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Bluteid - Black Magic Sanction

Bluteid - Black Magic Sanction

Titel: Bluteid - Black Magic Sanction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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es, dass du so ausgeruht wirkst?«, fragte ich, als ich neben ihn trat. Das grüne Glühen um seine Hände verschwand. »Du kannst nicht viel geschlafen haben.«
    »Vielleicht brauche ich nicht so viel Schlaf, weil ich so viele Jahre lang eine Leiche war.«
    Ich beäugte ihn und nahm ihm vorsichtig den Dolch aus den Händen. Das angelaufene Metall war warm und fühlte sich fast an wie Kitt, aber das Gefühl verging schnell, bis nur kaltes Silber zurückblieb. »Das ist scheußlich«, sagte ich, während ich versuchte, die Worte zu übersetzen, die um den Knauf eingraviert waren. »Was heißt das?« Pierce zögerte und ich kniff die Augen zusammen. »Erwarte nicht, dass ich dir glaube, du könntest es nicht lesen.«
    Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck trat er von einem Fuß auf den anderen, weil ich ihn dabei ertappt hatte, wie er erwog, mich anzulügen. »Das ist eine heikle Sache«, sagte er schließlich und ich stemmte eine Hand in die Hüfte, während ich mit der anderen sorglos das Messer hielt. »Ich werde die Worte nicht aussprechen«, sagte er und
sein Blick folgte dem Messer, als ich es sinken ließ. »Ich bin kein Angsthase, aber es ist arkane, schwarze Magie. Ich bin nicht sicher … ob ich weiß, was es tut. Der Zauber ist schon lange aufgewendet.«
    Ich musterte ihn und wog seine Worte gegen seine Körpersprache ab. Ich meine, ich wusste, dass er schwarze Magie wirkte. Glaubte er, ich könnte nicht damit klarkommen? Was es auch immer war? »Was hast du dann damit gemacht?«, fragte ich und wedelte mit dem Messer, nur um ihn aufzuregen, »wenn der Zauber verbraucht ist?«
    Mit einem Stirnrunzeln packte er mein Handgelenk und nahm mir den Dolch ab. »Kraftlinienmagie in gutem Silber hinterlässt einen Hauch des Zaubers, nachdem er verbraucht wurde«, erklärte er, die Augen auf den Dolch gerichtet, nicht auf mich. »Wenn man mächtig vorsichtig ist, kann die Zufuhr von ein wenig Kraftlinienenergie die Kanäle des Zaubers wieder füllen und ihn zurückbringen. Zu viel würde ihn zerstören, aber wenn genug in den Zauber fließt, ohne dass er überläuft, kann man es bewerkstelligen. Ich verfüge über das nötige Fingerspitzengefühl, aber ich bin nicht darauf bedacht, es zu versuchen, weil ich vielleicht Nick ein so scheußliches Ding zurücklasse.«
    Neugierig holte ich mir das Messer zurück, auch wenn ich es diesmal mit dem angemessenen Respekt hielt. »Man lässt nur ein Rinnsal von Energie hineinlaufen? Man muss den ursprünglichen Zauber nicht einmal kennen?«
    »Das ist das ganze Geheimnis, ja.« Pierce nahm mir den Dolch wieder weg und legte ihn dorthin zurück, wo Nick ihn hingetan hatte, außerhalb meiner direkten Reichweite. »Es ist besorgniserregend genug, dass ein Mann wie Nick, ein bloßer Zauberer, es hat.«
    Ich runzelte die Stirn. Wenn ich mir den Dolch ansehen wollte, würde ich das tun. »Na ja, also, Nick hat jede Menge
Zeug, das er nicht haben sollte, oder?«, sagte ich, und Pierce musterte die angeschlagene Kiste. »Mein Dad hat mir das nie erzählt«, sagte ich, um ihn abzulenken. »Dass in einem Objekt eine Spur des Zaubers zurückbleibt.«
    Pierce nickte. »Nicht viele wissen das, und dein Vater war menschlich.«
    Ich zuckte zusammen, weil ich ihm von diesem Drama in meinem Leben nichts erzählt hatte, aber dann fiel mir ein, dass er als Geist anwesend gewesen war. Es gab wahrscheinlich nicht viel, was im letzten Jahr in der Kirche passiert war, wovon er nichts wusste. Und trotzdem … hier stand er vor mir, den obersten Hemdknopf geöffnet, Bartschatten im Gesicht und sein Haar verwuschelt.
    Verdammt.
    »Bist du hungrig?«, fragte Pierce, und ich drehte mich zu der schwach erleuchteten Küche um. »Nick wird erst lange nach dem Kerzenentzünden zurück sein.«
    Kerzenentzünden. Daran erinnerte ich mich. Es bedeutete Dämmerung. »Ausgehungert.« Ich schaltete das Licht in der Küche an und schaute Richtung Bad. »Vergiss nicht, wo wir stehengeblieben waren.«
    Ich ließ Pierce zurück – er musste selbst draufkommen, was ich gemeint hatte – und hoffte, dass er nichts hören konnte, als ich alles Nötige erledigte. Gott, warum dachte ich überhaupt darüber nach, ob er vielleicht hören konnte, wie ich die Toilette spülte? Ich sackte in mich zusammen, als ich mich in dem alten, angelaufenen Spiegel über dem Waschbecken sah.
    Ich hatte Augenringe und wirkte trotz des Nickerchens müde. Meine Haare waren ein einziges Nest, und als ich Nicks Bürste benutzte, verhedderte es

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