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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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gebrochenen Westnordisch, » ist das nicht das Schiff von Hoskuld, was da liegt?«
    Alle kamen näher, man spähte, zeigte und stritt, dann nickte Kaetilmund und brummte zustimmend. Er schlug den kleinen Wenden so fest auf die Schulter, dass der Lederhelm auf dessen Kopf wackelte.
    » Du hast gute Augen, Kleiner«, sagte er aufgeräumt. » Es ist tatsächlich die verschwundene Knarr.«
    Krähenbein schauderte leicht. Er schmeckte das Aroma des Nornengewebes förmlich auf der Zunge. Das Segel wurde eingeholt, und die Riemen klatschten aufs Wasser. Mar, der sich gerade auf seine Seekiste setzen wollte, grinste Krähenbein hoffnungsvoll an.
    » Es braucht sicher nur ein paar freundliche Worte«, sagte er, und Krähenbein sah erst ihn zweifelnd an, dann Kaup, Mars zweiten Schatten, der ihm stets folgte. Freundliche Worte. Von einem schwarzen Schiff mit einem blutroten Segel, zu dessen Mannschaft mindestens ein schwarzer Mann gehörte. In jeder Sage, die er kannte, war der Bösewicht doch immer ein mächtiger Zauberer, gefolgt von einem Rudel Trolle, wilden Wölfen, Alben – und schwarzen Männern.
    » Ja, klar«, sagte er, während die Männer rudernd ihren gemeinsamen Rhythmus fanden. » Es wird schon alles gut gehen.«
    Natürlich ging die Sache schief – genau, wie Krähenbein es erwartet hatte. Er stand am Bug und schüttelte den Kopf über dieses Wyrd.
    Es ist lächerlich, überlegte er. Gemeinsam verfügen wir über eine ganze Reihe von Sprachen, und trotzdem stehe ich hier und versuche vergeblich, einen einzigen Menschen zu finden, mit dem wir uns verständigen können.
    Er war ratlos vor Ärger und überlegte, ob er nicht doch den Holzgucker über Bord werfen sollte, ganz gleich, was die Nornen davon hielten. Und wie er so brütete, merkte er nicht, dass Mar ihn beobachtete, der die äußerliche Gelassenheit des jungen Prinzen bewunderte, der dort anscheinend so ruhig im silbernen Morgenlicht stand, als warte er auf sein Frühstück.
    Die Schatten hoben und senkten sich mit den Wellen, der Stevenkopf mit dem drohenden Maul war abgenommen und sorgfältig verhüllt, und der Kiel knirschte auf dem harten Kies, jedoch war das Schiff nicht so weit an den Strand gezogen worden, dass man es nicht sehr schnell wieder hätte ins offene Wasser zurückschieben können. Links von ihnen lag Hoskulds Knarr, eingezwängt zwischen ein paar Fischerboote und an einem eisernen Ring an der Kaimauer festgemacht. Jenseits des Streifens aus Kies, Sand und hartem Gras war ein Deich, hinter dem sich Hütten und Häuser drängten. Rechts befand sich ein hoher Felsen, so rund wie Onunds Buckel, darauf, wie ein steinernes Nest, eine Festung. Von dort ertönte jetzt eine Glocke.
    » Sprich du sie an, Onund. Die verstehen bestimmt dein Fränkisch, auch wenn es schlecht ist. Die Franken leben doch gleich auf der anderen Seite des Wassers.«
    Onund warf Krähenbein einen schnellen Blick zu, dann rief er zur Festung hinüber, dass sie in friedlicher Absicht kämen. Das auf der anderen Seite des Wassers noch lange keine Franken lebten, wusste er nur zu gut, aber er behielt es für sich.
    Krähenbein spähte hinüber und wartete, aber es kam niemand. Er betrachtete die runden Tortürme. Es zeigten sich weder Speere noch Helme. Allerdings war allerhand Volk zu sehen, jemand schob einen Karren, und andere eilten über die Zugbrücke in das Festungsgelände, er sah auch zwei Mädchen mit wehenden Röcken. Nicht lange danach wurde die Brücke hochgezogen, und es ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen und Knarren der Zahnräder, die dringend geölt werden mussten.
    » Tja«, brummte Kaetilmund, » wir haben’s mit Fränkisch und Nordisch und Slawisch versucht, und auch mit etwas Wendisch und Griechisch. Sogar mit Murroughs Irisch. Aber ohne Angelsächsisch kommen wir hier wohl nicht weiter.«
    Mar zuckte die Schultern, als Krähenbein ihn ansah.
    » Ich kenne das Latein der Gebete«, sagte er. » Aber ob uns hier Gebete helfen …«
    » Bei Odin! Wir sind nicht hierhergekommen, um uns die Beine in den Bauch zu stehen und Hoskulds Schiff anzustarren«, rief Krähenbein aus. Er machte eine Kopfbewegung zu Kaetilmund hin. » Such dir zwei Männer aus und geh dort an Bord. Onund, Murrough und Rovald, ihr kommt mit mir – vielleicht finden wir doch noch jemanden, der unsere Sprache spricht. Gjallandi, du kannst gut reden und sprichst auch ein bisschen Latein. Berto, du kommst auch mit, denn das ist wohl die einzige Möglichkeit, den Hund zum Mitkommen

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