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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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auch noch verlieren. « Er hob den Blick jetzt ebenfalls von der Muschel, sah mich an. »Wusstest du, dass Rafael eigentlich über keine eigene Magie verfügt?«
    Ich schüttelte den Kopf, verwirrt über seinen plötzlichen Themenwechsel.
    »Tja, dank Joaquín hat er jetzt welche.«
    »So etwas geht?« Doch wohl nicht Cris’ Magie?
    »Ja, so etwas geht. Es ist zwar verboten, aber was kümmern Joaquín de Alvaro schon Verbote? Er beschwört ja auch die schwarzen Hunde mit seinem Blut und hetzt sie dir hinterher, damit sie dich für ihn aufspüren.« Ich brauchte eine Sekunde, bis ich begriff, dass er von den schwarzen Monstern sprach, die mich bei meinem ersten Fluchtversuch aufgespürt hatten. Bei der Erinnerung an sie kroch etwas kalt meinen Rücken hinunter. Cris stand aus dem Sand auf, ergriff meine Hände und zog mich ebenfalls in die Höhe. »Hast du das ›halbe‹ Tattoo auf seinem linken Unterarm gesehen? Die andere ›Hälfte‹ trägt Rafael. Rafael, der eigentlich von Natur aus so viel Magie besitzt wie ein Stück Holz. Aber über dieses Tattoo ist er mit Joaquín verbunden – und kann auf die Macht meines Bruders zugreifen. Oh, er kann sie vielleicht nicht aktiv einsetzen, aber passiv, um zum Beispiel einen Zauber abzulenken, wie er es in Boston getan hat, als Abner uns angegriffen hat, das kann er.« Mit einem leisen, harten Lachen verzog er erneut den Mund. »Auch das ist als ›schwarze Magie‹ verboten. Deshalb verbirgt Rafael seine Hälfte des Tattoos auch wohlweislich unter diesem Lederarmband.
Aber für meinen Herrn Bruder gelten solche Verbote ja nicht. – Weiße Magie, schwarze Magie: Es schert ihn nicht. Er nutzt, was ihm gerade am besten in den Kram passt.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Cris deutete mein Schweigen falsch.
    »Du glaubst mir nicht, oder?« Er ließ meine Hände los. Die Muschel fiel zwischen uns in den Sand.
    »Nein«, hastig schüttelte ich den Kopf. »Nein, das ist es nicht …«
    »Aber du fängst an, Joaquín zu mögen.«
    »Was?« Verblüfft machte ich einen Schritt rückwärts. »Nein!« Allein der Gedanke war so abwegig, dass ich gar nicht darüber nachdachte. »Wie kommst du darauf?«
    »Du hast in den letzten Tagen ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht.«
    Ich stöhnte innerlich auf. Aber doch nur weil er mir beibrachte, wie man Magie von sich fernhält. Was jetzt? Er hatte mir ausdrücklich verboten, irgendjemandem von unserem Deal zu erzählen. Inklusive Cris. »Das hat nichts zu bedeuten.« Selbst in meinen Ohren klangen die Worte lahm.
    »Nein?«
    Irgendetwas in seinem Tonfall erschreckte mich. »Nein! Ganz bestimmt nicht!« War er eifersüchtig? Lieber Himmel, dazu gab es absolut keinen Grund.
    Cris nahm meine Hand erneut in seine. Ich hatte nicht mitbekommen, dass ich sie zu Fäusten geballt hatte. Mit etwas Verspätung lockerte ich meinen Griff.
    »Joaquín kann sehr … charmant sein, wenn er will.«
    Konnte er das? Bisher hatte ich es nur mit dem perfektionistischen Ekel zu tun gehabt. Sah man mal davon ab, dass er mir
das Autofahren beibrachte. Seltsam hilflos schüttelte ich den Kopf. »Das ist …«
    »Früher sind ihm die Mädchen scharenweise nachgelaufen.«
    Meine Finger zuckten in Cris’ Griff, als wollten sie sich wieder zur Faust schließen. »Früher?«
    »Früher! – Joaquín war nie … ein Kind von Traurigkeit, wenn du verstehst, was ich meine. Bis zum Tod unseres Vaters. Danach … hat er schlagartig aufgehört, sich für Frauen zu interessieren.« Cris sah auf meine Hand in seiner, drehte sie um, strich mir sacht über die Innenfläche. »In der Hermandad geht das Gerücht, dass er und Rafael … mehr sind als Freunde.«
    Ich gab ein Schnauben von mir. Joaquín und Rafael? Für mich klang das mehr als absurd. – Und selbst wenn? Würde es etwas daran ändern, dass Joaquín mein Blut brauchte, um nicht Nosferatu zu werden? Nein. So viel Glück hatte ich nicht.
    »Letztlich ist es auch egal.« Cris blickte auf, hob die Schultern, streckte die Hand nach meiner Kehle aus. Irgendwie schaffe ich es, stillzuhalten, obwohl ich unwillkürlich zurückweichen wollte. Er strich nur eine verirrte Haarsträhne von meiner Schulter. »Würdest du auch davonlaufen wollen, wenn du nicht Joaquíns, sondern meine Blutbraut wärst?«
    Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Meine Lungen verkrampften sich. Ich zwang mich weiterzuatmen, krümmte mich innerlich.
    »Cris …« Weiter kam ich nicht.
    »Vergiss es!« Abrupt ließ er mich los, schüttelte

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