Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
beabsichtigte, ganz von hier fortzuziehen.
» Ich bin schon weg«, flüsterte sie, und ihre Augen waren so schwarz wie die See. Sie wandte sich um und ging, und die Leere, die sie zurückließ, war trostlos.
Als Krähenbein mit seinen bedrückten, lustlosen Männern das Kloster verließ, wandte er sich im Gehen an die Frau, die er bisher Berto genannt hatte, und hielt ihr die Fahne hin.
» Hier«, sagte er so patzig, dass es sie wie eine Ohrfeige traf. » Du bist jetzt eine Frau. Du wirst das hier neu nähen, wie ich es dir sage.«
Teamhair, Tara-Berg, einige Wochen später
Krähenbeins Mannschaft
Man hörte die Signale von Kriegshörnern, und über den Heeren waberten Wärme und Gestank. Nicht weit von Krähenbein entfernt rannten Iren vorbei, einer von ihnen versuchte im Laufen seinen zusammengerollten Umhang über der rechten Schulter zu befestigen, um die Arme frei zu haben, sein Lederhelm saß schief über einem Auge, und mit seinem langen Speer versetzte er seinem Hintermann einen Stoß gegen die Schulter, worauf dieser eine Salve irischer Flüche losließ.
» Hier – ich bin fertig.«
Sie hielt einen langen Speer hoch und ließ das Fahnentuch los, das sie bisher aufgerollt in der Hand gehalten hatte, sodass es im Winde flatterte. Von irgendwoher erklang ein Gemisch aus Jubel und Spott, und Krähenbein sah auf und betrachtete es. Ein weißer Adler auf himmelblauem Grund, obwohl einige von ihnen die Flügel des Adlers etwas merkwürdig fanden, was nicht weiter verwunderlich war, denn schließlich hatte er sein Dasein als Taube begonnen.
» Das hast du gut gemacht«, sagte er, und er hatte recht – sie hatte den albernen Ölzweig aufgetrennt und den so gewonnenen Stickfaden benutzt, um dem Vogel einen krummen Schnabel und Krallen zu geben. Doch wie Onund sogleich bemerkte, war dies nicht das Banner der Eingeschworenen, denn ihr Zeichen war Odins Valknut. Aber Krähenbein fragte Onund nur, ob er vielleicht in der Lage sei, einen Valknut so mir nichts, dir nichts auf eine Fahne zu sticken, und wenn nicht, dann müsse dieses hier eben genügen, denn Prinz Olaf brauchte unbedingt ein Banner.
» Darf ich es tragen?«, fragte Bergliot mit trotzig erhobenem Kopf.
Sie hatte ihre Arbeit gut gemacht, das musste er zugeben. Jetzt stand sie da, mitten unter diesen stinkenden, brüllenden und angriffslustigen Kriegern, die sich bereit machten, sich kopfüber in das blutige Gemetzel zu stürzen. Sie hielt das Banner am Speer hoch und wollte wissen, ob sie es tragen dürfe. Die Männer hielten inne, keiner wollte die Antwort verpassen.
» Nein«, sagte Krähenbein, obwohl er im Stillen ihren Mut bewunderte. » Das geht nicht. Das ist Männersache, und du bist kein Mann. Und jetzt zieh diese Hose aus und lass dein Kleid herunter – hier herrscht Krieg.«
Kaetilmund lachte über ihr enttäuschtes Gesicht, dann nahm er ihr das Banner ab und hielt es hoch. Der Jubel aber war halbherzig. Krähenbein sah Congalach ankommen, hinter ihm seine irischen Krieger und neben ihm sein Sohn Maelan in einem kleinen, speziell für ihn angefertigten Kettenhemd.
» Ich hoffe, deine Männer kämpfen besser, als sie jubeln, Nordmann«, knurrte er Krähenbein an, dann trat er lachend an Gilla Mos Seite und hob das Schwert, worauf seine eigenen Krieger sich fast heiser schrien – Congalach, Sohn des Flann, Herr von Gaileanga.
» Er hat ein ganz schönes Selbstbewusstsein, dieser Kerl«, sagte jemand, er hieß Byrti, wie Krähenbein sich erinnerte.
» Das kann er auch«, sagte Murrough und schlug Byrti so stark auf den Rücken, dass das Regenwasser nur so aus dessen wollenem Umhang spritzte, » schließlich ist er ein Prinz der Ui Neill und damit zehn von deiner Sorte wert.«
» Prinzen!« Onund spuckte so verächtlich aus, dass Kaetilmund lachen musste. Krähenbein beschloss, es zu überhören, und sagte sich, dass das nun mal die Art der Isländer sei, aber in ihm loderte der Zorn.
» Na ja«, erklärte Halfdan, der ebenfalls den aufgerollten Umhang um seine Schultern gelegt hatte, was ihm an den Schultern zusätzlichen Schutz gewährte und seine Arme frei ließ, » er ist ein toter Prinz der Ui Neill. Er hätte auf seinen Alten hören sollen, wie alle anderen.«
Die Männer lachten. Die Auseinandersetzung zwischen Congalach und seinem Vater, dem alten Flann, war lautstark gewesen. Der Alte wollte, dass Congalach sich aus der Schlacht heraushielt, denn seit seiner Verletzung durch den Pfeil konnte er mit der Schwerthand nicht
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