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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ist?«
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?« Cris trat näher an mich heran, zog mich in der gleichen Bewegung weiter zu sich. »Es ist mitten in der Nacht. Sie hat den ganzen Tag gearbeitet; der Flug … Sie ist müde. Reicht es nicht, wenn sie Joaquín morgen früh sieht? – Auch oben ist alles dunkel, wahrscheinlich ist er selbst schon zu Bett …«
    »Dein Bruder? Zu Bett?« Der Laut, den Rafael von sich gab, war irgendwo zwischen Schnauben und Lachen. »Wie lange warst du nicht mehr hier, Niño? – Lass es mich so sagen: Du wirst feststellen, dass sich in den letzten Wochen hier einiges verändert hat.«
    »Was soll das heißen?« Cris’ Finger schlossen sich fester um meinen Arm.
    »Lass dich überraschen.« Rafael nickte mir zu. »Komm, tigresa, es würde mich sehr wundern, wenn Joaquín nichts von unserer Ankunft mitbekommen hat. Du wirst vermutlich schon erwartet.«

    Cris ließ mich noch immer nicht los. »Verdammt, Rafael, gib ihr wenigstens die Chance, sich frisch zu machen. Sie hat ja immer noch Blut – «
    »¡Dios mío!« Rau. Kehlig. Mehr Knurren als Worte aus der Dunkelheit am Ende der Treppe. Eine Bewegung. Rafael und Cris drehten sich gleichzeitig um. Ich wich zwischen ihnen zurück, soweit ihr Griff es erlaubte. Er!
    »Joaquín. Ich habe den ganzen Flug versucht, dich zu errei…«
    »¿Que hace ella aquí? ¿Por que la ella traído aquí?« Er kam die Stufen herunter. Im ersten Moment nicht mehr als ein Schatten.
    »¿No entiendo …?« Eine scharfe Falte erschien auf Rafaels Stirn. Ich versuchte, weiter zurückzuweichen. Plötzlich war ein Brennen in meiner Brust.
    »¡Estúpido!« Immer näher. Farblose Augen. Glitzernd. Unverwandt auf mich gerichtet. Nosferatu. Meine Lungen verkrampften sich.
    »Heilige Muttergottes …« Cris zuckte zurück, ließ mich los, schob sich vor mich.
    »¿Cómo?« Rafael starrte ihn an, gab mich endlich auch frei. Ich prallte gegen die Wand. Wimmerte.
    Er packte seinen Bruder am Hemd, stieß ihn einfach aus dem Weg. Meine Brust zog sich mit jedem Atemzug mehr zusammen. Glitzernde Augen. Farblos. Nicht ganz. Ein letzter Rest fahlgelb. Cris stolperte gegen das Treppengeländer. Keuchte. »Joaquín …«
    Fauchen. Direkt vor mir blieb er stehen. Lehnte sich vor, stützte die Hände zu beiden Seiten neben meinem Kopf an die Wand. Nah! Entsetzlich zu nah! Sein Körper drückte gegen
meinen. Luft! Ich konnte mich nicht bewegen. Er beugte sich noch näher. Fänge. Weiß, spitz und scharf. Sein Atem fuhr über meinen Hals, wurde wieder eingesogen; lange, tief. Ich drehte den Kopf weg, begriff zu spät, dass ich meine Kehle entblößte. Wieder sein Atem an meiner Haut. Heiß. Meine Lungen verkrampften sich noch stärker. Ich bekam noch immer keine Luft! Seine Wange streifte meine. War das sein Mund auf meinem Hals? Nein, nein! Bitte! Luft!
    »Sie hätten dich niemals finden sollen, mi corazón«, sagte er direkt neben meinem Ohr.
    Dunkelheit schlug in meinem Verstand zusammen.

2
    L ucinda Moreira war also wieder aufgetaucht. Zum zweiten Mal – wenn man ihr erstes großes Auftauchen vor einigen Jahren nicht mitrechnete. Damals war er bedauerlicherweise nicht schnell genug gewesen. Und dann war sie wieder so gründlich verschwunden wie zuvor. Vor einigen Wochen hatte er sie dann abermals kurz gespürt. Zu kurz, um sie finden zu können. Aber offenbar doch lang genug, dass der Junge sie hatte aufstöbern können. Und diesmal hatten auch die anderen sie spüren können. Lästig. Aber nicht wirklich ein Problem.
    Was allerdings ein Problem darstellte, war der Umstand, dass sie erneut nach Santa Reyada gebracht worden war. Nun ja, solange Joaquín davon ausging, dass er sie nur vor den gierigen Händen der Hermandad beschützen musste …
    Schon Estéban hatte sich gegen ihn gestellt. Und Joaquín war keinen Deut besser als sein Vater. Im Gegenteil. Er hasste die Nosferatu wie kein Zweiter in der Hermandad. Spöttisch verzog er den Mund. Und jetzt wurde er offenbar inzwischen unaufhaltsam selbst zu einem. Wie be-dau-er-lich. Aber nein. Joaquín würde eher sterben, als Nosferatu zu werden. Und das wiederum konnte er nicht zulassen. Eine solche Macht durfte nicht auf diese Weise verschwendet werden. Im Gegenteil. Er
hatte Pläne mit dem lieben Joaquín. Und in denen spielte die süße Lucinda eine ganz entscheidende Rolle.
    Die Kleine auf dem Tisch wimmerte, als er die Zähne tiefer in ihr Handgelenk grub. Sie erinnerte ihn an Juana. Dasselbe blasse, glatte

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