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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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trüben Tagträumen so weit gegangen war, ohne es zu merken. Er schüttelte sich wie ein Hund, um wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren, und starrte den Mann auf dem Hügel an.
    Er war groß und trug einen Helm mit Visier, sodass man sein Gesicht nicht sah. Seine Augen waren lediglich zwei blitzende Punkte hinter dem Metall. Der Helm hatte vergoldete Augenbrauen und obenauf einen Kamm. Es war insgesamt ein sehr schöner Helm, der sorgfältig eingefettet wirkte. Der Mann trug auch ein langes Kettenhemd. Er war hochgewachsen und beleibt. Auf seinem Rücken hing ein Schild, und eine Hand lag leicht auf dem Griff eines Schwertes, das in einer schön gearbeiteten Lederscheide steckte – doch der Griff der Waffe war aus schmucklosem Eisen, mit Haifischleder überzogen und ohne jede weitere Verzierung.
    Alles das brachte Ogmund noch mehr auf. Ein kleiner Plünderer mochte wohl einen schönen Helm haben, aber er würde sich nicht so viel Mühe mit der Pflege machen, weil er ihn höchstwahrscheinlich selbst erst erbeutet hatte. Auch stand dieser hier nicht wie ein gewöhnlicher Dieb da. Im Gegenteil, er benahm sich, als gehöre ihm der Grund und Boden, auf dem er stand.
    » Heda, wer bist du?«, rief Ogmund ihn an.
    Der Mann wandte sich den Männern ruhig zu.
    » Gudrod Eiriksson von Orkney.« Die Stimme klang metallisch unter dem Helm, fast unmenschlich, doch es war der Name selbst, der die Männer zurückschrecken ließ.
    Der Sohn von Blutaxt? Hier auf Man?
    » Orkney regiert hier nicht mehr«, spottete Ulf.
    » Orkney hat hier regiert«, erwiderte Gudrod lässig, » und tut es vielleicht bald wieder.«
    Ein weiterer Mann trat zwischen den Bäumen hervor, ebenfalls im Kettenhemd und bewaffnet, leise trat er nach links und blieb etwas hinter Gudrod stehen. Sein spitzes Gesicht ähnelte einem Wiesel und wurde auch durch sein Grinsen nicht sympathischer. Er hatte eine breite, platte Nase, als hätte sie einen Schlag mit einer Schaufel erhalten.
    Dann glitt ein Dritter aus dem Schatten. Er trug Tunika und Hose, aber beide waren so ausgebleicht, dass die ursprüngliche Farbe nicht mehr zu bestimmen war. In dem Ring an seinem Gürtel steckte ein Schwert, aber sonst trug er keinerlei Rüstung, nicht einmal einen Helm, und sein rundes Gesicht war glatt wie das eines Kindes. Er schien von der Witterung und vom Krieg gleichermaßen unberührt zu sein, sodass er mit seinem schwarzen Haar, das sein Gesicht umrahmte, aussah wie der Engel, den Ogmund auf der rauen Wand der großen Kirche von Holmtun gesehen hatte. Doch dieser Engel hier bewegte sich auf merkwürdige Art und Weise, eher wie ein schleichender Wolf.
    » Ihr habt die Kirche ausgeraubt«, fuhr Ulf fort, sehr zu Ogmunds Ärger. Das Trio da, mit seinem Überfall, war schon lästig genug, aber dass Ulf sich jetzt auch noch gebärdete wie der Anführer, brachte das Fass zum Überlaufen.
    » Wenn ich will, dass du sprichst, Ulf Björnsson«, stieß er leise und wütend zwischen den Zähnen hervor, » hole ich einen Hund und lasse ihn bellen.«
    Hinter ihnen kicherte jemand, und Ulf riss so hart am Zügel, dass sein Pferd protestierend den Kopf hochwarf und ihm Schaum vom Maul flog.
    » Bist du der Anführer?«, wollte Gudrod wissen, und Ogmund nickte. Der Mann mit der platten Nase lachte, ein hohes, dünnes Lachen. Ogmund sah, dass seine Oberlippe an den Zähnen klebte, ein Zeichen von Nervosität, und er schöpfte ein wenig Mut. Plötzlich erkannte er, dass der Mann kein Nasenbein hatte und deshalb so merkwürdig aussah.
    » Wir haben eure Kirche nicht überfallen«, fuhr Gudrod hinter seinem Metallhelm mit hohler Stimme fort. » Es war ein Missverständnis. Wir suchten Erleuchtung, keine Reichtümer. Aber der Priester befand, dass wir nicht christlich genug seien. Dabei bin ich getauft und sicher ein ebenso guter Christ wie du, wer immer du sein magst.«
    » Ogmund Liefsson, ein Auserwählter von Jarl Godred«, sagte Ogmund automatisch und verwünschte sich wegen seiner schlechten Manieren.
    » Godred? Etwa Godred, der Sohn Haralds? Der, den man Hartmaul nennt?«, fragte Gudrod, und sein Spott war selbst durch den Metallhelm zu hören. » Brüllt er noch immer rum wie ein Stier, der eine Wespe im Arsch hat?«
    Ein paar der Männer lachten, und Ogmund drehte sich um, um sie zum Schweigen zu bringen.
    » Was redest du da von Erleuchtung?«, sagte Ogmund schließlich, der es für das Beste hielt, Gudrods Frage zu ignorieren. » Was führt den letzten von Eiriks Söhnen

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