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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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preisgegeben, während er Drostans Ärmel umklammert und Versprechen eingefordert hatte, die der überraschte und fassungslose Mönch ihm auch gegeben hatte.
    Hinterher hatte Martin dem zitternden und bestürzten Drostan gesagt, er setze seine Seele aufs Spiel, wenn er diesem heidnischen Geschwätz zuhöre, ganz zu schweigen von den Versprechungen, die er gemacht hatte. Und als der Mönch sich hingekniet und die Augen geschlossen hatte, um von Martin, dem geweihten Priester, die Absolution zu empfangen, hatte Martin sie ihm erteilt, mit einem großen Stein. Er hatte Drostan so gründlich losgesprochen, dass er dabei einen seiner eigenen Finger zerquetscht hatte, aber das spürte er kaum bei all den anderen Schmerzen, die er zu ertragen hatte.
    Der Gestank waberte um ihn, sodass seine Augen tränten und er die Gesichter der Norweger nur undeutlich sehen konnte, wie unter Wasser. Dann sah er in die Felsspalte, die ihn an das unreine Teil eines weiblichen Körpers erinnerte. Ein solch heidnisches, verfluchtes Objekt – wo sonst wäre es zu finden, wenn nicht in einem der Vorhöfe zur Hölle, wo es bereits nach Schwefel roch?
    » Wer kommt mit?«, fragte er und wusste, dass niemand sich melden würde, denn sie alle hingen im Herzen den falschen Göttern an, selbst wenn sie sich dessen nicht bewusst waren. Sie verfügten nicht über die göttliche Macht, sich Satans Dämonen zu entziehen – während Martin keinen Augenblick daran zweifelte, die Bewohner der Hölle und die Sklaven des gefallenen Engels in diesem Loch vorzufinden.
    Der Wind seufzte aus der Spalte, und die Männer wichen zurück und zogen die Köpfe ein. Hromund sah um sich und stellte fest, dass keiner mitgehen würde. Eigentlich wollte er sich bereit erklären, aber es gab zu viele überzeugende Gründe, weshalb sein Platz hier draußen bei den Männern war.
    Eindride sah den verächtlichen Gesichtsausdruck des Priesters, und in ihm stieg Zorn auf. Dieser verkrüppelte, hinkende Anhänger des kleinen Gottes aller Feiglinge würde sich dort hineinwagen, während tapfere Nordmänner dahockten und verlegen auf die weißen Felsen starrten, weil sie nicht einmal wagten, sich gegenseitig anzusehen.
    Sein Ärger verlieh ihm Mut, und er sprach.
    » Ich komme mit.«
    Die Männer begrüßten den Mut des Bogenschützen mit einem lauten » Heya« – dann aber drängte sich zu ihrem Erstaunen Tormod zwischen ihnen hindurch.
    » Du hast zu Hause einen kleinen Sohn. Ich werde für dich gehen.«
    Er und Eindride sahen einander an, und der Bogenschütze lachte leise, weil das Wichtigste ungesagt blieb – einen Thrall würde man nicht sehr vermissen, selbst wenn er ein Schützling des Königs war. Er wandte sich an Hromund.
    » Falls es schiefgeht«, sagte er, » wirst du dafür sorgen, dass meiner Frau und meinem Sohn nichts geschieht?«
    Hromund nickte, und Eindride grinste durch seinen vereisten Bart, dass seine Lippen aufsprangen und bluteten, dann schlug er Tormod auf den Rücken.
    » Also dann, zusammen«, sagte er.
    Zwei Männer, die sich durch den Thrall an ihrer Ehre gepackt fühlten, sprangen auf und nannten ihre Namen – Kjartan und Arnkel – und sagten, sie wollten sich nicht beschämen lassen. Die anderen, die viel zu viel Angst hatten, um sich Sorgen um ihre Ehre zu machen, sagten keinen Ton.
    Martin, den Stab in den kalten, knochigen Händen haltend, hinkte auf die dunkle Öffnung zu. Der praktisch veranlagte Tormod sorgte für Fackeln, Verpflegung und Wasser.
    » Gloria Patri, et Filii, et Spiritui Sancto«, sang Martin am Eingang und hob den Stab, wie um einen Feind zu erschlagen. » Sicut erat in principio, et nunc et semper, et in saecula saeculorum, Amen.«
    Eindride gab ein Geräusch von sich, halb Husten, halb Grunzen, dann stieß er den Priester verächtlich zur Seite, und mit der Hand am Thor-Amulett an seinem Hals trat er in die Öffnung. Martin humpelte hinterher. Kjartan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, Arnkel holte tief Luft, und beide folgten Martin, geduckt und vorsichtig, als tauchten sie in eiskaltes Wasser. Am Eingang drehte Tormod sich um und sah Hromund noch einmal mit schiefem Grinsen an, dann war er verschwunden.
    Hromund und die Männer standen einen Moment da, als warteten sie auf eine Katastrophe, aber es passierte nichts. Der Rauch in der Spalte hatte wieder aufgehört, der Wind heulte leise, und nach einer Pause fing es wieder an. Von irgendwoher kam ein fernes Grollen, als braute sich ein Gewitter zusammen, und

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