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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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entgegnen, doch
statt Sprache kamen ein paar Brocken aus meinem Mund geflogen. Peinlich berührt
hob ich die Krümel auf und steckte sie in die Hosentasche. Neumann schien überhaupt
nicht darauf geachtet zu haben. Mit halbwegs leerem Mund versuchte ich mein Glück
zum zweiten Mal.
    »In Ihrem Alter muss man nicht mehr
unbedingt zuhause wohnen.«
    »Ich wohne nicht mehr zuhause, wenn
Sie das meinen. Mein Vater ist Geschäftsmann und hat in Neustadt ein Pharmaunternehmen.
Er kümmert sich seit zwei oder drei Jahren um eine internationale Expansion. Aus
diesem Grund ist er zusammen mit meiner Mutter ständig auf Reisen. Eine Vermietung
dieser Traumwohnung stand aber nie zur Debatte. Um sie nicht leerstehen zu lassen,
wohne ich nun alleine hier. Ich habe keine Geschwister.«
    Die Argumentation klang logisch.
»Wo arbeiten Sie?«
    »Hat Ihnen das Didi nicht gesagt?
Wir studieren im gleichen Semester.«
    Ich zögerte zunächst, doch mein
Hunger war stärker. Diese Nougatpralinen musste ich auf jeden Fall probieren.
    »Essen Sie ruhig, Herr Palzki. Kekse
und Pralinen gehen bei mir nie aus.«
    »Danach sehen Sie und Ihr Freund
aber gar nicht aus«, meinte ich mit Blick auf das sportliche Aussehen der beiden.
    »Wir haben halt keinen Bürojob wie
Sie«, warf Becker ein. »Wir studieren Archäologie und das ist manchmal ganz schön
anstrengend. An Bewegung mangelt es uns keinesfalls.«
    Ich wandte mich wieder an Neumann.
»Stören Sie die Bandagen bei den Ausgrabungen nicht?«
    Ich bemerkte, dass er sich ertappt
fühlte. Becker kam ihm zu Hilfe. »Der Kommissar ist eigentlich hier, weil er dein
Hobby erfahren möchte.«
    »Warum denn das?«, fragte er in
ziemlich aufbrausendem Ton. »Ist es verboten, ein Hobby zu haben?«
    »Nein«, beruhigte ich ihn, »aber
Herr Becker tat bei der Berichterstattung seines gestrigen Tagesablaufs, insbesondere
zu dem Zeitpunkt, während er sich bei Ihnen aufhielt, sehr geheimnisvoll. Und als
Polizeibeamter bin ich von Natur aus neugierig. Es gab gestern einen Mord in der
S-Bahn, soviel darf ich Ihnen verraten. Und daher kann es keine Tabus geben. Ich
muss mir ein Bild der Gesamtlage machen.«
    »Ein Mord?«, stieß Becker mit glupschiggroßen
Augen hervor. »Hab ich’s mir doch gedacht. Gibt es Anhaltspunkte bezüglich des Täters?«
    »Herr Becker, Sie wissen, dass ich
Ihnen dazu nichts sagen darf. Den Teufel werden wir früher oder später –«
    Ups, jetzt hatte ich schon wieder
zuviel verraten. So schnell rutschen einem Sachen heraus, die man eigentlich für
sich behalten sollte.
    »Welcher Teufel?
Meinen Sie den, der aus der Unterführung herauskam, kurz bevor Metzger auftauchte?«
    Da ich just in diesem Moment mein
Glas in der Hand hielt, schüttete ich eine recht beträchtliche Welle auf den Fliesenboden.
»Sie haben den Teufel gesehen? Warum haben Sie das nicht früher gesagt?«, herrschte
ich ihn an. Im gleichen Moment kam mir die Unmöglichkeit meiner Kritik in den Sinn
und ich bat um Entschuldigung.
    »Tut mir leid, dass ich eben so
aufbrausend war. Woher sollten sie das wissen. Erzählen Sie mir alles, was Sie über
den Teufel wissen!«
    Protzi Neumann hatte vom Tisch ein
paar Servietten genommen und den Colafleck aufgewischt. »Kurz nachdem die S-Bahn
anhielt, kam aus der Unterführung ein Mann heraus, der als Teufel verkleidet war.
Sekunden später war er aus unserem Blickwinkel verschwunden.«
    »Sind Sie sicher, dass es ein Mann
war? Wohin ging er?«
    Dietmar Becker überlegte einen Moment.
»Nein, das Geschlecht konnten wir nicht erkennen. Er war, und damit meine ich den
Teufel, komplett verkleidet und schwarz geschminkt. Es könnte genauso eine Frau
gewesen sein, was meinst du, Protzi?«
    Er nickte. »Ja, jetzt wo du es sagst.
Wir haben kurz über die Verkleidung gelacht, dann war er verschwunden.«
    »Konnten Sie sehen, wo er hinging?«
    »Ja, er ging geradeaus in die Dannstadter
Straße, er müsste eigentlich an diesem Haus entlanggelaufen sein, das konnten wir
von hier oben wegen des toten Winkels freilich nicht sehen. Auf keinen Fall bog
er in die Pechhüttenstraße ab.«
    »Könnte er in einen Wagen gestiegen
sein?«
    »Ja klar, dort unten parken viele,
die mit der S-Bahn unterwegs sind.«
    Die Kombination
von Cola und Keksen war ich zwar durchaus gewohnt, doch nun benötigte ich meinen
Überlebenspack. Ich griff in meine Jackentasche, öffnete den kleinen Karton und
warf mir drei Sodbrennentabletten auf einmal ein.
    »Mehr haben
Sie nicht erkennen können? Denken Sie

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