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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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jetzt hatte er sich anscheinend noch übertroffen, indem er einen der seltsamsten und meistdiskutierten Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte aus einer Mischung von Logik, Eingebung und Dusel heraus auf eigene Faust aufgeklärt zu haben schien.
    Katrín hatte das am Abend vorher bei einem Glas Rotwein an der Hotelbar in Egilsstaðir Stefán gegenüber erwähnt, woraufhin der lächelnd erklärt hatte, dass das Bürschchen, auch wenn es manchmal den Eindruck erweckte, ziemlich wirr zu sein, einen durchaus hellen Kopf hätte. Es müsste sich allerdings erst noch herausstellen, ob der Knirps, wie der Hund Árni immer nannte, tatsächlich recht hatte. Die Maschine füllte sich mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, deswegen wanderten Katríns Gedanken wieder zurück nach Kárahnjúkar und dem, was dort geschah. Obwohl sie es nie vor irgendjemandem zugeben würde, hoffte sie doch im Stillen, dass Árni nicht recht behielt. Und zwar nicht, weil sie etwas gegen Árni hatte, zumindest nichts Nennenswertes. Doch die Vorstellung, dass sich die Grüne Armee noch ein bisschen länger auf freiem Fuß befand, war ihr gar nicht so unlieb - vorausgesetzt, dass sich deren Angriffe weiterhin gegen tote Gegenstände richteten.
    Die Propeller begannen sich geräuschvoll zu drehen, und kurze Zeit später setzte sich die Maschine mit einem leichten Ruck in Bewegung. Katrín sah ihren Sitznachbarn Stefán an, der sich augenscheinlich trotz der drangvollen Enge wohl zu fühlen schien. Das rechte Bein hatte er auf den Gang gestreckt, und das eingeklemmte linke stemmte er gegen den Vordersitz. Ein Lächeln überflog sein Gesicht. Die Maschine
erhob sich schwankend in die Luft, und immer noch lächelte Stefán.
    »Über was freust du dich so?«, fragte Katrín.
    »Freu ich mich?«, fragte Stefán zurück und sah Katrín verwundert an.
    »Ja. Du hast so strahlend gelächelt.«
    »Tatsächlich?« Er versuchte, das linke Bein etwas bequemer zu arrangieren, erntete aber nur den Protest des Mannes auf dem Vordersitz. »Ach, ich habe nur an meine Ragnhildur gedacht. Ich habe eben gerade mit ihr telefoniert, sie holt mich am Flughafen ab.«
    Katrín musste ebenfalls lächeln. Aus dem Fenster hinaus sah sie unter ihnen Egilsstaðir im grauen Dämmerlicht entschwinden.
     
    Windstärke neun und Schneeregen fielen über Árni her und peitschten ihn erbarmungslos, als er sich endlich dazu aufraffen konnte, das Haus zu verlassen. Es fehlte nicht viel, und er hätte sich nach dem Schneesturm gesehnt, der vor einigen Tagen hier getobt hatte. Steinþór erwartete ihn bereits in der Polizeibaracke, er hatte sich vom Koch eine Thermoskanne mit Kaffee und Biskuitschnitten mitgeben lassen.
    »Die sind wieder da«, sagte Steinþór, als Árni sich die Schneepampe aus dem Gesicht gewischt hatte. »Sind wohl heute Nacht eingetroffen, kurz bevor das Unwetter losging.«
    »Merkwürdig«, sagte Árni und sah zum Fenster hinaus. »Sollten die nicht zu dieser Jahreszeit besser weiß gekleidet sein? An diesem Ort?«
    Steinþór griff nach einer Biskuitschnitte und grinste breit. »Vielleicht.« Er biss ein großes Stück ab und wischte sich anschließend die Krümel von der Uniform. »Also denn, wollen wir das Ganze noch einmal durchgehen?«
    Árni zog den Reißverschluss seines knisternden Overalls
auf und setzte sich. »Ist da überhaupt etwas, was wir durchgehen können? Wir observieren ihn bis morgen Mittag und dann krallen wir ihn uns. Möglichst, bevor er etwas anrichten kann. Bekommst du heute nicht Verstärkung?« Mit Schaudern dachte Árni daran, selbst bei diesem Wetter irgendwo draußen sein zu müssen, falls die Umstände es erforderten.
    Steinþór goss sich etwas von der Kaffeeplörre in einen Plastikbecher. »Doch«, sagte er, »ich erwarte noch zwei Leute aus Egilsstaðir, vorausgesetzt, dass sie es bei dem Wetter schaffen, hier heraufzukommen. Sie wollen sich notfalls den Truck von der Rettungsmannschaft ausleihen. Die kommen. Ich habe trotzdem überlegt, ob wir nicht vielleicht ein wenig anders vorgehen sollten? Ich könnte bestimmt einen Durchsuchungsbefehl erwirken, dann könnten wir seine gesamten Habseligkeiten unter die Lupe nehmen, da wird sich doch bestimmt irgendetwas finden.«
    Árni schüttelte den Kopf. »Das sind wir doch bereits durchgegangen. Wie ich gesagt habe, ein Durchsuchungsbefehl kann zwar nichts schaden, aber sein Zimmer knöpfen wir uns erst morgen Nachmittag vor, falls wir dann immer noch der Ansicht sind, dass er hinter

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