Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Laune ablegen, denn bei dem Gesicht, das du machst, geht ja das Feuer aus.«
Es war eine Ohrfeige, besonders die Bemerkung über Kaup, und fast spürte er Mars hasserfüllten Blick im Rücken. Aber er sah sich nicht mehr um, als sie in der Dunkelheit verschwanden.
Hier und da rief man ihm ein kurzes » Heya« zu oder winkte auch, und Krähenbein wusste, dass Gjallandi die Geschichte von Krähenbeins Kampf mit Raghnall bereits verbreitet hatte. Allerdings war er sich auch sicher, dass in dieser Version kein Mädchen vorkam.
Rechts von dem Feld, auf dem jetzt überall Feuer brannten, zwischen denen sie sich ihren Weg bahnten, war der Befestigungswall von Dyfflin, der jetzt belagert wurde. Krähenbein wusste, dass Mael Sechnaill keine Valslöngva hatte, die Steinkatapulte, die die Römer Konstantinopels ballista nannten, und ohne solche Schleudergeräte würden die Iren entweder die Mauern überwinden oder die Verteidiger aushungern müssen. Er wusste, dass der Hafen zugänglich war, und obwohl die Iren ein paar Schiffe aus einem kleineren Handelshafen weiter im Süden erbeutet hatten, reichten sie bei Weitem nicht für eine Blockade der Stadt aus.
Also über die Mauern, dachte er. Und er hatte das unangenehme Gefühl, dass das der Grund war, weswegen Mael Sechnaill ihn sehen wollte – vermutlich sollten die Eingeschworenen dabei ebenfalls vorausgehen. Krähenbein war sich sicher, dass kein einziger seiner Männer ihm folgen würde, wenn er den Befehl dazu geben würde, und auch er selbst hätte sich am liebsten mit ihnen aus dem Staub gemacht, wenn es möglich gewesen wäre – aber er war in diesen Schlamassel hineingeraten, weil er wissen musste, was Olaf Irenschuh von Hoskuld erfahren hatte. Eigentlich brauchte er Hoskuld selbst. Und falls einer von seinen Leuten noch am Leben sein sollte, dann waren sie in Dyfflin.
Der Hochkönig hatte ein eindrucksvolles Zelt, eine riesige Anlage aus Pfählen und Tuchen, so groß wie ein ganzer Hov, und aus gestreiftem Leinen, wie ein Segel. Davor war ein Kohlebecken, und die grinsenden Wächter standen mit aufgestellten Speeren unter einem hohen Pfahl, auf dem Raghnalls Kopf aufgespießt war.
Das helle Licht und die Harfenmusik im Zelt waren ein solcher Kontrast zu der Dunkelheit draußen, dass Krähenbein und Murrough für einen Moment wie benommen waren. Als sie schließlich um sich blickten, sahen sie die niedrigeren Könige, die samt ihrem Hofstaat auf Bänken um ein erhöhtes Podest saßen, auf dem der Hochkönig thronte und seinem Harfenspieler, dem blinden Ollumh Meartach, zuhörte. Dieser hörte auf zu spielen, als der Bote mit seinem Speer an den Tisch kam und darauf schlug.
» Prinz Olaf von Norwegen und Murrough mac Mael.«
Der Hochkönig sah auf, und man hörte ein paar Beifallsbekundungen von Männern, die Krähenbein und die Eingeschworenen in der Schlacht zu schätzen gelernt hatten. Mael Sechnaill grinste, und selbst Gilla Mo schien zufrieden, was er dadurch zum Ausdruck brachte, dass er nicht sein übliches mürrisches Gesicht machte.
» Dein Valhaukr hat heute seine Krallen gezeigt«, sagte Mael Sechnaill grinsend, und Krähenbein runzelte die Stirn – » Valhaukr« bedeutete » Aas-Falke« auf Nordisch, und diese Beschreibung seines neuen Banners gefiel ihm ganz und gar nicht. Doch er hielt es für besser, erst mal den Mund zu halten.
» Allerdings sind hier auch Leute, die mit dem, was du getan hast, nicht ganz einverstanden sein dürften.«
Verwirrt sah Krähenbein sich um, als er zu dem Platz an der Tafel ging, den man ihm zuwies. Dann stand ein untersetzter Mann auf, seine blaue Tunika war mit Rot eingefasst, und an Hals und Handgelenken blitzte allerlei Silber. Er verbeugte sich etwas steif, ebenso wie der untersetzte Kerl neben ihm und eine junge, hübsche Frau, die allerdings eine etwas lange Nase hatte und deren hautenges Kleid so weit ausgeschnitten war, dass es seine Wirkung auf Krähenbeins Lenden nicht verfehlte. Doch sie trug es nicht für ihn, wie er feststellte, sondern für Mael Sechnaill.
» Dies ist Glúniairn, der Sohn des Amlaib«, sagte Mael Sechnaill, und der untersetzte Mann machte wieder eine leichte Verbeugung.
» Der andere ist sein Bruder Sitric«, fuhr der Hochkönig mit ausdrucksloser Stimme fort. » Und dies ist Königin Gormfleath.«
Es traf Krähenbein wie ein Hammerschlag, aber er schaffte es, seine Überraschung nicht zu zeigen und keinen Ton von sich zu geben. Murrough hatte weniger Selbstbeherrschung und
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