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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Fuß hinderte ihn daran, was mir einen bösen
Blick einbrachte.
    Becker hatte es immer noch nicht
kapiert. Ich musste ihm allerdings zugutehalten, dass ihm, im Gegensatz zu mir,
zwei entscheidende Informationen fehlten.
    »Herr Diefenbach, Sie haben bisher
stets ein großes Herz für Journalisten bewiesen und wir sind Ihnen dafür alle sehr
dankbar. Ich habe Sie sogar für den großen Informantenpreis vorgeschlagen.«
    Meine Backe, wie konnte man nur
so übertrieben schleimen, das Theater musste sogar KPD auffallen.
    »Wären Sie so freundlich, der Presse,
sprich mir, einen ersten Kommentar zu dem furchtbaren Mord in der S-Bahn zu geben?«
    KPD ließ seinen Unterkiefer fallen
und legte damit den Blick auf eine Teilprothese im Backenzahnbereich frei.
    »Mord? Was für einen Mord meinen
Sie?«, stammelte er in Richtung Becker.
    Diese Bemerkung war quasi die Bestätigung
meiner Vermutung. Jetzt hatte ich Gelegenheit, meinem Chef vor dem Journalisten
beizustehen, doch dazu musste ich ihn, also meinen Chef, demontieren.
    Ohne auf das
Thema Mord einzugehen, brachte ich mich mit einer zuckersüßen Stimme in die Unterhaltung
ein. »Herr Diefenbach, Ihre Frau sagte uns, dass Sie auf einem Zigarrenkongress
in Buxtehude wären.«
    »Harsewinkel«,
verbesserte KPD, »nicht Buxtehude.« Er schaute mich an. »Wieso haben Sie mit meiner
Frau gesprochen?«
    Ohne darauf
einzugehen, zeigte ich stumm auf das Türschild mit seinen Initialen. »Ihr Freund?«,
fragte ich und versuchte, dabei möglichst ungläubig zu wirken. »Die gleichen Anfangsbuchstaben?«
Ich blickte ihm ernst in die Augen. Schließlich gab er auf und schnaubte so stark,
dass seine schon lange nicht mehr gestutzten Nasenhaare sichtbar herumflimmerten.
Mit heruntergezogenen Mundwinkeln gab er die Tür frei.
    »Dann kommen
Sie halt rein.«
    Wir traten in eine Wohnung, die
keine Wohnung war. Die einzelnen Zimmer, vom Eingang aus betrachtet konnte ich fünf
oder sechs erkennen, waren saalgroß und zogen sich vermutlich über die gesamte Breite
des Gebäudes. Es gab keine Türen in den Zimmerdurchgängen, alles war offen gestaltet
und weiß gestrichen. Becker und ich standen in einem Museum, einer Gemäldegalerie.
    »Meine private Sammlung«, erläuterte
KPD und es klang Stolz aus seiner Stimme. »Gemälde des 18. bis 20. Jahrhunderts,
selbstverständlich ausnahmslos Originale.«
    Er ging nach rechts in einen Raum
mit besonders hässlichen Landschaftsbildern. »Das sind meine Lieblinge. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurden sie aus einem Mannheimer Museum verschleppt, Beutekunst
sozusagen. Erst vor knapp zehn Jahren konnte ich sie bei einer Auktion ersteigern.«
    Ich hatte eigentlich erwartet, in
den Räumen seine Geliebte anzutreffen. Mit den Hunderten Gemälden, die hier hingen,
war ich dagegen überfordert. Geistig überfordert, da ich nicht den kleinsten Schimmer
von der Materie hatte, faktisch überfordert, weil ich die Sinnhaftigkeit nicht verstand.
    »Warum?«, fragte ich meinen Vorgesetzten.
»Warum das alles? Weiß von diesem Museum außer Ihnen noch jemand?«
    Im Hintergrund
sah ich den Studenten interessiert von Bild zu Bild gehen und sich dabei Notizen
machen.
    »Sie beide wissen es jetzt. Ich
wäre Ihnen sehr verbunden, wenn es nicht noch mehr Mitwisser werden. Das ist mein
Reich. Das gehört mir alles alleine. Ich muss es mit niemandem teilen. Aber was
erzähle ich Ihnen: Sie kapieren das sowieso nicht.«
    Er fixierte stumm ein Stillleben.
Kurz darauf gab er sich einen Ruck und machte einen erneuten Anlauf. »Haben Sie
nie so ein Gefühl gehabt, Herr Palzki? Etwas, das nur Ihnen ganz allein gehört?
Diesen Stolz, diese Allmacht, diese unbeschreibliche Empfindung des Besonderen,
der Einmaligkeit, das bedeutet für mich Lebensqualität, ein Stück Paradies auf Erden.«
    Ich tat etwas, was ich noch nie
getan hatte. Ich legte meine Hand wie zur Versöhnung auf seine Schulter. »Doch,
Herr Diefenbach, ich kenne das nur zu gut. Jedes Mal, wenn ich mir zuhause eine
Pizza auftaue, geht’s mir genauso. Es ist einfach unbeschreiblich schön, wenn niemand
da ist und mir etwas wegessen kann.«
    Ich glaube nicht, dass er meinen,
je nach Sichtweise, naiven oder provozierenden Vergleich verstanden hatte. Wehmütig
zog er seinen Blick von den Bildern ab.
    »Haben Sie Hunger? Von dem Krabbensalat
habe ich noch übrig.«
    Bevor ich ihm abschlägig antworten
konnte, kam der Student zurück und zählte KPD ein paar Namen auf, die ich wahrscheinlich
noch nie gehört hatte.
    »Ah,

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