnaill und nickte. Er rülpste, dann warf er einen verstohlenen Blick auf Gormfleath, und Krähenbein merkte, dass der
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