Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Irren handelte.«
»Und du meinst, dass der Täter diese
Situation ausgenutzt hat, Jutta?«
»Sogar ziemlich sicher. Die beiden
Beamten hörten die Eingangstür ins Schloss fallen, während sie sich mit dem Landstreicher
unterhielten. Als sie zur Tür schauten, gab es aber nichts mehr zu sehen. Da muss
folglich irgendjemand hineingegangen sein.«
»Der selbstverständlich den passenden
Schlüssel hatte«, kombinierte ich.
»Davon ist auszugehen. Aber bei
so vielen Parteien, die in diesem Haus wohnen, dürften passende Schlüssel keine
Mangelware sein. Vielleicht hat mal jemand seinen Schlüsselbund verloren.«
»Den dann prompt unser Mann gefunden
hat. Ne, Jutta, da stimmt etwas nicht.«
»Dann weiß ich auch nicht. Ist ja
schließlich nur Spekulation. Vielleicht ist er durch einen anderen Eingang gekommen,
unter Umständen durch den Keller?«
»Ich glaube nicht, dass das noch
feststellbar sein wird. Lass trotzdem prophylaktisch alle Zugänge spurentechnisch
untersuchen.«
»Könnte es sein, dass der Gesuchte
im Haus wohnt?«, fragte Gerhard.
»Komm, lass uns aufhören«, unterbrach
Jutta ungeduldig. »Ihr wisst ja, dass ihr in einer halben Stunde einen Termin bei
diesem Schmitd habt?«
Ich schaute auf meine Uhr.
»Das ist ein Wahnsinn, wie schnell
die Zeit vergeht. Heute kommen wir wieder zu nichts. Nicht mal zum Essen.«
Wie auf Kommando brummte mein Magen
wie ein großer Dieselgenerator.
Gerhard hatte mit mir Erbarmen.
»Wenn wir gleich losfahren, können
wir einen kleinen Zwischenstopp beim Caravella einlegen.«
»Na, dann los!«
Jutta hielt mich am Arm fest.
»Möchtest du vorher noch wissen,
was unsere tägliche bundeslandübergreifende Besprechung macht?«
Mist, das hatte ich ganz vergessen.
Das kam davon, wenn es an so vielen Ecken gleichzeitig brannte.
»Jutta, kannst du Gerhard und mich
bitte bei der Besprechung entschuldigen? Mir ist es wichtiger, den Schmitd in die
Mangel zu nehmen, als mir KPDs Gesülze anzuhören.«
Jutta schaute mich seltsam von der
Seite an. »Das Buffet ist dir auch egal?«
»Du hast es doch gehört. Gerhard
und ich fahren beim Caravella vorbei.«
»Okay, du hast gewonnen. Die Sitzung
wurde auf morgen verschoben. Säule hat vor einer halben Stunde angerufen, dass es
aus Baden-Württemberg keine Neuigkeiten gibt. Astrid Leinhäuser schien sehr einsam
gelebt zu haben. Kurz darauf kam KPD und unser Polizeireporter in mein Büro und
sagten, dass sie einen Außentermin haben und ich bitte den Besprechungstermin auf
morgen verlegen sollte. Glücklicherweise rief in diesem Moment die Staatsanwaltschaft
bei mir an und ich konnte den Hörer an KPD weitergeben.«
Jutta schmunzelte.
»Ich zitiere wörtlich. Unser Vorgesetzter
sagte, dass Kriminalhauptkommissar Reiner Palzki im Einsatz wäre und eine Festnahme
unmittelbar bevorstehen würde. Daher bat er um Verständnis, die Besprechung auf
morgen verlegen zu dürfen, was ihm sofort gewährt wurde.«
»Auch wenn ich mich wiederhole«,
sagte ich. »KPD hat einen an der Waffel. Harry, äh Gerhard, fahr schon mal den Wagen
vor. Oder gibt’s weitere Hiobs- oder peinliche Botschaften?«
Da dies nicht der Fall war, konnten
wir losziehen.
In meiner Schifferstadter Lieblingsimbissbude
gab ich eine Bestellung auf, die Gerhard veranlasste, bei mir nachzufragen, ob ich
vorhätte, alle Kollegen auf der Dienststelle einzuladen.
»Wegen den paar Sachen?«, tat ich
erstaunt. »Du musst wissen, außer ein paar Brezeln habe ich heute noch nichts Gescheites
gegessen.«
Gerhard konnte das Sticheln nicht
lassen.
»Vielleicht solltest du anfangen,
ein bisschen Sport zu treiben. Ich werde heute Abend mal mit Stefanie darüber reden.«
»Untersteh dich, Exfreund! Außerdem
habe ich letzte Woche begonnen, Marathon zu laufen.«
»Marathon? Ausgerechnet du? Da lachen
ja die Hühner!«
»Wenn ich es dir doch sage! Allerdings
habe ich nach fünfzig Metern wieder aufgehört.«
Mein Kollege lachte schallend. »Guter
Witz, den muss ich mir merken.«
Nachdem ich meine Schwerarbeiterwochenkalorienration
vertilgt und mit einer Flasche Cola Light abgerundet hatte, gingen wir zum Wagen.
»Und dir hat der italienische Salat
wirklich gereicht?«, fragte ich Gerhard zweifelnd während der kurzen Pause zwischen
zwei Sodbrennenanfällen. »Diese Grasfresserei wäre nichts für mich. Viel zu ungesund.«
Er lachte. »Wir unterhalten uns
über dieses Thema mal in zwanzig Jahren. Dann vergleichen wir unseren Taillenumfang
und unsere Fitness.«
»In
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