Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
den Kopf, rieb sich übers Gesicht. »Ich … entschuldige. Das wollte ich nicht. Du hast Geburtstag und ich …« Er holte tief Luft. »Vergiss, was
ich gesagt habe. Alles! Auch das mit meiner Magie. Das ist … absolut bedeutungslos. Sag mir lieber, worauf du Lust hast!«
    Einen Moment stand ich einfach nur verblüfft da. Cris’ Miene wirkte beinah gequält.
    »Verzeih mir. Ich wollte dir den Tag nicht verderben«, sagte er mit einem neuerlichen Kopfschütteln.
    »Es ist okay. Hast du nicht.« Ich rang mir ein Lächeln ab.
    Ein schiefes, schuldbewusstes Grinsen glitt kurz über seine Lippen. Es wirkte so unecht wie meines. »Was möchtest du tun? Sollen wir zum Pier? Hast du schon mal das alte Pferdekarussell im Looff Hippodrome gesehen?« Er streckte mir wieder die Hand hin. »Die Hotdogs da sind auch verdammt gut.« Als ich sie nicht schnell genug ergriff, beugte er sich vor und nahm meine einfach in seine. »Also?«
    Ich biss mir auf die Lippen. Ich hatte nicht das Recht, ihm den Spaß zu verderben. Vor allem jetzt in diesem Augenblick nicht, nachdem er mir all das erzählt hatte. Und außerdem … »Der Ausblick vom Riesenrad muss ziemlich genial sein, oder?« Ein Sonnenuntergang von dort oben war vermutlich absolut unbeschreiblich.
    »Lass es uns herausfinden.« Sein Lachen hatte etwas Gezwungenes, als er mich Richtung Pier zog. Armer Cris. Er ließ meine Hand auch dann nicht los, als wir das weiß-blaue Eingangstor erreicht hatten und in den Strom der übrigen Besucher eintauchten.
     
    Drei Stunden später war mir zum Sterben schlecht. Ich lag halb im Schatten des Piers im Sand, ein buntes Batik-Dreieckstuch, das Cris mir in einem der vielen kleinen Lädchen gekauft hatte, unter dem Kopf und konzentrierte mich auf das Geräusch der
Wellen, um die Reste von Pasta und gegrilltem Gemüse, Zuckerwatte und Hotdog mit allem dort zu halten, wo sie hingehörten: in meinen Magen.
    Cris kniete neben mir und wirkte fast ein bisschen zum Lachen in seiner panischen Hilflosigkeit. Die letzten drei Stunden hatte er alles getan, um mich unser Gespräch von zuvor vergessen zu lassen, und dann das. Gerade entschuldigte er sich zum ich-wusste-nicht-wievielten Mal. Obwohl ich ihm bisher jedes Mal gesagt hatte, dass es nicht seine Schuld war. Nun ja, genau genommen war sie es vielleicht doch. Gut, die Zuckerwatte war meine Idee gewesen, aber er hatte danach mit dem Hotdog vor mir gestanden, ohne mich zu fragen, ob ich wollte. Und er hatte mich gegen meinen Protest in die Achterbahn geschleift. ›Harmlos‹ hatte er sie genannt. Möglich, dass sie das sogar war. Aber mein Magen und Achterbahnen vertrugen sich nun einmal nicht. Und ich hatte ihm gesagt, dass mir auf diesen Dingern immer speiübel wurde. Wenn man schon einmal an einer gejobbt hatte, wusste man das eben ziemlich genau. Was ich allerdings nicht gewusst hatte, war, dass sich auch mein Kreislauf verabschieden könnte. Doch nachdem ich eben gerade erst aus einem Achterbahnwagen gestiegen war und plötzlich auf den Holzplanken daneben gesessen hatte, ohne es im ersten Moment mitzubekommen, wusste ich auch das.
    Ich hatte es gerade noch bis zum Geländer der Pier geschafft, ehe ich den größten Teil meines Mageninhalts in einen Papierkorb gespuckt hatte. Eine fürsorgliche Großmutter hatte mir die Cola ihres Enkels überlassen, damit ich den widerlichen Geschmack im Mund loswerden konnte, und Cris dann geraten, mich in den Schatten zu bringen. Genau das hatte er getan.
Auf seinen Armen. Und als er mich im Sand absetzte, hatte ich mich dabei ertappt, wie ich seine Art, mich in den Armen zu halten, mit der seines Bruders verglich.
    Da mein Magen sich die letzten Minuten beruhigt zu haben schien, setzte ich mich auf. Vielleicht ein bisschen schwerfällig, denn Cris legte mir sofort den Arm um die Schultern, um mich zu stützen.
    »Schon okay. Ich glaube, ich bin wieder in Ordnung.« Behutsam schob ich ihn ein Stück von mir weg.
    Der Hund und sein Herrchen waren immer noch da. Allerdings hatte der junge Mann sich inzwischen mit einem Block und ein paar Büchern auf einem Handtuch niedergelassen, sodass sich das Tier darauf verlegt hatte, laut bellend Möwen über den Strand zu jagen.
    »Sicher?« Er musterte mich besorgt.
    »Sicher.« Ich nickte entschieden und stand endgültig aus dem Sand auf. Cris hatte nach meinem Ellbogen greifen wollen, ließ es aber, als ich den Kopf schüttelte. Stattdessen bückte er sich nach meinem Tuch, klopfte den Sand davon ab und legte es

Weitere Kostenlose Bücher