Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
lieber nicht.
Olaf Irenschuh setzte sich mit großer Anstrengung aufrecht hin, seine blutgetränkte Kotte klebte ihm am Bauch, aber in seinen Augen stand kalte Wut.
» Hoskuld«, sagte Krähenbein. » Wo ist er? Und der Mönch, den er bei sich hatte. Ich weiß, dass du es weißt.«
Olaf starrte auf die Leichen, deren Blutlachen im Fackellicht glänzten.
» Magnus«, sagte er und sah Krähenbein an. » Ich kannte ihn seit seiner Kindheit. Mein Magnus …«
» Jetzt ist er nicht mehr dein Magnus«, sagte Krähenbein. » Jetzt gehört er Hel, und auch du wirst ihr gehören, wenn ich mit deinen Antworten nicht zufrieden bin … Und sorgt endlich dafür, dass dieser Priester mit seinem verdammten Geschwafel aufhört!«
Die letzten Worte brüllte er, indem er zu Mugron herumfuhr, der noch immer seine Gebete runterratterte. Dann hörte man ein lautes Klatschen, und Atli blies grinsend auf die Knöchel seiner Hand, während Mugron mit der Hand über seinen Mund fuhr und ungläubig seine blutigen Finger ansah. Murrough stand mit nachdenklichem Gesicht auf seine Axt gestützt da. Ihm gefiel das, was sich hier abspielte, ganz und gar nicht.
» Hoskuld«, wiederholte Krähenbein, und Olaf Irenschuh überlegte. Es war, als sehe er diesen Jüngling mit den verschiedenfarbigen Augen zum ersten Mal.
» Es geht um Eiriks Axt.«
» Hoskuld?«, wiederholte er. » Woher soll ich das wissen? Er war mit Ogmund zusammen, aber dann verschwand er, und später war er bei Gunhilds Sohn, der mit einem wahren Ungeheuer von einem Jungen herumzieht. Diese Geschichte von Eiriks Axt ist doch bloß ein Ammenmärchen«, fügte er verächtlich hinzu, » für kleine Kinder wie dich.«
Krähenbein musste sehr an sich halten, um den alten Mann nicht auf der Stelle umzubringen, besonders als er nach einigen weiteren Fragen immer deutlicher spürte, dass der Irenschuh wirklich von nichts wusste. Entweder war Hoskuld zu Gunhild gegangen, oder er war längst tot. Er sah sich den stolzen alten Mann sehr genau an und überlegte. Er musste sich absolut sicher sein.
» Holt mir den Wandbehang dort runter«, sagte er, und die Männer rannten und gehorchten, bis auf Murrough, wie Olaf aus dem Augenwinkel bemerkte. Als sie anfingen, Olaf an seinen zusammengebundenen Füßen aufzuhängen, indem sie statt eines Seils den Behang über einen Balken warfen und ihn daran hochzogen, räusperte der Ire sich.
» Ich finde, was du hier machst, ist weder richtig noch klug«, sagte er. Krähenbein drehte sich um, und seine merkwürdigen Augen schienen das Licht zu reflektieren, und die Männer wichen ängstlich zurück. Murrough nahm den eisernen Blutgeruch wahr, der die Luft aus dem Raum zu verdrängen schien.
» Orm hat das auch gemacht«, erwiderte Krähenbein. Das war richtig, wie Murrough zugeben musste. Doch wenn Orm jemanden so aufgehängt hatte, dann hatte er immer einen guten Grund gehabt – aber das sprach Murrough nicht aus. Allerdings hielt er Krähenbeins Blick stand, bis dieser der Sache müde wurde und den sanft pendelnden Olaf ansah. Seine blutgetränkte Kotte war ihm über das Gesicht gefallen und gab den Blick auf spindeldürre, blau geäderte Beine und die fleckige Hose frei, und als Murrough die Kotte anhob, sah er, dass das Gesicht des alten Mannes schlimmer denn je dunkelrot angelaufen war.
» Bist du wirklich sicher, dass es nichts mehr zu erzählen gibt?«, fragte Krähenbein, doch Olaf, der leicht hin und her pendelte, keuchte nur. Dann durchfuhr ihn ein Zittern, und vor seinem Mund erschien Schaum – der blonde Mönch eilte zu ihm, doch Krähenbeins Stimme war schneller.
» Halt«, fuhr er ihn an, und der Mönch blieb stehen, sah Krähenbein mit seinen kühlen graublauen Augen fest an und ging dann tapfer zu dem alten Mann hin. Schließlich sah er in Krähenbeins wütendes Gesicht.
» Schneide ihn ab«, sagte er, » sonst stirbt er.«
» Er soll mir einfach die Wahrheit sagen.«
» Er kann überhaupt nichts mehr sagen. Lass ihn herunter!«
Schließlich hielt Murrough es nicht länger aus. Seine Axt sauste so schnell und so dicht an Krähenbein vorbei, dass dieser einen Wimpernschlag lang dachte, er selbst sei das Ziel – aber die Klinge schnitt durch die Stoffbahn, und Olaf Cuarans stürzte zu Boden. Krähenbein funkelte Murrough wütend an, ließ es aber dabei bewenden. Vergessen würde er es gewiss nicht.
Der dunkelhaarige Mönch fing einen lateinischen Singsang an, und Gjallandi biss sich verwirrt auf die Knöchel und starrte
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