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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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konnte.
Er hatte sogar sehr viel mehr getan, als sich diese Typen da vorstellen konnten, und ebendiese Typen hatten von seiner Arbeit profitiert. Die Löhne waren gestiegen, und ein größerer Geldanteil floss in die Tasche der ausländischen Arbeiter. Und selbst wenn es immer noch viel zu viele Arbeitsunfälle gab, hatte sich die Lage in allem, was die Sicherheit betraf, doch erheblich gebessert.
    »Undankbares Pack«, murmelte er in den Kaffeebecher und blickte sich dann um. Er nickte vorsichtig zu einigen Isländern hinüber, die mit gerunzelter Stirn am nächsten Tisch saßen. Und noch vorsichtiger war das Lächeln, das den drei strahlenden Portugiesen galt, die mit ihm in der Lagerhalle eingesperrt gewesen waren. Sie blinzelten ihm wie auf Kommando zu und hoben ihre Gläser. Dann spielten sie weiter. Das war so ungefähr das Einzige, was diese Leute taten: Sie arbeiten, aßen, schliefen, saßen vor der Glotze oder spielten Karten. Jedes Mal, wenn er in die Kantine kam, den Gemeinschaftsraum oder die Baubuden auf dem Gelände, saßen seine Schützlinge da und spielten Karten. Trotzdem wusste er immer noch nicht, was sie da eigentlich spielten, und sie hatten ihm nie angeboten, daran teilzunehmen.
    Er beobachtete die drei Männer aus der Lagerhalle eine Weile, die Tätowierungen auf den Händen waren deutlich zu sehen, da sie die Karten immer mit Schwung auf den Tisch knallten. Róbert ließ die Augen durch den Saal schweifen. Die Chinesen nahmen das Tischfußballspiel und das ganze Nordende des Raums in Beschlag. Sie lächelten viel, lachten jedoch selten. Es war schwierig gewesen, das Vertrauen der Portugiesen zu gewinnen, aber das war doch wenigstens zum Teil gelungen. Sie hatten ihm ihre Lohnabrechnungen ausgehändigt, die Verträge und andere Unterlagen, die nach seiner Meinung und der der Gewerkschaftsjuristen eindeutig zeigten, dass sowohl die Arbeiter als auch der isländische
Fiskus übers Ohr gehauen wurden. Die Auswirkungen ließen nicht auf sich warten, doch sie waren völlig anders, als Róbert sich vorgestellt hatte. Es war nämlich keineswegs die Hölle los gewesen, und weder von den Politikern noch in den Medien wurden diese Dinge ein für alle Mal bereinigt, sondern das Ergebnis bestand schlicht und ergreifend darin, dass zwar die Löhne der Portugiesen ein wenig revidiert wurden, doch im nächsten Zug verlängerte man ihre Verträge nicht. Man stellte einfach weniger Portugiesen ein und holte stattdessen mit Billigung der Behörden scharenweise Chinesen ins Land. Und zu denen bekam er überhaupt keinen Draht, sie lächelten bloß und schwiegen, wenn er ihnen seine Rolle zu erklären versuchte und warum sie sich nicht bescheißen lassen sollten. So seltsam das anmutet, dachte Róbert, diese Chinesen scheinen nicht die geringste Ahnung von den Grundprinzipien des Sozialismus zu haben. Noch nicht, dachte er, noch nicht.
    Die noch verbliebenen Portugiesen beanspruchten das Südende des Gemeinschaftsraums für sich, aber ihre Domäne verkleinerte sich zusehends. Die wenigen Isländer, die sich überhaupt hier blicken ließen, saßen entweder so wie er selbst auf den Sofas nahe beim Ausgang oder an der Bar. Die Italiener hatten eine eigene Bar, das war ein geschlossener Club, der für sie und einige wenige Auserwählte anderer Nationalitäten aus der gleichen Gesellschaftsschicht reserviert war. Dort gab es diverse Weine und Grappas und noch einiges mehr. Das Stärkste, was man hier bekommen konnte, war alkoholfreies Bier.
    Róbert trank einen Schluck Kaffee. Der ist verdammt gut, dachte er, viel besser als in der Kantine der NPC. Er blickte sich wieder um. Die Rückenansicht von einem der Männer an der Bar kam ihm bekannt vor, doch erst als der sich umdrehte, erkannte Róbert den Baggerführer wieder, der ihn am
Sonntag angesprochen und ihn gefragt hatte, wieso er wüsste, dass »die« aufgehört hatten zu sprengen. Der ihm diese verrückte, wahnsinnige Idee eingegeben hatte. Er setzte den Kaffeebecher so heftig ab, dass der Kaffee herausspritzte.
    »Wie kann man nur so ein verdammter Idiot sein«, murmelte er, stand auf und lief schnell nach draußen.

22
    Dienstag
    Björn Egilsson: Sicherheitsbeauftragter & Zuhälter. Zahlr. Anrufe wegen Drogencheck, weshalb? Keine Eintr. Strafregister.
    Halldór Valdimarsson: Kontrollingenieur, Techtelmechtel mit Frau von Impregilo-Chef (Ric. Val.) & Drogen im Spiel (wahrsch. Dealer). Häufige Beschwerden, verzögerte Bauarbeiten. Keine Eintr. Strafreg.
    Francesco

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