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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Fleisch, dieselben schlanken, weichen Flanken, schwarzes Haar … Nur die Augen waren anders. Nicht die Augen einer Sanguaíera. Nur ein Mensch. – ›Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.‹ Auch dann nicht, wenn es das deines Sohnes ist. Wenn die Kleine noch ein wenig mehr zerrte, hatte sie das Messer zwischen ihren Fingern herausgerissen, das sie auf den Tisch nagelte. Ihre Brust drängte sich in seine Hand, als sie sich ein weiteres Mal aufbäumte. Sein Ärmel streifte ihre Schulter, tauchte in Blut. Er zischte. Bisher hatte er es erfolgreich vermieden, seinen Anzug damit zu besudeln, und nun das. Mit einer eleganten Bewegung schob er den Stuhl zurück, beugte sich über sie. Ihre Augen weiteten sich noch ein Stück mehr. Bedächtig schlitzte er mit dem Fingernagel auch ihre andere Schulter vom Hals bis zum Brustansatz auf. Ein Gurgeln kam aus ihrer Kehle. Blut quoll aus dem Schnitt. Lächelnd leckte er es ab, langsam, genoss sein Bouquet. Für einen Menschen schmeckte sie exquisit. Dazu der Hauch von Alkohol in ihrem Blut … Benedicto hatte ganze Arbeit geleistet. Vielleicht sollte er ihn dafür mit ein wenig mehr als nur totem Fleisch belohnen. Ihre Augen wurden allmählich glasig. Viel hatte er schon jetzt nicht von ihr übrig gelassen. Aber sie hatte so entzückend gekämpft, als er ihr das Messer durch die Hand gestoßen hatte.
    Nein! Er ließ ihren Arm fallen, machte entschieden einen Schritt zurück. Man sollte aufhören, wenn es am schönsten war.
    Sofort war Benedicto bei ihm und reichte ihm ein feuchtes Tuch, damit er sich säubern konnte.

    »Sorg dafür, dass sie und die anderen ordentlich hergerichtet sind, wenn ihr sie in Los Angeles abladet. Und dieses Mal findet die Presse sie besser auch wirklich zuerst.«
    »Sí, Patron.« Benedicto nahm ihm das Tuch wieder ab und verneigte sich. Er wusste nur zu gut, dass er sich keinen weiteren Fehler erlauben durfte.
    Er zog das Jackett glatt. Es war Zeit, sich auf den Weg zu seiner Verabredung zu machen. Nicht, dass ihm der Junge noch davonlief.

3
    E in kühler Lufthauch auf meinem Gesicht, meinen Armen. Lavendelduft.
    Leises Rascheln …
    Das Gefühl, dass jemand direkt neben mir war … Von einer Sekunde zur nächsten war ich wach, riss die Augen auf.
    Ich lag in einem fremden Bett. Zusammengerollt auf der Seite. Ein hauchfeiner Vorhang bauschte sich in einem Luftzug vor einer weit offen stehenden Glastür. Fahles Vor-Sonnenaufgang-Dämmerlicht glitt darunter in den Raum hinein. Mit einem leisen Rascheln rieb der Stoff gegeneinander. Ansonsten war noch immer kein Laut zu hören. Für eine Sekunde verstärkte sich der Lavendelduft, dann war er vergangen.
    »Sie hätten dich niemals finden sollen, mi corazón.« Worte, direkt neben meinem Ohr …
    Das Grauen kam mit der Erinnerung. Keuchend fuhr ich auf. Meine Lungen verkrampften sich. Wie von selbst zuckte meine Hand zu meiner Kehle, tastete ich über meinen Hals, zerrte die Ärmel von meinen Handgelenken zurück: nichts! Keine Bissmale! Noch nicht mal ein Kratzer. Wieso? Wollte er, dass ich wach und bei Sinnen war, wenn er über mich herfiel? Großer Gott.
    Irgendwie gelang es mir, ein wenig tiefer zu atmen. Dann fiel
mein Blick auf die andere Seite des Zimmers. Panisch schleuderte ich die Decke von mir, stolperte hastig vom Bett herunter, stürzte quer durch den Raum zu der mit geschnitzten Kassetten verzierten Tür. Drehte hektisch den Schlüssel im Schloss, bis der Bart auf Widerstand stieß, und rammte den Stuhl, der bis eben vor einem kleinen Sekretär an der Wand rechts davon gestanden hatte, unter die Klinke. Mein Herz raste. Meine Knie zitterten – wie der Rest von mir. Ein Stück links, zwei weitere Türen. Ich riss sie auf. Hinter der einen ein begehbarer Kleiderschrank, vollgestopft mit irgendwelchen Klamotten; hinter der anderen ein Badezimmer. Keine Verbindungstüren zu einem Nachbarraum. Allein! Ich sank mit der Schulter gegen den Rahmen der Badtür, schloss die Augen. Meine Brust brannte. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war ein weiterer Anfall. Ich musste ruhig atmen, ruhig und tief. Und ich musste von hier verschwinden, ehe er merkte, dass ich nicht mehr die schlafende Schöne gab. Hier: Santa Reyada. Er: Joaquín de Alvaro. Das Monster. Nosferatu.
    Die Zähne zusammengebissen stieß ich mich vom Türrahmen ab. Gestern war ich vor Angst wie gelähmt gewesen, war bereit gewesen aufzugeben und jetzt? Gab es für mich wieder nur einen Gedanken: Flucht! Aus welchem Grund auch

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