Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
müssen.«
» Ach, du ärgerst dich doch nur, weil sie gesagt haben, ein Mann, der mit der Axt kämpft, ist kein richtiger Mann«, sagte Onund, und Murrough lachte leise.
» Und mit dem Bogen kämpfen sie auch nicht«, fügte er kopfschüttelnd hinzu. » Es ist ein Wunder, dass sie mit ihren sonderbaren Ansichten so lange überlebt haben, noch dazu mit diesen kleinen viereckigen Schilden und ihren albernen Karo-Tuniken, auf denen man Tafl spielen könnte.«
Krähenbein war froh, dass er hier fortkam, doch im Stillen schnitt er in das Kerbholz seines Gedächtnisses eine Kerbe für diesen Ort. Eines Tages, wenn ihm Norwegen gehörte, wäre dies ein gutes Sprungbrett, um das nördliche Alba einzunehmen.
Im Lager ertönte Musik, jemand zupfte die Saiten eines Instruments, und eine leise und feine Melodie drang durch die Dunkelheit. Ein paar der Männer tanzten eine Jig und andere klatschten den Takt dazu und lachten. Die Feuer ließen auch die Schatten tanzen, und ein anheimelnder Geruch aus dampfenden Kochtöpfen zog durch die kalte Nachtluft.
Krähenbein trat grinsend unter die Männer und musste viele gutmütige Neckereien über sich ergehen lassen, weil er sich entschlossen hatte, nach einem bestimmt weitaus reicheren Gelage zu ihnen zurückzukehren. Mit einer gutmütigen Handbewegung ließ er es sich gefallen und trat zum Feuer. Jetzt stellte er fest, dass es Bergliot war, die das Instrument spielte, das sie auf den Knien hielt. Sie lachte ihn an, hörte aber nicht auf, mit schnellen, geschickten Fingern die Saiten zu zupfen.
Es war eine Gusli, die einer der Slawen aus Känugard mitgebracht hatte, ein längliches, fünfsaitiges Instrument, das auch krylovidnye, die » Flügelförmige«, genannt wurde. Es gab noch eine weitere Art, sie war größer und wie ein Helm geformt und hatte auch mehr Saiten, aber diese hier war besser geeignet für die Reise, und Bergliot spielte gut. Er machte ihr ein Kompliment, als sie geendet hatte, und sie schenkte ihm über das Feuer hinweg ein strahlendes Lächeln.
» Soll ich für dich auch etwas spielen?«, fragte sie leise. » Vielleicht ein Schlaflied, wie es dir deine Mama früher vorgespielt hat, damit du süß träumst?«
» Meine Mutter hat keine Musik gemacht«, erwiderte er, und es klang schroff wie ein krächzender Rabe. » Thrall durften keine Instrumente spielen, und ich war die meiste Zeit an einem Scheißhaus angekettet, da gab es nichts, was mir die Träume versüßt hätte, außer der Vorstellung, wie ich mich an denen rächen würde, die uns das angetan hatten.«
Keiner sagte etwas, weder diejenigen, die Krähenbeins Geschichte kannten, noch die, die sie zum ersten Mal hörten. Jetzt wussten alle, dass sie nach Orkney gekommen waren, um an Gunhild Rache zu nehmen. Trotzdem, dieser Auftrag, zusammen mit der Suche nach der Axt, schien jetzt wesentlich lohnender, nachdem Silber in ihren Beuteln, unter der Achsel und hinter ihren Eiern versteckt war, außerdem hatte dieser sogenannte Prinz von Norwegen die meisten von ihnen vor der sicheren Sklaverei in Dyfflin gerettet.
Bergliot war still geworden, ihre Augen leuchteten im Feuer, und Krähenbein hatte den Eindruck, dass sie den Tränen nahe war. Er schämte sich, dass er so barsch gewesen war.
» Aber sie hat mir Geschichten erzählt«, lenkte er etwas lahm ein, worauf die Spannung nachließ. Bergliot lächelte mühsam.
» Einstmals, zur Zeit der Blüte von Nowgorod, der Stadt auf dem Hügel, auch Holmgard genannt, lebte ein junger Spielmann«, sagte Krähenbein plötzlich, und unter den Männern ertönte ein leises Seufzen, als sie näher kamen, um besser hören zu können. » Fast jeden Tag erschien ein Bote von irgendeinem reichen Händler oder Edelmann an der Tür dieses Mannes und bat ihn, bei einem Fest aufzuspielen. Der Spielmann nahm seine Gusli mit den zwölf Saiten, eilte zur Festhalle und spielte zum Tanz auf. Der Gastgeber gab ihm gewöhnlich ein paar kleine Münzen und erlaubte ihm, sich an den Resten satt zu essen – und davon lebte der Spielmann.«
» Genau wie ich«, sagte der Eigentümer der Gusli traurig, ein Mann namens Hrolfr, und diejenigen, die ihn kannten, lachten.
» Dann wirst du auch die Freunde dieses Mannes kennen«, fuhr Krähenbein fort, » die ihn oft fragten, wie er von so wenig Lohn leben könne. ›Es ist nicht so schlimm‹, erwiderte der Mann. ›Ich gehe jeden Tag zu einem anderen Fest, spiele die Musik, die ich liebe, und freue mich, dass ich eine ganze Halle zum
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