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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Foto ist nicht mehr auf dem neuesten
Stand.« Er zeigte auf meine Glatze.
    »Krankheitsbedingt«, antwortete
ich ihm, »das wird schon wieder.«
    »Unterschreiben Sie bitte diesen
Beleg. Wenn Sie innerhalb der nächsten sieben Tage an einem Fahrkartenschalter Ihre
Monatskarte vorzeigen, wird nur eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von zehn Euro fällig.
Ansonsten wird automatisch Anzeige erstattet.«
    Ich tat wie empfohlen und bekam
dafür eine Kopie des Beleges und meinen Ausweis zurück. Der Arbeiter hatte sich
wieder hinter seiner Lektüre verschanzt. An der Haltestelle Böhl-Iggelheim stieg
der Kontrolleur aus.
    Ich wurde nervöser.
Sollte ich mich weiter nach vorne in eine leere Sitzreihe begeben? Würde mich der
Teufel dann finden? Oder hatte er mich bereits gefunden? Jeden Moment würden wir
das Gleisdreieck Schifferstadt erreichen, dort wo sich das aus Ludwigshafen kommende
Gleis nach Neustadt beziehungsweise Speyer aufteilte. Direkt dahinter kam der Schifferstadter
Hauptbahnhof. Während ich nach rechts, also in Fahrtrichtung links aus dem Fenster
herausschaute, kramte der Arbeiter in seiner Tasche herum. Die wildesten Gedanken
kamen mir in den Sinn. Würde er, sobald der Zug hielt, einen Klapp-Dreizack auspacken
und zustoßen? Ich entschied, dass meine Fantasie mit mir durchging. Trotzdem blieb
ich in Habtachtstellung, um einen unerwarteten Angriff abwehren zu können.
    Die Bahn bremste und mein Gegenüber
stand auf, immer noch mit den Händen in der Tasche herumsuchend. Nun blieb der Zug
mit einem überraschenden Ruck stehen und der Taschensucher, der in Fahrtrichtung
stand, wankte auf mich zu. Er riss eine Hand aus der Tasche und konnte sich gerade
noch fünf Zentimeter neben meinem Hals an der Sitzlehne festhalten, bevor er auf
meinen Schoß geplumpst wäre.
    »Entschuldigen Sie, bitte«, meinte
er, nachdem er die Balance wiedergefunden hatte. Mit anderen Fahrgästen verließ
er den Zug.
    Die Fahrt ging weiter über Limburgerhof
und Rheingönheim. Ich wurde wieder etwas ruhiger, bis in Munden­heim ein Pfarrer
zustieg und sich zu mir setzte. War es ein echter oder ein Fastnachtspfarrer?
    Mir fiel auf, dass er damit haderte,
ob er mich ansprechen sollte. Ich nickte leicht, sodass er, falls er der Täter war,
es als Erkennungszeichen wahrnehmen konnte. Endlich schien er sich ein Herz zu nehmen.
    »Guten Tag, könnten Sie mir freundlicherweise
sagen, ob diese S-Bahn bis Heidelberg fährt oder ob ich umsteigen muss? Ich fahre
heute das erste Mal seit ewigen Zeiten mit der Bahn und da bin ich etwas unsicher.«
    Heidelberg? War es das Codewort?
Ich überflog kurz das Abteil, doch es sah nicht nach einer gleich beginnenden Festnahme
aus.
    »Ja«, antwortete ich, »Sie können
mit dieser Bahn bis Heidelberg und sogar noch weiter fahren. Ich selbst sitze hier
seit Neustadt.«
    Der Pfarrer bedankte sich lächelnd
und schaute still aus dem Fenster. Jutta und Gerhard müssten es doch mitbekommen
haben, dass der Geistliche bis Heidelberg fährt. Warum holt den keiner weg? Haben
die alle den Zug verpasst?
    Die Haltestellen Ludwigshafen Hauptbahnhof
und Mitte kamen und gingen. Inzwischen fuhren wir über den Rhein, den Grenzfluss
der beiden Bundesländer. Gleich würde der Mannheimer Hauptbahnhof kommen. Laut Jutta
würden dann die Zivilfahnder ausgetauscht werden. Ich nahm mir vor, besonders aufzupassen,
wer dort die Bahn verließ und neu zustieg.
    Während die S-Bahn im nordbadischen
Hauptbahnhof einlief, stand der Pfarrer auf. Das musste der Schurke sein. Gleich
würde er mir ein stählernes Kreuz in die Brust rammen. Doch das Einzige was er tat,
war, mir freundlich zuzunicken.
    »Sie wollten doch nach Heidelberg.«
Ich musste verrückt sein, ihn anzusprechen. »Wir sind erst in Mannheim.«
    »Vielen Dank, mein Sohn, ich habe
es mir anders überlegt.«
    Erneut freundlich nickend verließ
er die Bahn.
    Bis ich das Geschehen richtig verarbeitet
hatte, drängten neue Fahrgäste herein und ich verlor den Überblick. Zum Schluss
folgte noch eine Schulklasse, deren halbwüchsige Schüler mit hohem Lärmpegel das
Abteil bis auf den letzten Platz belegten. Viele mussten sich gar mit einem Stehplatz
begnügen, was den Lärm, erzeugt durch Rumgemotze, eskalieren ließ. Schluss, aus,
fertig, das war’s. In dieser übervollen Bahn würde es der Mörder niemals wagen,
erneut zuzuschlagen. Obwohl, konnte die Enge nicht sogar für ihn arbeiten? Er sticht
in dem Gedränge zu und haut ab. Bis das jemand bemerken würde, wäre er auf

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