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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Eigentlich
war ich mir sicher, dass sie im Guinness Buch der Rekorde stehen müsste. Niemand
außer ihr auf der ganzen Welt konnte so ausdauernd und so schnell reden, ohne auch
nur eine kleine Pause zu machen.
    »Hallo, guten
Abend, Herr Palzki«, begann sie mit ihrer verbalen Ouvertüre. »Ich sehe Sie ja nur
noch so selten. Meistens muss ich mich um meinen Mann kümmern, daher müssen Sie
entschuldigen, nicht dass Sie meinen, ich würde Sie meiden wollen. Nein, nein, aber
mein Mann ist so wehleidig geworden. Ständig hat er Kopfschmerzen und trägt dann
diesen seltsamen Kopfverband. Sein Arzt hätte ihm das verschrieben. Und damit hört
er mich dann fast nicht mehr. Jetzt hat er sogar einen Kopfhörer unter dem Verband,
damit er wenigstens Fernsehen schauen und hören kann. Oh, Herr Palzki, ich glaube,
ich habe mit meinem Mann einen Fehlgriff gemacht.«
    Während Frau
Ackermann weiter vor sich hinschnatterte, begann ich, das erste Kondom loszubinden.
    »Was machen Sie da, Herr Palzki?«,
wechselte sie übergangslos das Thema. »Warum wollen Sie die schönen Luftballons
wieder abmachen? Das haben Paul und mein Mann doch so toll gemacht.«
    »Was?« Mir
gelang es, sie mit diesem geschrienen Wort zu unterbrechen. »Wo hat Paul diese Dinger
her?«
    »Die sind nicht von Ihrem Sohn,
Herr Palzki. Die Luftballons hat mein Mann in einer alten Schublade gefunden. Er
sagte, die hätte er schon gehabt, da wären wir noch nicht befreundet gewesen. Leider
gab es damals noch keine bunten, meinte er. Zusammen mit Paul hat er sie dann aufgeblasen
und Ihren Vorgarten etwas geschmückt. Es ist doch Fastnacht, Herr Palzki, und Ihre
Familie zieht wieder ein. Da kann man ruhig mal etwas dekorieren. Es stehen ja auch
keine Werbesprüche auf den Luftballons. Nicht, dass Sie als Polizist Schleichwerbung
machen.«
    Das war zu viel für mich. Ich ließ
die Kondome hängen und Frau Ackermann stehen und ging ins Haus. Stefanie saß im
Wohnzimmer und las eine Illustrierte.
    »Guten Abend«, begrüßte ich sie.
»Liest du deine ›Gesunde Ernährung für schwangere Mütter‹?«
    Sie stand auf und gab mir einen
Kuss.
    »Nein, das ist die Sonderausgabe
für schwangere Väter. Wie geht’s dir? Habt ihr eine Spur?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Weißt
du, was Paul zusammen mit unserem lieben Nachbarn vor unserem Haus gemacht hat?«
    Stefanie erschrak. »Um Himmels willen,
da hab ich noch gar nicht nachgeschaut. Er hat nur gesagt, dass er mit Herrn Ackermann
den Vorgarten etwas fastnachtlich gestalten will.«
    »Dann geh mal raus und schau es
dir an. Nimm am besten gleich eine Schere mit.«
    Während sich meine Frau hektisch
eine Schere schnappte und nach draußen eilte, kam Paul aus seinem Kinderzimmer.
    »Hi Papa, hast du’s schon gesehen?
Geil, nicht? Kaufst du mir auch solche Luftballons? Die kann man herrlich durch
die Luft fliegen lassen. Einen habe ich noch, den nehme ich morgen mit in die Schule.«
    Ich überhörte den letzten Satz geflissentlich
und fragte Paul, ob er mir bis morgen früh seinen Stimmenverzerrer lieh.
    Mit blassem Gesicht und einer Handvoll
Gummiabfall kam wenig später Stefanie wieder herein.
    »Unglaublich«, legte sie los. »Da
war schon jemand von der Presse da und hat ein Foto gemacht. Wenn das Jugendamt
davon erfährt, dann schicke ich die aber gleich zu Ackermanns rüber. Sag mal Reiner,
kann man deine Nachbarn nicht zwangsweise auf ihren Geisteszustand überprüfen lassen?
Vielleicht geben sie zu, Geister zu sehen oder zu hören. Dann hätten wir ein Problem
weniger.«
    Der Rest des Abends verlief harmonisch.
Das Abendessen wurde von allen Familienmitgliedern geduldet, ich selbst erlaubte
mir den Luxus, gleich zwei Flaschen Pils zu trinken.
    »Trinkst du dir Mut an, Reiner?«
    »Ja klar, du willst doch nachher
wieder massiert werden, oder?«, gab ich stichelnd zurück und erhielt dafür einen
kleinen Klaps.
    Nach der abendlichen Massage und
dem frühen Weckerstellen erklärte ich, dass ich in meinem Arbeitszimmer ein paar
Unterlagen suchen müsste. Ein schläfriges Knurren war ihre Antwort. Umso besser.
    Ich ging in den Keller, schloss
die Tür und überprüfte zweimal, ob die Rufnummerunterdrückung des Telefons eingeschaltet
war. Dann steckte ich die kleine Schachtel, die mir Paul geliehen hatte, in den
Mund und wählte die Rufnummer meiner Nachbarin.
     
    *
     
    Es schien mir, als wäre ich gerade eingeschlafen,
als mich der Radiowecker mit ›Männer sind Schweine‹ in die Realität zurückholte.
Gerädert

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