Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
ausgerechnet hierher, zu einer kleinen Kirche in der Wildnis von Man? Oder sucht deine Mama einen Priester, um ihre Sünden zu beichten?«
Diese Andeutung, dass es in ihrer Heimat sonst niemanden gab, der sie von ihren Sünden lossprechen würde, verstanden die Männer, die hinter Ogmund standen, sehr wohl, und Ogmund stellte zufrieden fest, dass es wieder Gelächter gab.
Wenn Gudrod unter seinem Helm ein finsteres Gesicht machte, dann wusste nur er es. Mit einer eleganten Bewegung breitete er die Hände aus, es wirkte fast wie ein Lächeln.
» Ganz recht, wir haben einen Priester gesucht«, erwiderte er. » Aber wie es aussieht, ist er gerade nicht da. Also ziehen wir genau so friedlich wieder ab, wie wir gekommen sind.«
» Ha!«, brüllte Ulf. » Du und deine Leute, ihr werdet das bekommen, was ihr verdient – nämlich den Strick!«
Der Helm wandte sich zu ihm, und selbst Ogmund spürte jetzt den Zorn der unsichtbaren Augen.
» Sei gefälligst still, Junge, wenn Männer sich unterhalten«, sagte die metallene Stimme.
Ulf stieß ein wütendes Geheul aus, und Ogmund hörte es zischen, als er seine Klinge zog.
» Zurück!«, brüllte er, aber Ulf wollte Blut sehen und stieß seinem Pferd in die Seiten, es hatte angefangen zu dösen und wurde jetzt schlagartig wach. Erschrocken machte es einen Satz nach vorn, und Ulf, der ohne Steigbügel ritt, verlor kurz das Gleichgewicht und fuchtelte wild mit dem Schwert.
» Od«, sagte der Mann mit der platten Nase, » töte ihn.«
Der schöne Jüngling glitt näher, eine geschmeidige Bewegung, wie wenn man ein Seidentuch durch einen Ring zieht. Ogmund hatte noch nie jemanden gesehen, der sich so schnell bewegen konnte. Mit der linken Hand zog der Junge das Schwert aus dem Ring am Gürtel und warf es in die Luft, fing es mit der rechten Hand auf, machte einen, zwei, drei Schritte nach vorn und tat einen Sprung, wobei er sich in der Luft drehte, was seinem Hieb zusätzliche Kraft verlieh.
Man hörte einen dumpfen Schlag und ein Zischen, dann landete der Mann namens Od elegant wieder auf den Füßen, drehte sich um und ging wie unbeteiligt zurück auf seinen Platz. Etwas Dunkles, Rundes hüpfte ein-, zweimal auf dem Boden und rollte Ogmund fast bis vor die Füße.
Das Pferd trabte noch ein Stück weiter, dann nahm es den metallenen Blutgeruch wahr, wieherte laut auf und versuchte ihn loszuwerden, sodass der Körper auf seinem Rücken, aus dessen Hals stoßweise das Blut floss, zur Seite sackte und schließlich in die Ginsterbüsche fiel.
Es war still. Ogmund sah das Ding an, das da zu seinen Füßen lag. Sein Blick traf auf Ulfs erstauntes linkes Auge, das rechte war beim Fall zerplatzt, aus dem abgeschlagenen Hals sickerte wässriges Blut.
» Das hier ist Od!«, sagte Gudrod mit seiner gespenstischen Stimme und machte eine Handbewegung hin zu dem Engel. » Sein Beiname ist Hrafndans.«
Rabentanz. Es war ein überaus passender Beiname, sodass die Männer unwillkürlich zusammenzuckten, als könnten sie die schwarzen Vögel auf den Zweigen sehen, wie sie ungeduldig von einem Bein aufs andere traten, während sie auf die Beute warteten, mit der dieser Jüngling sie versorgen würde. Dann sahen sie Od an, der sich auf ein Knie niedergelassen hatte. Er hielt das Schwert am Griff wie ein Kreuz und betete. Erst als er Ulfs Blut von der Klinge ableckte, merkten sie, dass er zu Tyr, dem Gott der Schlachten betete, dem er Ulfs Tod weihte. Die Männer bekreuzigten sich.
» Du solltest wissen, dass Od nur einer aus meiner Mannschaft ist. Ich bin auch nicht mit einem kleinen Faering von Orkney gekommen«, sagte Gudrod. » Schließlich bin ich der Sohn von Königin Gunhild und König Blutaxt.«
Ogmund fuhr sich über die Lippen. Einst hatte er ein Pferd bis aufs Blut geschlagen, weil es sich geweigert hatte, über einen kleinen Bach zu springen. Als es schließlich gehorcht hatte, war es in den Sumpf gesunken, der von der anderen Seite wie fester Boden ausgesehen hatte. Ogmund hatte sich lange schwitzend an das Pferd klammern müssen, während das Tier sich zitternd herauskämpfte, bis es schließlich wieder auf festem Boden stand, denn er wusste, wenn er in seinem Kettenhemd herunterfiel, war er verloren.
Dieselbe Furcht verspürte er jetzt, als er auf die Bäume sah und sicher war, dass dort noch mehr Leute versteckt waren. Wie viele Schiffe hatte Blutaxts Sohn aus Orkney mitgebracht? Und seine Schwester war mit dem Jarl verheiratet, um Gottes willen – wie viele Schiffe
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