Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Falls nicht, werde ich nicht ruhen, ehe ihr alle ein grässliches Ende gefunden habt, Prinz von Norwegen.«
Krähenbein sah ihn eine Weile an, dann nickte er nur.
» In drei Tagen dann«, erklärte Eisenknie, indem er aufstand. Sitric starrte noch immer völlig fassungslos von einem zum anderen.
» Wozu bereit?«, brummte er. » Was soll er tun?«
» Komm«, sagte Eisenknie lächelnd zu seinem Bruder. » Es ist Zeit, nach Hause zu gehen, und wenn wir dort sind, werde ich dir das Spiel der Könige erklären, denn eines Tages wirst du es vielleicht auch beherrschen müssen.«
Krähenbein saß noch eine Weile da und horchte auf das Stimmengewirr, das Grölen und Gekreisch. Der König von Leinster rührte sich, wachte auf, kotzte, dann rollte er wieder auf die Seite und schlief weiter. Der Geruch nach ausgekotztem Bier stieg Krähenbein in die Nase. Eigentlich ein recht passendes Siegel für den Handel, den er gerade abgeschlossen hatte, dachte er.
Der Sieg von Tara hatte Mael Sechnaill alle Türen geöffnet, denn die Nordmänner von Dyfflin waren gebrochen und am Boden zerstört. Der König von Leinster verdankte ihm Leben und Freiheit, und Olafs Königin war jetzt seine Frau, was ihn auch zum Herrscher über Dyfflin machte.
Eisenknie erhielt zwar die Krone von Dyfflin, doch auch er musste das Knie vor dem Hochkönig beugen. Und Sitric lernte das Spiel der Könige kennen.
Denn damit das alles so klappte – dass Eisenknie wirklich und wahrhaftig König von Dyfflin wurde, Gormfleath Königin blieb und Mael Sechnaill sie wie ein guter Christ zur Frau nehmen konnte –, musste zuerst noch ein Vater, Ehemann und alter König aus dem Weg geräumt werden.
Männer und Schiffe, dachte Krähenbein. Ein angemessener Preis dafür, dass man den alten Irenschuh umbrachte, aber erst, wenn er alles gesagt hatte, was er wusste.
Sandvik, Orkney
Die Mannschaft der Hexenkönigin
Draußen war es kalt, aber sonnig, doch die Halle war düster und voller Rauch, nur hier und da gab es dort, wo das Licht durch die offene Tür hereinfiel, einen hellen Fleck auf dem Boden. Die Thrall schwatzten fröhlich durcheinander, während sie die große Fläche des gestampften Lehmbodens mit Besen aus Birkenreisern fegten, die für viel Geld aus Norwegen beschafft worden waren. Bänke und Tische wurden geschrubbt, und der scharfe Geruch von Asche, halb verfaulten Binsen und weißer Lauge brannte Erling in der Kehle.
» Jetzt ist die Tagundnachtgleiche da«, flüsterte Gunhild heiser, und Erling Flatnef fragte sich, woher sie das wissen wollte, da sie doch niemals nach draußen ging. Auch jetzt, wo die Halle vom Lärm und Gesang der fleißigen Thrall widerhallte, hatte sie die anderen in den finstersten Winkel ihres privaten Schlafgemachs gebeten, das wie der Bug eines Drachenschiffs geformt war.
» Von nun an«, fuhr sie fort, » wird die Nacht das Tageslicht auffressen.«
Erling versuchte Gudrod zu beobachten, so gut er konnte, doch er konnte nur das undeutliche Glänzen eines Wangenknochen und, wenn er den Kopf bewegte, ein blitzendes Auge erkennen. Od konnte er gar nicht sehen, aber der Junge war auch hier, ganz in der Nähe, und im graublauen Zwielicht sah man seinen Atem als kleines Dampfwölkchen.
» Umso mehr Grund, sich zu beeilen. In dem Schreiben des Mönchs ist der Ort benannt«, brummte Gudrod, ungehalten darüber, dass es hier dunkel war und er sein Taflbrett nicht aufstellen konnte. Der Raum war so klein, dass Erling das Gefühl hatte, Gudrods Brummen durch die Sohlen seiner Stiefel zu spüren. Obwohl sie einst ganz Norwegen regiert hatte und danach die Länder um Jorvik, hatte Gunhild, die Mutter der Könige, jetzt kaum Platz genug, um sich auszustrecken, obwohl sie von kleiner Gestalt war.
» Beeilen«, sagte sie mit einem spöttischen Unterton. Jetzt sah Erling ihr Gesicht im Lichtkegel der stinkenden Tranlampe hoch an der Wand. Er sah ihre sonderbare Schönheit wie durch ein Spinngewebe – und er sah ihre Augen, die ihren letzten verbliebenen Sohn anblickten, ungläubig ob seiner Einfalt.
Gudrod beugte sich ihr, wie er es immer getan hatte, seit all seine Brüder durch Verrat und Schwert umgekommen waren. Mutter der Könige, dachte er bitter, nur dass der letzte ihrer Söhne eben kein König war. Nicht, dass sie eine besonders gute Mutter gewesen wäre – er hatte andere Männer gekannt und zugehört, wie sie von ihren Müttern erzählten, und er wusste, wie verschieden ihre Erfahrungen waren im Vergleich zu dem, was er
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