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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dem hellen Untergrund von der Tür aus gut zu erkennen.
    »In einem Umschlag, nicht wahr? Einem weißen?«
    »Ja.«
    »Offen oder geschlossen?«
    Steinþór musste überlegen. »Geschlossen, die Lasche war reingesteckt, aber er hat den Brief nicht zugeklebt. Worauf willst du hinaus?«
    »Befand sich außer dem Brief noch etwas anderes auf dem Schreibtisch?«
    »Nur das, was da auch jetzt noch steht. Der Ständer für die Stifte, der Locher, der Hefter und die Lampe, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Kein Schreibblock?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Was überlegst du? Weshalb ist das so wichtig?«, fragte er ungeduldig.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Stefán und ging wieder zum Schreibtisch. »Vielleicht ist das ja auch völlig unwichtig.« Er zog die Schublade auf und holte die Schreibblöcke daraus hervor. Beim obersten fehlte mindestens die Hälfte der Blätter, die anderen beiden waren noch nicht angerührt worden. »Hat der Hund einen Schreibblock mitgenommen?«
    »Ja«, sagte Steinþór, der Stefán wieder ins Zimmer gefolgt
war. »Er hat den Block an sich genommen, auf dem der Brief geschrieben wurde. Er lag zuoberst in der Schublade, als ich …« Er zögerte ein wenig, bevor er fortfuhr, und sein Gesicht rötete sich leicht. »… als ich mir das kurz angeschaut habe, nachdem wir ihn gefunden hatten. Und fang du jetzt bloß nicht auch noch an, Friðjón hat mir schon eine Predigt gehalten. Keine Ahnung, was er zu meckern hatte, ich habe doch nur den verdammten Block für ihn gefunden und in eine Plastiktüte gesteckt, wie sich’s gehört.«
    »Wieso hast du gewusst, dass es der richtige Schreibblock war?«
    »Weil sich das, was auf der Seite vorher geschrieben worden war, deutlich durchgedrückt hatte. Ich habe es mir nicht so genau angesehen, aber die Seite war nur ungefähr bis zur Hälfte beschrieben, dann kam das Datum und die Abzeichnung mit seinen Anfangsbuchstaben. Ich kann mich erinnern, dass mir das ein bisschen komisch vorkam, der Block war noch fast neu, es fehlten maximal die Blätter, auf die er geschrieben hat. Darunter lag nämlich noch ein halb leerer Block, und ich verstand nicht, wieso er nicht den angebrochenen Block verwendet hat, und habe den deswegen extra noch einmal überprüft. Aber dort gingen die Abdrücke nicht bis zur Mitte der Seite.«
    Ein neuer Block, dachte Stefán, ein unbeschriebenes Blatt. Er konnte gut verstehen, weshalb sein Freund es vorgezogen hatte, für einen derartig ungewöhnlichen und wichtigen Brief einen jungfräulichen Schreibblock zu verwenden. Es gibt Dinge, die schreibt man nicht per E-Mail oder mit der Schreibmaschine. Oder auf einen alten, halb aufgebrauchten Schreibblock.
    »Du hast dir also auch den Brief angesehen?«, fragte er. »Hier an Ort und Stelle?«
    Steinþór zuckte die Achseln. »Ja. Nachdem wir Ásmundur
abgenommen und aus dem Haus gebracht hatten«, sagte er achselzuckend. »Aber ich bin vorsichtig vorgegangen, ich habe Handschuhe benutzt, wie es sich gehört.«
    »Okay«, sagte Stefán und schloss die Augen. Er spielte immer noch an seiner Unterlippe, was Steinþór nervös machte. »Okay«, wiederholte Stefán, »wie viele Seiten hatte der Brief?«
    »Wie soll ich das denn noch wissen?«, entgegnete Steinþór patzig. »Mehrere Seiten, fünf, sechs oder vielleicht sieben, sie waren ja schließlich nicht nummeriert. Hast du nicht das Fax irgendwo?«
    Stefán hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen, hielt sich aber zurück und zog stattdessen sein Handy aus der Tasche.
    »Stefán hier«, sagte er, als der Hund antwortete. »Der Schreibblock, den du mitgenommen hast, auf dem Ásmundur seinen Selbstmordbrief geschrieben hat, wie viele Blätter waren weg?«
    »Weiß nicht«, blaffte der Hund, »hab nicht nachgezählt.«
    »Zähl nach«, entgegnete Stefán keineswegs freundlicher. »Ich warte.«
     
    Es war schon nach elf Uhr, als Eydís endlich Katrín und Árni grünes Licht gab, dass sie sich in Jorges Zimmer umsehen könnten, das fast noch kleiner war als die Zimmer, in denen sie selber übernachteten. Eine halbleere Rotweinflasche und eine nicht angebrochene Stange Gauloises war vielleicht das, was kriminellen Aktivitäten am nächsten kam. Darüber hinaus legte das Zimmer vor allem Zeugnis von dem ziemlich tristen Dasein seines Bewohners ab. Neben dem gerahmten Foto auf dem Nachttisch, das eine lächelnde, dunkelhaarige Frau mit drei lachenden Kindern im Arm zeigte, zog nur eines ihre Aufmerksamkeit auf sich, nämlich ein

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