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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erhofften sich von ihm keine Versprechungen oder Zusicherungen über sicherere Arbeitsbedingungen, es ging nicht um Schutzzäune oder Schutznetze oder bessere Helme. Das hier war etwas ganz anderes. Róbert befeuchtete seine Lippen. Er musste taktisch vorgehen.
    »Nein, das weiß ich nicht«, erklärte er mit so normaler Stimme wie möglich. »Weshalb sagen sie das?«
    »Weil dieser Mann, der überlebt hat - war er nicht Portugiese?« Róbert nickte. »Weil der das gesagt hat«, sagte der Mann. »Er hat gesagt, dass irgendjemand den verfluchten Grat abgesprengt hat.« Róbert wurde blass und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Mann nutzte die Gelegenheit, und diesmal gelang es ihm, seinen Finger auf Róberts Brust zu platzieren. »Und wer sagt, dass die aufgehört haben zu sprengen?«
    Eine berechtigte Frage, dachte Róbert, sagte aber nichts.
Stattdessen schlüpfte er wortlos an dem Mann vorbei in die praktisch menschenleere Kantine und holte sich einen Kaffee im Kunststoffbecher. Dann setzte er sich an einen leeren Tisch in der Ecke, um in Ruhe über die Situtation nachzudenken. Das war auch bitter nötig.
    »Wer sagt, dass die aufgehört haben zu sprengen?«, murmelte er in seinen Becher und trank einen Schluck Kaffee. Der war heißer als erwartet, und er zog eine Grimasse. Dann lächelte er schwach. »Ja, wer sagt das?« Er blies in den Becher und rührte langsam und ruhig mit dem dafür vorgesehenen Plastikstäbchen darin herum. Nichts ist so übel, dass es nicht doch zu etwas gut sein könnte, überlegte er, und dieser Widerling di Tommasso ist jedenfalls tot, das ist natürlich die Hauptsache. »Mausetot«, flüsterte Róbert, »richtig mausetot, der Scheißkerl.« Zwei Männer am übernächsten Tisch warfen ihm verstohlen neugierige Blicke zu, aber das störte ihn nicht. Sie verstanden sowieso kein Wort von dem, was er gesagt hatte, auch wenn sie es gehört hatten, diese schlitzäugigen Deubel.

6
    Sonntag
    »Da oben sind die Straßen absolut unpassierbar«, sagte der Polizist, der sie vom Flughafen abholte, ein stämmiger und griesgrämig wirkender Mann um die fünfzig. Er hatte einen Ketchupfleck auf dem Hemd und war, soweit sie wussten, der einzige Polizist in Egilsstaðir, der zu dieser Stunde nicht in Kárahnjúkar war. »Sie haben schon zweimal geräumt, aber es weht alles gleich wieder zu, und das nächste Räumfahrzeug fährt erst morgen früh durch. Es hat überhaupt keinen Sinn, es heute Abend noch auf Teufel komm raus zu versuchen, deswegen habe ich Hotelzimmer für euch reservieren lassen. Hoffentlich ist euch das recht?« Sie murmelten alle irgendetwas angemessen Neutrales vor sich hin, doch sogar Stefán empfand diese Verzögerung als angenehm, obwohl er darauf achtete, dies nicht vor seinen Mitarbeitern zu zeigen. Das Nächste, was ihr Chauffeur sagte, klang jedoch wesentlich unangenehmer. »Wegen dieses Unfalls ist das Hotel leider voll von Reportern und Journalisten, die lungern schon seit gestern wie die Aasgeier hier herum. Sie haben es heute geschafft, zum Schauplatz zu gelangen, und einige sind am Nachmittag hinter den Schneeräumern her wieder nach Egilsstaðir gekommen, und sie übernachten
ebenfalls im Hotel. Diese Typen rücken einem dauernd auf die Pelle.«
    »Etwas anderes war wohl kaum zu erwarten«, brummte Stefán. Er rechnete nicht damit, dass die Pressevertreter lange brauchen würden, um eins und eins zusammenzuzählen, wenn er mit seinem Team im Hotel auftauchte. Er sah aber keine realistische Möglichkeit, das zu verhindern, da es nun einmal ausgeschlossen zu sein schien, direkt nach Kárahnjúkar zu fahren. Einen Augenblick überlegte er, nach einem anderen Hotel zu fragen, kam aber bald zu dem Schluss, dass damit das Unvermeidliche nur aufgeschoben würde. Unangenehmes bringt man am besten sofort hinter sich, dachte er und zog eine Grimasse. Er wandte sich dem Fahrer zu.
    »Wenn wir eingecheckt haben, setzt du dich vielleicht für einen Augenblick mit uns zusammen und informierst uns über den Stand der Dinge.«
    »Ich weiß nicht, was ich euch dazu sagen könnte«, antwortete der Polizist mürrisch. Offensichtlich hielt er von dieser Idee genauso wenig wie von seinen Kollegen aus Reykjavík. »Ich weiß bestimmt weniger als ihr. Aber der Amtmann wird euch wahrscheinlich alles sagen, was ihr wissen müsst. Er erwartet euch im Hotel.« Er schaltete das Radio ein. Das Gespräch war beendet, nun kam der Wetterbericht. Und der war alles andere als rosig.
     
    »Wie

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