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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erzwungen, dass die Portugiesen menschenwürdige Arbeitsbedingungen erhielten. Das hatte ihn eine Menge Arbeit gekostet, und ohne die direkte Zusammenarbeit mit den Betroffenen wäre es nie gelungen; nur an die Chinesen kam man nicht heran. Anders als die Portugiesen waren sie nicht bereit, zu sehen und zu verstehen, dass ihre Rechte verletzt wurden. Vielleicht war das aber nur eine Frage der Zeit, dachte Róbert, sie würden schon noch einsichtig werden. Er riss die Außentür auf, verkniff es sich aber, sie zuzuknallen, hüpfte in seinen Pickup mit Allradantrieb und pflügte sich durch die Schneewehen, die sich gegenwärtig so schnell erneuerten, dass kein Schneeräumer dagegen ankam.
    Das Stimmengewirr in dem nicht ganz fertiggestellten und ungemütlichen Aufenthaltsraum verstummte augenblicklich, als er zur Tür hereinstürmte. Zweihundert Gesichter starrten ihm erwartungsvoll entgegen. Seine Miene sagten ihnen alles, was gesagt werden musste. Sie verließen einer nach dem anderen den Saal, kleideten sich in ihre Overalls - schweigend oder etwas vor sich hin murmelnd oder in verschiedenen Sprachen laut fluchend.
    »Wie viele müssen krepieren, bevor etwas unternommen wird?«, fragte ein Mann, den Róbert nur vom Sehen kannte, ein Baggerführer, wenn er das richtig in Erinnerung hatte, ein hochgewachsener Mann mit Vollbart. Gute Frage, dachte Róbert, ich wüsste gern die Antwort darauf.
    »Sie sagen, jetzt sei alles sicher«, sagte er.
    »Ach nee, dann war es also nicht sicher, als das passierte?« Der Zorn in der Stimme war nicht zu überhören, aber Furcht schwang ebenfalls mit, auch wenn der Mann versuchte, das zu kaschieren. »Und weshalb waren dann diese Männer da unten
in der Schlucht, als ihnen die Brocken auf die Köpfe donnerten? Wie können wir wissen, ob es da jetzt so sicher ist, wie es angeblich gestern auch gewesen sein soll?«
    Róbert schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann nichts machen, ich habe alles versucht. Wenn du nicht da unten in der Schlucht arbeiten willst, dann mach es nicht. Das geschieht aber auf deine Verantwortung, ich kann wenig für dich tun, wenn sie dich deshalb feuern.«
    »Aber wenn sie mich umgebracht haben, kannst du dann etwas für mich tun?«
    »Dich umgebracht haben?«, fragte Róbert. »Was soll denn dieser Quatsch, Mensch?« Eine kleine Gruppe Isländer hatte sich um die beiden geschart und verfolgte den Wortwechsel interessiert. Die Ausländer in der Garderobe warfen ihnen ebenfalls neugierige Blicke zu. Er wusste, wie wichtig es war, sich nicht zu einem Streit hinreißen zu lassen, aber gleichzeitig musste er sich behaupten und durfte nicht klein beigeben. »Ich habe alles versucht, um die Arbeit zu stoppen, bis alles in der Schlucht genau untersucht worden ist«, fuhr er fort, »aber wie gesagt, dann …«
    »Sechs Menschen. Sechs Menschen sind bei diesem Unfall ums Leben gekommen. Und es ist das reinste Wunder, dass es nicht sieben waren. Und wir sollen einfach da unten weiterarbeiten, als sei nichts vorgefallen?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Sind diese Leute total übergeschnappt? Weißt du, was die Portugiesen sagen, ey? Weißt du das?«
    Róbert wich geschickt dem ausgestreckten Zeigefinger aus, mit dem der Mann vor ihm herumfuchtelte. »Nein«, gab er zu und klang wütender, als er eigentlich wollte. »Was sagen die Portugiesen?«
    »Sie sagen, dass es kein Unfall war«, erklärte der Mann. »Sie sagen, dass es Mord war. Und weißt du, warum sie das sagen?«

    »Jetzt hör aber auf, es gibt nichts, was darauf …«
    »Weißt du, warum sie das sagen?«, wiederholte der Baggerführer störrisch. Róbert blickte sich um. Den Mienen der Umstehenden war deutlich anzusehen, dass dieses Gerücht nicht nur seinem Gegenüber zu Ohren gekommen war; es kursierte offensichtlich bereits überall, und er hatte unterdessen eine fruchtlose Besprechung nach der anderen über sich ergehen lassen müssen, um diese Leute dazu zu bringen, den Arbeitsstopp zu verlängern. Die Spannung, die in der Luft lag, war beinahe mit den Händen zu greifen, und jetzt erst wurde ihm etwas klar, was er schon beim Betreten des Raums hätte merken müssen - in diesen Gesichtern spiegelte sich in erster Linie Angst. Viel mehr Angst, als ein Arbeitsunfall erklären konnte, so schlimm er auch sein mochte. Diese Männer waren es alle gewohnt, unter gefährlichen Bedingungen zu arbeiten; diejenigen, die es bei ihrem Eintreffen noch nicht gewesen waren, hatten sich inzwischen daran gewöhnt. Sie

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