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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sehen Sie denn aus?« Er begann laut herauszulachen.
»Das muss ich gleich meinen Kollegen erzählen. Unser Promipolizist Palzki kommt
verkleidet zum Dienst. Die Story rettet uns den Tag.«
    Und schon war er wieder verschwunden.
    Jutta fragte zur Sicherheit nach:
»Kannst du ausschließen, dass der Anruf bei deiner Nachbarin harmlos war?«
    »Ja klar, die beiden werden immer
seltsamer. Ihr Mann will jetzt sogar historische Kondome züchten.«
    »Hoffentlich werde ich mal im Alter
nicht so«, meinte Gerhard. »Da hockst du dann im Keller und hackst Heizöl und findest
das als das Normalste auf der Welt.«
    »Und wo ist da der Unterschied zu
heute?«, fragte ich. »Als Karikatur S-Bahn fahren und sich dabei von einem Teufel
ermorden zu lassen, ist auch nicht gerade alltäglich.«
    Jürgen kam zur Tür herein und stutzte
eine Sekunde über meine Verkleidung, die er allerdings sogleich durchschaute.
    »Guten Morgen, entschuldigt bitte
meine Verspätung. Aber meine Mama hat den Wecker falsch gestellt.«
    Normalerweise würden wir jetzt eine
zeitlang derbe Witze machen, die uns Jürgen aber wie immer nicht krummnehmen würde.
Heute war es anders. Irgendwie lag eine seltsame Spannung in der Luft. Die möglichen
Konsequenzen der folgenden Stunden hielten uns alle im Bann. Meine Verkleidung war
nun genügend bewundert worden, auch Jürgen verlor kein Wort darüber.
    Jutta öffnete einen Schnellhefter.
»Die Zeit war verdammt kurz, alles anständig zu planen. Ich hoffe, dass ich nichts
vergessen habe.«
    »Wann hast du das alles gemacht?«,
fragte Gerhard interessiert.
    »Na, gestern Abend, als ihr heimgegangen
seid.«
    Respekt, Jutta beschwerte sich nie
über plötzlich notwendige Mehrarbeit und Überstunden. Ihr Zeitmanagement schien
sie stets im Griff zu haben. Aber sie hatte ja auch keinen schwangeren Mann zuhause.
    »Wir fahren in ein paar Minuten
los. Reiner fährt alleine in seinem und wir beide in meinem Wagen. Jürgen bleibt
hier.«
    Sie gab mir eine kleine Schachtel,
die Ähnlichkeit mit Pauls Stimmenverzerrer hatte.
    »Steck das bitte in deine Jackeninnentasche,
damit kannst du jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen. Umgekehrt funktioniert es nicht,
ein Knopf im Ohr würde bei dir zu auffällig wirken.«
    »Ein MP3-Player wäre in deinem Alter
sehr unglaubwürdig«, setzte Jürgen einen drauf.
    »Nun zu den
Instruktionen. Von Kaiserslautern an, dort beginnt die Linie 2, wird der hintere
Zugteil gesperrt. Erst ab Neustadt können Fahrgäste einsteigen. Damit ist gewährleistet,
dass du den gleichen Platz wie unsere beiden bisherigen Opfer einnehmen kannst.
Du steigst im Neustadter Hauptbahnhof kurz nach 9 Uhr in die S-Bahn Richtung Heidelberg.
Keine Angst, du wirst nicht alleine gelassen. Im Zug und an sämtlichen Bahnhöfen
werden genügend Zivilfahnder stehen, die auf dich aufpassen. Sobald sich ein Teufel
oder ein anderer Verdächtiger zu dir setzt, wird er sofort prophylaktisch festgenommen
und in den vorderen Zugteil gebracht. Das heißt, wir können mehrfach zuschlagen,
falls wir uns nicht sicher sind. Entsprechende Genehmigungen der beteiligten Staatsanwaltschaften
liegen uns vor. Das gilt auch für den Teil der Linienführung, die in Baden-Württemberg
liegt. Dummerweise müssen wir aus rechtlichen Gründen im Mannheimer Hauptbahnhof
die Zivilfahnder austauschen. Das wird aber bestimmt irgendwie klappen. Auch ohne
KPDs Locher.«
    Jutta schaute auf die Uhr. »Ich
wünsche dir und uns viel Glück. Wir müssen los. Du wirst uns nicht zu sehen bekommen,
doch wir werden stets in deiner Nähe sein.«
    »Das ist sehr beruhigend«, sagte
ich zum Abschied und griff tief in die Keksdose.
    Bis zum Parkplatz hatte ich die
kalorienhaltige Masse verschlungen. Wenn das mal gut ging. Mir war zwar klar, dass
ich mit Netz und doppeltem Boden arbeitete, eine gewisse Aufgeregtheit konnte ich
aber nicht verhindern.
    Ich fuhr für meine Verhältnisse
im gemäßigten Tempo die A 65 nach Neustadt. Auch wenn ich es freiwillig auf mich
nahm, ich fühlte mich wie vor einem Zahnarzttermin. Hätte ich Stefanie vorher etwas
sagen sollen? Nein, das wäre unverantwortlich gewesen. Ich musste Rücksicht auf
unseren ungeborenen Jungen nehmen. Und wenn es ein Mädchen wurde? Oder sogar Zwillinge,
was ich gar nicht mehr als so abwegig beurteilte. Stefanies Bauch hatte sich beim
gestrigen Massieren dermaßen heftig bewegt, dass meine Zwillingstheorie wieder neuen
Nährboden erhielt.
    Ich war unbewaffnet, da meine Abneigung
gegen Schusswaffen

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