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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kühlfach nach, dort müsste noch ein Prosecco liegen.
Vielleicht –« Jäh brach er ab. Mit verärgerter Miene starrte er auf meine Knie,
so sah es jedenfalls aus. Was hatte ich jetzt wieder falsch gemacht? War ich mit
meinen Beinen in eine Lichtschranke geraten und hatte dadurch wichtige Einstellungen
seiner Schaltzentrale durcheinandergebracht?
    »Welches Ferkel war da am Werk?«
Wütend zog er aus seiner Manteltasche ein mit seinen Initialen besticktes Stofftuch
und wischte damit über den Deckel des Handschuhfachs. »Das war bestimmt der Mechaniker.
Dass die auch immer und überall ihre Fingerabdrücke hinterlassen müssen.«
    Ansonsten war die Fahrt zur Dienststelle
am anderen Ende Schifferstadts ereignislos. Meine Frage, ob er einen Pizzaofen an
Bord habe, beantwortete er nur mit einem abfälligen Grunzen. Mein Hunger war inzwischen
fast grenzenlos.

6
Der Mörder ist wieder der Teufel
     
    Im Waldspitzweg angekommen, verabschiedete sich KPD von mir.
    »Ich muss mich erst einmal sammeln
und ein paar wichtige Anrufe tätigen. Falls Frau Wagner da sein sollte, kann sie
mir nachher das Wichtigste erklären.«
    Das war mir recht, damit könnte
ich ein bisschen Zeit einsparen. Ich war überrascht, dass Gerhard bei Jutta im Büro
saß.
    »Hallo, ihr beiden. War Stefanie
nicht zu Hause?«, fragte ich meinen Kollegen.
    »Doch, doch. Allerdings ist sie
vorhin mit ihren Kindern zu Bekannten nach Rheingönheim gefahren.«
    »Ach so, zu Christin und Michael.«
    Gerhard nickte. »Stefanie meinte,
du hättest ja einen Haustürschlüssel und wir bräuchten sie für den Umzug nicht.
Reiner, willst du das heute wirklich noch durchziehen?« Verzweiflung lag in seinem
Gesicht, doch ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.
    »Klar, so spät ist es doch noch
nicht. Jutta, haben wir wirklich nichts zu knabbern da?«
    »Ich kann dir Würfelzucker anbieten.«
    Nun war es an der Zeit, meine vertieften
Beziehungen spielen zu lassen. Ich stand auf. »Kleinen Moment, ich bin gleich wieder
zurück.«
    Als ich wenige Minuten später mein
Versprechen eingelöst hatte und zurückgekehrt war, staunten Jutta und Gerhard um
die Wette.
    »Mensch, Reiner, wo hast du die
her? Das ist Exklusivware, für Normalsterbliche fast unbezahlbar!«
    Ich stellte zwei prunkvolle Metalldosen
auf den Tisch und öffnete eine davon. Die hochwertigen Pralinen, fünfstöckige Schokoladenkekse
und andere Feinheiten, teils in Goldpapier eingewickelt, brachten meine Magensäure
in Wallung. Dennoch hatte ich die soziale Kompetenz, meine Kollegen zuerst zugreifen
zu lassen, bevor ich mir mit zittriger Hand zwei Marzipanpyramiden auf einmal in
den Mund stopfte. Marzipan hatte ich schon als Kind geliebt. Damals wurde es dummerweise
nur in den Wintermonaten verkauft. Ich erinnerte mich daran, wie ich einmal in einem
Schulaufsatz über ein mir wichtiges Thema schrieb: ›Der Leidensweg eines Marzipansüchtigen
im Sommer.‹
    »Jetzt sag schon, wo hast du diese
Schätze her?«, riss mich Jutta aus meinen Gedanken.
    »Die hat mir KPD geschenkt.« Damit
brachte ich meine Kollegen ein zweites Mal zum Staunen.
    »KPD? Was ist in den gefahren? Ist
der heute überhaupt im Haus?«
    »Der mag mich halt. Ist das so schlimm?«
    Im gleichen Moment ging die Tür
auf und KPD kam herein.
    »Guten Tag, die Herren, hallo, Frau
Wagner«, begrüßte er uns überschwänglich und setzte sich an den Besprechungstisch.
    »Ich habe mir Gedanken gemacht.
Herr Palzki –«, er fixierte mich. »Sie haben so lange diese Dienststelle provisorisch
geführt, fast wie ein richtiger Dienststellenleiter, und dabei stets gute Arbeit
geleistet.«
    Jutta und Gerhard blickten sich
zweifelnd an.
    »Das muss gewürdigt werden. Morgen
werde ich Sie als Mitarbeiter des Monats empfehlen. Und dem nicht genug, lege ich
noch ein paar Goodies drauf. Sie bekommen einen eigenen Mahagonischreibtisch und
einen Standventilator für die Sommermonate. Na, ist das nichts?« KPD wartete gespannt
auf eine huldvolle Antwort.
    »Und was ist mit Keksen?«
    »Ja, natürlich, ich weiß, dass Sie
gerne etwas Süßes im Büro haben. Was halten Sie von einem Pizzaofen? Neben unserem
Kaffeeautomaten würde so ein Schmuckstück gut passen. Dann hätten wir gleich einen
USP, auf gut Deutsch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Dienststellen
in der Umgebung.«
    Stumm saßen wir da und ließen seine
Worte auf uns wirken.
    KPD schaute auf seine goldene Uhr.
»Herr Palzki und Herr Steinbeißer, es ist schon so spät und

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