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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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konnte man schlecht die Deckenhöhen ändern. Auf der Vorderseite
des breit gezogenen Gebäudes gab es zwei Eingänge. Beide waren mit jeweils Dutzenden
von Klingeln versehen. Der Student nahm den linken Eingang, der praktischerweise
offen stand. Ohne zu klingeln, ging er in das Treppenhaus, das Ausmaße einer kleinen
Halle hatte. Auf allen Seiten gingen unterschiedlich gestaltete Treppen nach oben
und unten. Kinderwägen, Fahrräder, Wertstoffsäcke, alles stand oder lag chaotisch
irgendwo herum. Einladend sah dies für mich nicht aus. Zielstrebig nahm mein Führer
hinten rechts eine nachträglich eingebaute Metalltreppe nach oben ins erste Obergeschoss.
Mangels Tageslicht sah es dort noch trostloser aus. Gänge gingen in drei Richtungen
ab und einer sah aus wie der andere. Dann folgte die nächste Treppe. So ging es
noch ein paar Mal und ich hoffte, dass das Gebäude nicht unendlich hoch sei. Becker
bog, ohne merklich außer Atem zu sein, nach rechts in einen weiteren Flur, ich folgte
ihm mit spürbarem Schnaufen. Hier wollte ich keine Waschmaschine hochtragen müssen.
Mein Pfadfinder blieb stehen und drückte auf eine Klingel, die mit ›A. Neumann‹
beschriftet war.
    Uns öffnete ein Mann in Beckers
Alter. Seinem Aussehen nach konnte er durchaus ein Kommilitone von ihm sein. Doch
etwas anderes stach mir sofort ins Auge: Er trug an beiden Seiten Kniebandagen.
    »Hi Didi«, begrüßte er seinen Freund.
»Guten Tag«, sagte er in meine Richtung. »Kommen Sie bitte rein.« Wir kamen in eine
Wohnung, die mir etwas größer als üblich erschien, genauso wie die Ausstattung sicherlich
nicht von Ikea stammte. Am Ende des Flures ging eine Wendeltreppe nach oben. Meine
Neugierde kannte keine Grenzen.
    »Geht’s da noch weiter hoch?«
    Protzi Neumann lachte. »Irgendwann
biete ich vielleicht mal Führungen an, so wie durch den alten Ortskern von Schifferstadt.
Ja, da oben ist der große Dachboden, der zu einem Studio ausgebaut ist. Aber hier
unten ist es genauso schön.«
    Er ging weiter und wir folgten ihm
in ein Wohnzimmer. Er zeigte auf ein Fenster. »Kommen Sie, genießen Sie die Aussicht.«
    Ich ging zu ihm und war überwältigt.
Man konnte fast die gesamte Stadt überblicken. Der Kirchturm von St. Jakobus schien
zum Greifen nah und selbst der Wasserturm schien sich in unmittelbarer Nähe zu befinden.
Mit Gewalt musste ich mich von diesem Blick losreißen.
    »Herr Neumann«, begann ich, »ich
bin eigentlich nicht wegen Ihrer Aussicht hier, oder vielmehr nur indirekt.«
    Er nickte. »Ich verstehe, nehmen
Sie doch Platz. Didi, holst du bitte aus der Küche etwas zu trinken und zu knabbern?«
    Becker kam mit einem Tablett zurück,
auf dem sich drei Gläser, zwei große Flaschen Cola und ein gehäufter Berg Kekse
befanden.
    »Ich glaube, das ist Ihre Wellenlänge,
Herr Palzki.«
    Ich nickte zurückhaltend, obwohl
ich mich am liebsten sofort beidhändig auf die Kekse gestürzt hätte. Hier war Bescheidenheit
angesagt und das fiel mir schwer. Becker schenkte die Gläser randvoll und grinste
mich schief an. Wollte er mich damit bestechen?
    »Sie haben gestern mitbekommen,
was drüben am Bahnhof passierte?«
    Protzi Neumann schielte kurz zu
seinem Freund, bevor er antwortete. »Sicher, Sie haben die Aussicht gesehen. Allerdings
konnten wir uns keinen Reim darauf machen. Deshalb ist Didi, ich meine Herr Becker,
heute noch mal gekommen um das Gelände am Bahnhof zu sondieren. Wir haben in der
Zeitung und im Internet nachgeschaut, nirgendwo fanden wir eine Meldung über diesen
Vorfall. Das kam uns komisch vor. Aber sagen Sie, womit kann ich Ihnen helfen?«
    Ohne darauf einzugehen, konfrontierte
ich ihn mit den Kniebandagen, die an seinen Jeans mehr als seltsam wirkten.
    Wieder warf er einen kurzen Blick
zu seinem Freund, bevor er antwortete.
    »Ich habe ein Oberschenkel-Kniescheibensyndrom.
Durch meine schwachen Oberschenkelmuskeln rutscht die Kniescheibe zu weit nach unten
und schädigt dadurch den darunter liegenden Knorpel. Um das zu vermeiden, muss ich,
immer wenn ich mich viel bewege und die Schmerzen zurückkommen, diese Dinger tragen.«
    »Warum wohnen Sie dann so weit oben
ganz ohne Aufzug? An Ihrer Stelle hätte ich mir längst eine Erdgeschosswohnung gesucht.«
    Schnell stopfte ich mir zwei Schokokekse
auf einmal in den Mund. Über Beckers Mund huschte ein weiteres Lächeln.
    »Im Prinzip haben Sie recht, Herr
Palzki, aber nur im Prinzip. Es ist nämlich so, dass diese Wohnung meinem Vater
gehört.«
    Ich wollte etwas

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