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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ein Bekannter
von Ihnen?« Ich war erstaunt.
    »Bekannter ist vielleicht etwas
übertrieben, aber ich kenne Protzi schon länger.«
    »Protzi?«
    »Sascha, um korrekt zu sein. Neumann
heißt er mit Nachnamen.«
    »Und bei diesem Protzi hielten Sie
sich gestern auf, als die Tat geschah. Was machten Sie bei Protzi, ich meine, Herrn
Neumann?«
    Becker wirkte verlegen. »Das ist
nicht ganz einfach zu vermitteln, Herr Palzki. Protzi frönt da einem etwas seltsamen
Hobby. Vielleicht sollten Sie sich das selbst anschauen. Aber das spielt eigentlich
keine Rolle. Ich wollte ihn wegen eines Interviews für die Rheinpfalz befragen.
Als ich dabei zufällig aus dem Fenster schaute, sah ich die vielen Polizeibeamten.
Und wenig später sind Sie und Herr Steinbeißer dazugekommen. Leider konnten wir
von unserem Standpunkt nicht viel sehen, da die S-Bahn im Weg stand.«
    »Wenn ich das gewusst hätte, hätte
ich sie sofort wegfahren lassen«, meinte ich sarkastisch.
    Gerhard hob die Kaffeekanne und
schüttelte sie. »Schon wieder leer.«
    Jutta nahm sie ihm ab. »Gib her,
ich füll nach.«
    »Na ja«, fuhr der Student fort.
»Protzi und ich sind dann runter zur Unterführung, aber da war längst abgesperrt.
Und das war’s auch schon. Mehr weiß ich nicht. Nachdem weder die Sonntagszeitung
noch das Radio darüber berichtet hatten, wollte ich ein paar Recherchen anstellen.
Dass dort gestern irgendetwas Großes passiert war, war uns klar. Nur was, das weiß
ich leider nicht. Vielleicht könnten Sie mir etwas verraten?«
    »Haha, da fällt niemand mehr drauf
rein, Herr Becker. Sind Sie sicher, alles erzählt zu haben? Was ist mit dem seltsamen
Hobby? Das sollten Sie uns noch verraten!«
    Der Archäologiestudent überlegte.
»Ich kann’s Ihnen zeigen. Protzi freut sich bestimmt, wenn er sein Hobby präsentieren
darf. Er lebt sowieso etwas einsam in seiner Wohnung.«
    Ich versuchte, heimlich auf meine
Armbanduhr zu schielen, was Jutta, die in diesem Moment wieder ins Büro kam, genauso
wie Gerhard sofort bemerkte.
    »Du sitzt auf glühenden Kohlen«,
meinte mein Kollege. »Ich mache dir einen Vorschlag. Du fährst mit Herrn Becker
in die Dannstadter Straße und löst das Rätsel um das geheimnisvolle Männerhobby.
Ich erstatte Jutta Bericht und fahre dann zu Stefanie. Sobald du kommst, packen
wir’s mit den Kinderzimmern. Ist das eine saubere Lösung?«
    Ich nickte, während Becker uns ungläubig
anschaute. »Kinderzimmer?«, fragte er.
    »Zum Glück keine Waschmaschine«,
antwortete ich. »Gehen wir?«
    Jutta reichte dem Studenten das
Telefon, damit er unser Kommen bei seinem Freund ankündigen konnte, was dieser mit
zwei kurz angebundenen Sätzen tat.
    Im Flur fiel mir etwas ein. »Sind
Sie mit Ihrem Wagen da? Mit dem geliehenen, meine ich?«
    »Ja, soll ich Sie mitnehmen?«
    »Gerne, wenn Sie einen normalen
Fahrstil pflegen.«
    Dietmar Becker lachte laut heraus.
»Gerade das muss ich mir von Ihnen sagen lassen! An der Waldfesthalle haben Sie
mich im letzten Juni fast über den Haufen gefahren und in der Dudenhofener Straße
haben Sie uns zwei Monate später beinahe direkt in den Himmel gelotst, als Sie Ihren
Dienstwagen an den Baum fuhren.«
    »Ach was, das ist alles lange her.
Ich bin seit fast einer Woche unfallfrei«, antwortete ich bewusst übertrieben.
    Er grinste frech. »Oh, das höre
ich gerne, dass Sie kein Auto mehr fahren.«
    Das hatte ich nun davon, einen Scherz
gemacht zu haben. Ein weiterer Scherz erwartete mich auf dem Parkplatz. Becker fuhr
Smart. Nicht, dass ich etwas gegen diesen Autotyp hätte, vor ein paar Monaten fuhr
ich gezwungenermaßen für ein paar Tage selbst solch ein Fahrzeug. Trotzdem, für
mich war das kein vollwertiges Auto. Es hatte nicht einmal einen Colaflaschenhalter
oder eine Pommesablage.

5
Zwei große Geheimnisse
     
    Beckers Fahrweise war angenehm. Er schien durchaus Erfahrung mit dem
Führen eines Kraftfahrzeugs zu haben, schließlich hatte er mir in der Vergangenheit
oft genug zuschauen können. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Na ja, man lernt
nie aus. Da der Bahnhof bereits gestern Abend wieder freigegeben worden war, konnte
mein Chauffeur seinen rollenden Metallsarg auf dem Bahnhofsparkplatz abstellen.
Wir nahmen die Unterführung, um auf der anderen Gleisseite zur Wohnung von Neumann
zu kommen. Kurz darauf standen wir vor dem ehemaligen Fabrikbau. Die vertikalen
Abstände der Fenster ließen auf eine für Wohnzwecke unübliche Geschossdecke schließen.
Nach der Nutzungsänderung

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