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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wären eine Erwähnung wert.
    »Was schmunzelst du so?«, unterbrach
mich mein Kollege. Ich bemerkte, dass wir bereits die Saarlandstraße in Ludwigshafen
befuhren. Hatte ich so lange vor mich hingeträumt?
    »Ach nichts, ich war nur kurz geistig
abwesend. Wie lange brauchen wir noch?«
    Gerhard bog am Edeka links ab. »Zwei
oder drei Minuten, wenn wir es gleich finden.«
    »Wo fährst du überhaupt hin? Da
hinten ist doch nichts.«
    »Nichts ist relativ, die Werkstatt
muss irgendwo hinter dem Hauptbahnhof liegen.«
    Das Navi lotste uns scheinbar in
einen riesengroßen Parkplatz, der durch Hecken und eine kleine Straße in zwei Hälften
getrennt war. Dann bemerkten wir, dass die Straße in einem Tunnel unter den Gleisanlagen
des Bahnhofes weiterlief. Als wir auf der anderen Seite herauskamen, waren wir von
Bahngleisen umzingelt.
    »Das ist ja Wahnsinn!«, staunte
ich. »Was sind das alles für Gebäude?«
    »Gehört alles zum Zugbetrieb, nehme
ich an.«
    Die elektronische Stimme befahl
uns, vor einer mindestens 100 Meter langen Halle anzuhalten. Auf den Gleisen der
direkten Umgebung konnten wir mehrere der roten S-Bahnen stehen sehen. Ein dreistöckiges
Nebengebäude, neben dem wir parkten, schien Sitz der Verwaltung zu sein.
    Ich wollte gerade Gerhard fragen,
ob es einen Treffpunkt gab, da sahen wir einen Mann winkend aus der Halle herauskommen.
    »Hallo und guten Tag«, begrüßte
er uns, während ein Windstoß die sorgsam um seine Halbglatze gewickelten Haare nach
oben wirbelte. »Sind Sie Herr Palzki und Herr Steinbeißer? Die Beamtin von der Bundespolizei
hat Sie mir ganz anders beschrieben.«
    »Wir sind recht verwandlungsfähig«,
konterte ich und gab ihm die Hand. Dabei bemerkte ich mehrere Brandblasen auf seinem
Handrücken.
    »Mein Name ist Benno Schmitd, mit
td am Ende. Ich bin der Werkstattleiter.«
    »Td? Sie meinen wohl dt?«
    Er lachte. »Ich gehöre zu den paar
Dutzend Menschen in Deutschland, die hinten mit td geschrieben werden. Glauben Sie
mir, die ständigen Erklärungen haben mich so manche Stunde Lebenszeit gekostet.
Kommen Sie bitte mit in die Halle, wir haben trotz der frühlingshaften Temperaturen
geheizt.«
    Wie in einem langen Schlauch führten
zwei Gleise durch das ewig lange Gebäude, auf einem stand eine S-Bahn.
    »Hier können wir alle Reparaturen
und Wartungen durchführen, auch unter und über den Zügen. An normalen Arbeitstagen
geht’s hier zu wie in einem Bienenstock, doch sonntags haben wir nur Notbesetzung.
Ich selbst hätte heute frei, doch selbstverständlich stehe ich Ihnen zur Verfügung.«
    Wir liefen bestimmt fünfzig Meter
die Halle entlang, während er ein paar Eckdaten abspulte:
    »Mit 90 Mitarbeitern kümmern wir
uns um die 40 Triebfahrzeuge des Typs ET 425.2. Wir können gleichzeitig bis zu vier
Fahrzeuge in der Halle warten.«
    Er steuerte auf einen kleinen Nebenraum
zu, der wohl als Aufenthaltsraum für die Arbeiter gedacht war.
    »Es gab gestern einen Toten in der
S-Bahn bei Schifferstadt, sagte mir die Beamtin von der Bundespolizei. Ich habe
keine Ahnung, wie ich Ihnen helfen kann, aber schießen Sie mal los.« Er setzte sich
und forderte uns auf, das Gleiche zu tun. Etwas zu trinken bot er uns nicht an.
Vielleicht hatte er Berührungsängste mit dem Getränkeautomaten, der neben der Tür
stand.
    »Herr Schmitd, es geht um folgendes:
Das Opfer hat bis zu seinem Rentenbeginn hier gearbeitet. Eventuell können wir daraus
wertvolle Informationen gewinnen.«
    Der Werkstattleiter
nickte. »Natürlich, ich helfe Ihnen gerne. Wie heißt er denn?«
    »Willibald
Teufelsreute. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Was?« Schmitd
schrie beinahe. »Dieser Halunke wurde ermordet? Wer hat denn diese glorreiche Idee
–«
    In diesem Moment
bemerkte er, dass er den falschen Ton getroffen hatte. Verlegen graulte er sich
seine wenigen Haare zurecht, bevor er weiter sprach.
    »Verzeihen
Sie, bitte, das ist mir nur so rausgerutscht. Selbstverständlich finde ich es tragisch,
dass Willi ermordet wurde.«
    »Ein großer Verlust scheint es für
Sie aber nicht zu sein, oder?«
    Schmitd pulte ein ziemlich verrupftes
Päckchen Zigaretten aus seiner Hosentasche, besah es eine Weile und pfefferte es
dann in die Ecke des Aufenthaltsraums.
    »Nein, ich bleibe standhaft. Willis
Tod ist kein Grund, wieder damit anzufangen.« Er schaute uns beide abwechselnd an,
dabei zitterten seine Hände.
    »Sie müssen wissen, Willi war bei
niemandem beliebt. Weder bei Kollegen noch bei den Vorgesetzten. Man könnte

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