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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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laut Gesetz eine der Aufgaben des Isländischen Kriminalamts, eine Spezialabteilung zu unterhalten, die sich mit Landesverrat und Verstößen gegen die Verfassung unseres Landes und dessen oberste Instanzen befasst. Die entsprechende Abteilung hat bereits vor einiger Zeit ihre Arbeit aufgenommen, ihr obliegen unter anderem die operative Aufklärung und Gefahreneinschätzung. In den vergangenen Jahren wurde diese Spezialabteilung auf vielerlei Weise gefördert, sie wurde den Anforderungen der heutigen Zeit angepasst, was uns eben in Augenblicken wie diesen zustatten kommt, und meiner Meinung nach dürften mir alle Anwesenden in diesem Punkt zustimmen können.«
    Der hämische Unterton in seiner Stimme entging niemandem. Am allerwenigsten der Opposition, die dem Minister Scheinheiligkeit und Ablenkungsmanöver vorwarf. Drei Abgeordnete aus ihren Reihen machten einen Versuch, den Minister dazu zu bewegen, die Bedeutung seines letzten Satzes zu erläutern; er ließ es aber dabei bewenden, die Formulierung zu wiederholen und gleichzeitig dem Parlament und dem Volk zu versichern, dass sich alles im gesetzlichen Rahmen bewege, allerdings ohne präzise zu sagen, um welche Gesetze es ging, trotz lautstarker Proteste der Opposition. Im
Anschluss daran stürmte er hocherhobenen Hauptes und mit wichtigtuerischer Miene aus dem Saal, denn seine Zeit war zu kostbar für derartiges Geschwätz. Die nationale Sicherheit steht auf dem Spiel, besagte sein Gesichtsausdruck, aus dem Weg.
    Der Premierminister erübrigte ebenfalls ein paar Minuten und erschien im Plenarsaal. Er bezichtigte die Opposition der Schaumschlägerei und versicherte, dass nicht nur alles Menschenmögliche getan werden würde, sondern auch die erforderlichen Maßnahmen bereits in die Wege geleitet worden seien, ohne aber näher darauf einzugehen, um was für Maßnahmen es sich handelte; er bat die Anwesenden, Besonnenheit an den Tag zu legen, endete mit einem Appell an die Nation, das ebenfalls zu tun, und kündigte eine Pressekonferenz an.
    Die ebenso schockierte wie skeptische Nation überhörte diesen Appell geflissentlich; die Gemüter erhitzten sich in Cafés, auf der Straße und am Arbeitsplatz, in Taxis und öffentlichen Verkehrsmitteln, in Klassenzimmern und nicht zuletzt in den heißen Pools im Schwimmbad. In Kárahnjúkar war ein Terroranschlag verübt worden, der erste wirkliche Terrorakt in Island. Diejenigen, die sich noch an die Sprengung der Staumauer am Laxá-Kraftwerk erinnern konnten, ließen sich darüber aus und hielten sie entweder für einen Dummejungenstreich oder eine gemeinnützige Aktion, und möglicherweise sogar für beides. Das hier dagegen war echt, es war ein großes Ereignis, und es geschah jetzt, und die Allgemeinheit ließ sich durch die Obrigkeit nicht daran hindern, sich in angemessener Weise die Köpfe heiß zu reden. Außer Kindergärtnerinnen, die sich Mühe gaben, vor den Kindern so zu tun, als sei nichts vorgefallen, und Grundschullehrern, die nach besten Kräften versuchten, ihre Schützlinge zu beruhigen und auf andere Gedanken zu bringen, setzten die meisten
anderen alles daran, so viel Aufhebens wie möglich von diesem Großereignis der isländischen Geschichte zu machen. Obwohl bei diesem Anschlag niemand ums Leben gekommen war, brauchten die Leute gar nicht lange, um eins und eins zusammenzuzählen und auf die sechs Opfer zu kommen. Wer es etwa wagte, darauf hinzuweisen, dass mit dieser Rechenmethode der Anschlag auf die Brücke automatisch zum zweiten Terrorakt wurde, wurde prompt als Querulant eingestuft und gefragt, ob er so etwas womöglich völlig in Ordnung fände. Wiederholte Versicherungen seitens der Polizei, dass absolut nichts vorläge, was den Schluss auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen in Kárahnjúkar zuließe, konnten nichts gegen die verbreitete Meinung ausrichten, denn die halbherzigen Verlautbarungen klangen nicht sehr überzeugend.
    Und jeder stellte sich selber und allen anderen die gleiche Frage: Wer oder was ist die Grüne Armee?
     
    Aus purem Zufall waren zwei der vier Sikorsky-Hubschrauber der amerikanischen Schutztruppen an diesem Tag im Lande. Es war noch nicht zwei Uhr, als Friðrik Verstärkung erhielt. Der Helikopter landete etwas westlich vom Camp der National Power Company, und zwanzig schwarz gekleidete Gestalten mit Skimasken und Helmen entsprangen ihm, rannten durch den Schneewirbel, den die Rotoren produzierten, und legten ihre halbautomatischen Karabiner an,

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