Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
ihn von seinen Schmerzen ab. Er würde sie zerreißen, vernichten …
Jetzt kamen sie längsseits des langsam treibenden Schiffs und sahen bleiche Gesichter, vier, vielleicht sechs, und Hrodfolcs Grinsen wurde noch breiter. Jetzt stemmten die Männer sich gegen die Riemen und zogen sie schließlich ein, sodass sie polternd zu Boden fielen, im nächsten Augenblick stieß das lange, schlanke Boot leicht gegen die Seite der Knarr. Die Männer zerrten Seile hervor, um sich an dem anderen Schiff festzuzurren, andere griffen nach Waffen und begannen, an der höheren Bordwand der Knarr hinaufzuklettern, allen voran Hrodfolc, in jeder Hand eine Axt.
Es war eine Überraschung, mit der sie nicht gerechnet hatten. Plötzlich tauchten Schilde vor ihnen auf, die sich schlossen wie ein Tor. Und die Überraschung wich Entsetzen, als eine große Hakenaxt sich darunter hervorschob, sodass Hrodfolc zur Seite wich, obwohl er gar nicht das Ziel der Waffe gewesen war. Die Axt wurde über den Bootsrand geworfen, und ein Paar kräftige Arme zogen das Schlangenboot an die Knarr heran, ähnlich einem Liebhaber, der zärtlich die Arme um ein Mädchen legt und es an sich zieht.
Krähenbein sah den zahnlückigen Mund des Mannes, der die Friesen anführte. Panisches Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben beim Anblick der Männer in Kettenhemden, mit Schilden und Speeren, und denen, die hinter ihnen standen und ihn anstarrten und Helme trugen, von denen Büschel aus Pferdehaar wehten.
Krähenbein schleuderte seinen Speer, der den Mund des Mannes traf und seinen Zahnschmerzen für immer ein Ende bereitete. Er fiel rückwärts um, und Blut und Hirnmasse besudelten seine Männer. Dann schleuderte Krähenbein mit der linken Hand den zweiten Speer, der den Oberschenkel eines weiteren Friesen durchbohrte und ihn auf dem Deck des Schlangenbootes festnagelte. Seine Schreie waren schrill wie die einer Möwe.
Immer mehr Speere erreichten ihr Ziel, und die Männer auf dem Schlangenboot schrien und rannten durcheinander wie Hühner, in deren Stall ein Fuchs eingedrungen war. Einige ergriffen die Riemen und versuchten, ihr Boot abzustoßen, aber Murroughs Hakenaxt hielt sie mit eisernem Griff fest. Andere zogen es vor, ins Wasser zu springen, statt zu warten, bis sie getötet wurden, denn die Eingeschworenen waren eisenharte Kerle mit großen, runden Schilden, mit Speeren und Klingen. Schließlich stürmten sie das Deck des Schlangenbootes und brachten die Sache zu Ende. Die Friesen trugen schlammgraue Gewänder aus schlechter Wolle, ihre Waffen waren nichts weiter als kleine Holzäxte und Speere mit rostigen Spitzen. Manche von ihnen hatten nicht einmal das, und Drosbo trat einen kleinen Schritt zurück, als einer der Friesen, halb verrückt vor Angst wie eine gefangene Ratte, sich auf ihn warf und mit einem Messer angriff. Die Messerklinge rutschte klirrend am Kettenhemd ab, und Drosbo ließ ihn grinsend gewähren, bis er merkte, dass es zwecklos war.
Gerade in dem Moment, wo der Friese auf sein Gesicht zielen wollte, traf Drosbos Schwert den Mann zwischen Hals und Schulter, ein gewaltiger, schmatzender Hieb, der dem Friesen den Arm abtrennte, der samt Messer ins Meer flog.
Dann versetzte Drosbo dem Mann einen Tritt vor die Brust, und der schreiende, blutüberströmte Mann ging über Bord und versank im dunklen Wasser.
Stille trat ein. Dann ließ Murrough ein leises Knurren hören. Er zog seine Axt aus den Planken des Schlangenbootes und richtete sich auf, wobei er Nacken- und Schultermuskeln bewegte, wie um sie zu entspannen. Hoskulds Männer starrten auf die Toten, auf das Blut, das sich in der Bilge des Schlangenbootes gesammelt hatte, auf die, die noch lebten und ohne Aussicht auf Erfolg versuchten, das weit entfernte Ufer schwimmend zu erreichen, dunkle, keuchende Köpfe, die in den Wellen auftauchten und wieder verschwanden.
» Das wär’s dann«, brummte Onund und schlug dem verblüfften Mann von Orkney auf die Schulter. » Und jetzt sieh mal nach, ob du ein vernünftiges Tau findest.«
Holmtun, Insel Man, zur gleichen Zeit
Die Mannschaft der Hexenkönigin
Der Wind fegte durch die Bäume und fuhr über Ginster und Gestrüpp, wie eine Mutter, die ihrem Sohn durchs Haar zaust. Die Vögel duckten sich Schutz suchend im Gebüsch, oder sie wurden hoch in der Luft von ihrer Bahn abgebracht und trieben hilflos umher, viel zu beschäftigt, um zu protestieren.
Trotzdem schien die Sonne, und es war so warm, dass das Reiten im Kettenhemd und
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